In der Falle - Leino, M: In der Falle
Viitasalo. »Der Mann ist derselbe, der was mit dem Verschwinden von Hartikainen zu tun hatte und von dem du mir im Februar nichts erzählen wolltest.«
Kousa lachte auf. »Ein Jammer, dass du bei der Polizei aufhören willst. Hast du übrigens je daran gedacht, dich bei uns zu bewerben? Die KRP ist kein schlechter Laden, und ein neues Umfeld könnte dich vielleicht auch neu motivieren?«
»Sagst du mir jetzt den Namen des Mannes?«, fragte Viitasalo, die Frage nach seiner beruflichen Zukunft übergehend.
»Jetzt ja«, antwortete Kousa. »Turunen, Leif Turunen. Wir können nur noch nicht nach ihm fahnden, damit sie keinen Verdacht schöpfen und die Operation womöglich abblasen. Dieser Turunen ist im Augenblick auch nicht so wichtig. Früher oder später kriegen wir ihn am Arsch, dann finden wir garantiert auch Hartikainens Leiche. Eins nach dem andern. Als nächstes informieren wir den Zoll in Vaalimaa, dass sie den LKW unter keinen Umständen aufhalten sollen.«
»Ihr wollt nicht Präsenz zeigen?«
»Im Gegenteil. Wir geleiten den LKW sicher durch Finnland bis Turku und dort auf die Fähre«, erklärte Kousa. »Wir sind mit fünf Wagen unterwegs und rühren auch ihren Begleitschutz nicht an. Wir wollen die ganze Kette, bis ins letzte Glied. In Schweden nehmen die schwedische Sicherheitspolizei und die Stockholmer Drogenkollegen den LKW in Empfang und lassen ihn in aller Ruhe sein Ziel ansteuern. Erst wenn sie den Empfänger kennen, schlagen die schwedischen Kollegen zu. Das einzig Ärgerliche an dem Plan ist, dass wir zu viel vom Lorbeer den Schweden überlassen müssen.«
»Man kann nicht alles haben.«
»Sag ich auch immer. Aber wenn die Sache in trockenen Tüchern ist, geb ich dir einen Kaffee mit einer Zimtschnecke aus.« Kousa lachte. »Und wir reden noch mal über deine weiteren beruflichen Pläne, abgemacht?«
Nach dem Gespräch war Viitasalo bester Laune. Es würde schon alles wieder werden. Und es war fast ein Kinderspiel.
Turunen war müde. Wenn es nach ihm ginge, würde er sich gleich schlafen legen. Hoffentlich hatte Bregovic für den Abend keine anderen Pläne. Ihm selbst war nur nach einer Dusche und einem frisch gemachten Bett, vielleicht noch nach ein paar Drinks, aber er musste vorsichtig sein: Er durfte sich bei Bregovic keine Patzer erlauben. Das letzte Telefonat mit Sundström am Sonntag war gut gelaufen, er schöpfte nicht den geringsten Verdacht. Im Gegenteil: Er hatte für seine Verhältnisse geradezu zufrieden geklungen, als er hörte, dass die Vorbereitungen so gut wie abgeschlossen waren und es sogar schon ein Datum für den Transport gab, den 29. April. Turunen lächelte beim Gedanken an ihr Gespräch. Dabei war es nur ein Vorgeschmack auf seinen Triumph gewesen. Er hatte Sundström vorgeschlagen, das nächste Mal am Freitagmorgen anzurufen, dann wisse er die letzten Einzelheiten. Auf diesen Anruf freute sich Turunen. Das Gespräch würde ihn für alles, was er im Laufe der Jahre von Sundström hatte hinnehmen müssen, entschädigen. Fürstlich.
Humlegård blieb rechts liegen, als das Taxi auf der Birger Jarlsgatan nach Norden beschleunigte. Turunen war erst vor einer Viertelstunde am Stockholmer Hauptbahnhof aus dem Zug ausgestiegen. Er hatte im Zug zu schlafen versucht, es aber nicht gekonnt. Gab es irgendetwas, was er nicht erledigt hatte? Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Um keine Spuren zu hinterlassen, hatte er während der ganzen Reise nur Bargeld benutzt. Er war schon hundemüde in Sundsvall in den Zug gestiegen, und bis zur Ankunft hatte sich sein Zustand nicht gebessert. Einen mittleren Kater hatte er außerdem. Seine Zunge fühlte sich an wie nach einem Wespenstich, taub und geschwollen. Bregovics Adresse in Lidingö hatte er wiederholen müssen, bevor der türkische Fahrer sie verstand. Deshalb hatte er sich auch die Bemerkung erspart, dass es seines Wissens eine kürzere Strecke gab als die Rundfahrt um ganz Östermalm, zu der ihn der glatzköpfige türkische Trottel entführte. Das Trinkgeld konnte Ali sich abschminken, beschloss Turunen gähnend.
In Stockholm war der Frühling deutlich weiter fortgeschritten als in Espoo. An den Bäumen hingen schon blassgrüne Blättchen, und die Rasenflächen waren auch keine ausgetretenen Flickenteppiche mehr wie zu Hause. Gut, dass wenigstens schon das Eis im Finnischen Meerbusen geschmolzen war, sonst hätte er seine Reise anders planen müssen. Glück auch, dass er noch die Winterreifen an seinem Mercedes gehabt
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