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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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Spanien war ja nicht weit. In etlichen siebzehn oder achtzehn Stunden trieb ihn ein günstiger Wind nach der spanischen Küste. Es war ein felsiges, steiniges Ufer, an dem er landete, und außer ein paar Fischerhütten war nichts zu sehen. Die Fischer erstaunten über den Mann in den roten Hosen und gaben ihm getrocknete Fische zum Essen und Quellwasser zum Trinken. Der Rote hatte sich das längst vergessene Zivilleben eigentlich weit schöner vorgestellt. Als aber ein hübsches spanisches Mädel erschien, fand er das Zivilleben doch schön und wurde – nun, er wurde so, daß die Fischer ergrimmten. Mit knapper Not rettete er sich in sein Boot. Und in weiteren zwanzig Stunden war er wieder in Oran, band das Boot seelenruhig an, gab dem zeternden arabischen Eigentümer einen gewaltigen Fußtritt und erzählte seinem Kommandeur ein schönes Märchen von einem ganz zufälligen Einsteigen in das Boot und einem gewaltigen Wind, der das Boot losgerissen und ihn ins Meer hinausgetrieben habe. Weil der Offizier Humor hatte, kam der Mann der roten Haare mit ein paar Tagen Arrest davon.
    Die Legionäre griffen gierig nach der letzten Flasche Wein. Ich starrte in ihre Gesichter, ob sie etwas ahnten von der Tragik dieses gewaltigen Freiheitsdranges, von der Tragik eines Menschen, der mit der hart gewonnenen Freiheit nichts anzufangen wußte.
    In ihren Gesichtern war nichts zu lesen. Herrgott, zehn Jahre Fremdenlegion ...

Legionär Nummer 17 889.
    Amerikanische und französische Signale. – Südwärts zur Stadt der Fremdenlegion. – Franz Adam Beyerlein in Sidi-bel-Abbès, – Pas bon sagt der Sergeant. – Ein letztes Aufbäumen. – Der Hohn der neuen Kameraden. – Die Weisheit des Negers. – Meine Kleider verhelfen einem Legionär zur Flucht. – La onzième. – Trödelhandel am Kasernentor. – No. 17 889.
    Irgendwo blies ein Trompeter. Ich lag still in meinem versteckten Winkel, das Gesicht unter dem Ueberzieher, der meine Bettdecke war, und befand mich in jenem Stadium des Erwachens, in dem man sich noch nicht entschließen kann, die Augen zu öffnen – in dem man Worte und Geräusche hört, ohne zu wissen, woher sie kommen und was sie bedeuten. Die von Ferne leise klingenden Trompetentöne schlichen sich in meinen Schlaf hinein, und mein schläfriges Gehirn suchte in der Erinnerung ...
    Mit einemmal wußte ich, was der Trompeter blies. Es war die Reveille, das Morgenwecken der amerikanischen Armee. Die Töne klangen genau so tremolierend und hinausgedehnt, wie der kleine Smiley von der »Sixth Cavalry« sie zu blasen pflegte. Der Text fiel mir ein, den der Humor des amerikanischen Regulären zu diesem Signal gedichtet hat:
I can't get 'em up,
I can't get 'em up,
I can't get 'em up in the morning!
I can't get 'em up,
I can't get 'em up,
I can't get 'em up at all!
    »Sie stehen nicht auf, sie stehen nicht auf, sie stehen nicht auf des Morgens ...«
    Mir schien es, als wäre ich verhext, verzaubert, verwunschen, als hätte ich nur einen häßlichen Traum geträumt von einem zerbrochenen Glück und einer phantastischen Fremdenlegion. Ein eiskalter, nebeliger Tropenmorgen war es, im Santiago-Tal auf Kuba, und ich lag in meiner Hängematte und war immer noch Kriegskorrespondent. Drüben bei den Zelten des sechsten Kavallerieregiments blies Smiley die Reveille ...
    Lauter klangen die Trompetentöne. Ich erwachte, richtete mich auf und starrte in komischer Verwunderung den Hof des kleinen Forts bei Oran an und die Menschen in roten Hosen, die da herumliefen. Aber getäuscht hatte ich mich doch nicht: denn leise klang wieder von den Kasernen unten in Oran der Weckruf der Trompete herauf: Die amerikanische Reveille!
    Des Rätsels Lösung ist einfach. Die französischen Signale zum Wecken und die amerikanische Reveille stimmen völlig überein.
    Drei Tage lang blieben wir in dem kleinen Fort auf dem Sandsteinfelsen bei Oran. Dann brachte der Dampfer wieder neue Legionsrekruten, zwanzig Mann, und wieder waren es zum größten Teil Deutsche. Am gleichen Tage noch ging es auf der Eisenbahn weiter, hundert Kilometer nach dem Süden, nach Sidi-bel-Abbès, dem Zentraldepot der Fremdenlegion, dem Hauptquartier des ersten Regiments der Legion, des » premier étranger «. Der rumpelige Bahnzug mit seinem uralten Rollmaterial brauchte sechs Stunden für die Fahrt. Zuerst ging es durch Gärten hindurch, und das Gelände bei Oran schien dicht besiedelt zu sein. Aber es dauerte nicht lange, da verschwanden die Gärten und Aecker –

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