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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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ist, so konzertiert ihre Regimentskapelle wöchentlich mehrere Male auf dem Place Sadi Carnot . Der Bel-Abbèser fand das Konzert von jeher sehr schön, aber es gefiel ihm nicht besonders, daß außer ihm auch Tausende von Legionären auf dem Carnotplatz lustwandelten und sich ebenso wie er an den Legionärsmärschen freuten.
    So sperrte eines schönen Tages der brave Bürger den Place Sadi Carnot mit Gendarmerie ab und gedachte, die Musik ganz allein für sich zu haben.
    Die Legionäre waren starr, und die arabischen Gendarmen fühlten sich ungemütlich. Immer mehr Legionäre sammelten sich an und debattierten in fünfzehn verschiedenen Sprachen über die Unduldsamkeit des braven Bürgers von Sidi-bel-Abbès. Mit einemmal kommandierte ein alter Legionär:
    En avant par colonne du régiment – marche!
    Die arabischen Gendarmen purzelten nach rechts und links, die Bürger von Sidi-bel-Abbès verschwanden wie durch Zauber in den Nebenstraßen, und in fünf Minuten sah man auf dem Place Sadi Carnot keine lebendige Seele mehr in Bürgerkleidung. Die Rothosen triumphierten.
    Weil sie in guter Laune waren, schlugen sie die Stühle kaputt, auf denen die Herren und Damen von Sidi-bel-Abbès gesessen hatten, türmten sie zu einem Scheiterhaufen auf und inszenierten ein sehr gelungenes Feuerwerk, während die Regimentsmusik lustige Walzer spielte ...
    Unterdessen war eine Deputation zum Regimentskommandeur gestürmt und klagte ihm, seine Legionäre seien auf Mord und Totschlag aus. Der Oberst lachte.
    »Meine Herren,« sagte er, »jetzt ist es elf Uhr. Meine Leute haben bis Mitternacht Urlaub. In einer Stunde ist also alles vorbei!«
    »Aber sie haben die Stühle verbrannt,« jammerte die Deputation.
    »Ich freue mich, daß sie sonst nichts angezündet haben,« lachte der Oberst. »Lassen Sie meine Legionäre zufrieden, und meine Legionäre werden Sie zufrieden lassen.«
    Seitdem ist der Bürger von Sidi-bel-Abbès etwas vorsichtiger im Umgang mit der Legion. Eine » ordre municipale « schreibt zwar vor, daß Legionäre im Theater der Stadt nur Billette für die Galerie erstehen dürfen, aber wenn ein Legionär mit überflüssigem Geld einmal einen Parkettplatz haben will, so bekommt er ihn. Man hat die Empfindlichkeit der Legion zu respektieren gelernt.
    Die Verachtung aber ist natürlich geblieben. Der Legionär löscht zwar die Feuersbrünste, die in Sidi-bel-Abbès ausbrechen: er rettet Menschen und Ware, wenn in der Regenzeit aus dem Bächlein Mekerra ein reißender Fluß wird; er schützt den hilflosen Bürger, wenn die Nachkömmlinge der Beni Amer die Judenhetze, die sie so sehr lieben, veranstalten wollen. Aber der arme Teufel von Söldner hat ja kein Geld, und der brave Bürger hält es mit Heine:
–Wenn du aber gar nichts hast,
Ach, so lasse dich begraben –
Denn ein Recht zum Leben, Lump,
Haben nur, die etwas haben!
    Ein Stadtviertel von Sidi-bel-Abbès war uns Legionären tabu – strenge verboten, bei einer Strafe von dreißig Tagen Gefängnis: Die village nègre , die Negerstadt, die Keimstätte aller Seuchen und Verbrechen. Die menschlichen Tiere, die dort hausten, hatten einmal einen Legionär totgeschlagen, weil sie seine Schärpe begehrten ...
    In brennender Neugierde übertrat ich einmal das Verbot. Langsam, vorsichtig spähend, ob keine Patrouille in der Nähe sei, schritt ich über den Exerzierplatz und bog dicht hinter der Moschee in das Hüttengewirre ein. Es war schwarze, dunkle Nacht, und ich stolperte immer wieder über Unrathaufen und über Löcher in dem festgestampften Lehmboden.
    Endlich tauchte ein Lichtschein auf. Die Hauptstraße der village nègre lag vor mir, eine Gasse so eng, daß man die Mauerseiten mit ausgebreiteten Armen hätte berühren können. Die elenden niedrigen Häuser waren halb verfallen, und zackige Löcher ersetzten die Fenster und die Türen. Das Gäßchen mochte hundert Schritte lang sein und lag im Schein eines halben Dutzends Fackeln, die in Mauerritzen steckten, hellerleuchtet da.
    Ein Leben und Treiben wie in einem Bienenstock herrschte in dem engen Raum. Schreien und Gellen und Singen erfüllte die Luft. Vor jeder Hütte saßen Frauen, die armen Weiber des aufblühenden Sidi-bel-Abbès, die für ein paar Pfennige und einen Schluck Absinth ihren Körper feilboten. Hier machte sich das Laster in einer primitiven Form breit, roh, erschreckend. Die Nachtluft war kalt. Becken mit glühenden Kohlen standen auf dem schmutzigen Boden. Weiber kauerten darüber, die ihren

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