Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
Vom Netzwerk:
Der Kopf aber lag dem Gerippe zwischen den Beinen! Ein andermal wurde der Korporal von Rassedins escouade beim Morgenappell vermißt. Er war Abends in nächster Nahe der Station spazieren gegangen und nicht zurückgekommen. Nach kurzem Suchen fanden sie ihn.
    »Tot war er. Aber im Tode noch konnte ich die fürchterliche Angst in den weitaufgerissenen Augen sehen,« behauptete Rassedin. »Beide Beine waren ihm gebrochen und nach hinten umgebogen. Sein Unterleib war förmlich zerfetzt. Aber an und für sich war keine seiner Wunden tödlich. Sie müssen ihn viele Stunden lang gequält haben. Und von da ab machten wir keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen im Gefecht, sondern schossen alles nieder. Woher ich weiß, daß es wirklich Weiber waren, die den Korporal marterten? Der Tote hielt ein Stück eines gläsernen Armbands in der Hand, das er im Kampf einem seiner Peiniger entrissen haben mußte. Solche Armbänder tragen bei den Beduinen nur die Frauen!«
    So ist der Legionär dazu gekommen, im Araberweib den Satan selbst zu sehen. Ich habe schon von dem Soldaten mit dem auf der Stirne eintätowierten Totenkopf erzählt, der mir einen aus einer Frauenbrust gegerbten Tabaksbeutel zeigte. ...
    *
    Eine nutzlose, völlig unberechtigte, menschenquälende Art von Legionsbrutalität erlebte ich bei dem Manövermarsch am eigenen Leibe. War es das Frieren unter dünner Decke in den eiskalten Nächten mit ihrem kolossalen Temperaturwechsel, war es das schlechte Wasser oder die körperliche Ueberanstrengung der harten Marschtage, ich litt an quälenden Magenschmerzen. Während des Marschierens bekam ich alle Augenblicke Magenkrämpfe und konnte nur in gebückter Haltung, zusammengekrümmt wie ein Wurm, mit Mühe und Not mich weiterschleppen. Als wir ins Biwak kamen, war ich mit meinen Kräften zu Ende. Ich ging zu dem Zelt des Arztes, in Begleitung des Korporals du jour mit dem Krankenbuch. Der Arzt, ein Oberstabsarzt erster Klasse, dessen Name mir leider entfallen ist, riß dem Korporal wütend das Meldebuch aus der Hand und schrie ihn an:
    »Auf dem Marsch gibt es keine Kranken! Das könnte Ihre Kompagnie doch eigentlich wissen.«
    Der Korporal zuckte die Achseln. »Befehl des Kapitäns,« sagte er lakonisch.
    Nun wandte sich der Arzt an mich.
    »Was fehlt dir?«
    Ich beschrieb kurz meine Magenkrämpfe und betonte, daß ich nur um ein Linderungsmittel, ein Opiat oder dergleichen bitten möchte und meinen Dienst tun wolle.
    Er sah mich einen Moment lang an und meinte dann verächtlich:
    »Was weißt du von Opiaten! Du bist, deinem Akzent nach, Engländer?«
    »Nein, monsieur le major , Deutscher.«
    »So, ich will dir etwas sagen. Wir kennen diese Dinge! Ob du nun Engländer bist oder Deutscher oder Hottentotte, ich halte dich für einen ganz gewöhnlichen Simulanten. Ich schreibe dich non-malade , nichtkrank. Non-malade , Korporal!«
    Ich war niedergeschmettert. Erstaunen kämpfte mit Entrüstung. Soeben, in dem Augenblick, als dieser Arzt mit mir sprach, hatte ich mich in den Schmerzen eines Magenkrampfes zusammengekrümmt! Ich sei nicht krank! Das bedeutete nicht nur den Verlust lindernder Medizin, sondern eine sehr empfindliche Strafe. Wer vom Arzt als »nichtkrank« befunden wird, gilt ohne weiteres als der Simulation überführt und wird gewohnheitsmäßig mit vier Tagen Arrest bestraft.
    Ich grüßte militärisch und sagte:
    » Non-malade, monsieur le major? Ohne Untersuchung?«
    »Va-t-en!« schrie der Oberstabsarzt. »Hinaus mit dir!«
    Der Korporal schüttelte den Kopf, als mir durch das Lager gingen, und riet mir, geduldig zu sein. Er glaube ja, daß ich Schmerzen hätte, und er wisse, daß »das Schwein von einem Doktor« schon manchen armen Teufel ins Unglück gebracht habe. Aber eine Beschwerde würde die Sache nur noch schlimmer machen. Ich antwortete nichts und malte mir die kommende Nacht aus. Ich würde vor dem Wachtzelt an einen Pflock angebunden werden und ohne Decke in der eisigen Kälte auf dem nackten Boden liegen müssen, weil – ich so unverschämt gewesen war, ein bißchen Arznei haben zu wollen. Eine wahnsinnige Wut stieg in mir auf. Als der Korporal seine Meldung erstattet hatte, ließ mich mein Kapitän rufen.
    »Sie sind noch nicht bestraft?«
    »Nein.«
    »Weshalb haben Sie simuliert?«
    Da wurde ich fassungslos und schrie in einem Paroxismus von Aufregung dem Offizier Anklagen und Vorwürfe zu. Der Doktor sei ein Esel und ein Schandfleck seiner Profession. Er sei nicht nur hirnvernagelt,

Weitere Kostenlose Bücher