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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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Nachlässigkeit und indisziplinierten Benehmens mit vierzig Tagen Gefängnis bestraft.«
    So hieß es im nächsten Regimentsbefehl.
    Man sieht, die Maschine funktionierte tadellos! Ihre Rädchen drehten sich in wundervoller Präzision. Wen es interessierte, der konnte sogar ihre Bewegungen im voraus berechnen! Dubois tat das. Er wußte ganz genau, was ihm bevorstand – er wurde immer stiller, immer trauriger, er sprach kaum ein Wort mit seinen Kameraden. Wehren konnte er sich nicht: zu einem Fluchtversuch hatte er keine Energie mehr. Du lieber Gott, sein bißchen Energie hatte er vergessen, verloren – irgendwo unten im Süden, in einem sonnverbrannten Zeltlager, dort, wo das Strafbataillon arbeitet.
    Die Rädchen der Strafmaschine schnurrten weiter. – – Achtzig Tage Gefängnis waren die nächste Dosis des kleinen Jean. Zur Abwechslung kamen dann sechzig Tage cellule . Wenn man nur die Zeit rechnen wollte, so könnte man meinen, er sei diesmal besser weggekommen. Keineswegs, diese sechzig Tage waren ja Hungertage! Denn cellule bedeutete Hunger, Abmagerung; viel Hunger, große Abmagerung.
    Acht Tage, wenn ich mich recht erinnere, war Dubois in der Kompagnie nach seiner sechzigtägigen Diätkur. Dann begann die Maschine wieder ihre Arbeit: Abermals dreißig Tage! ... Dreißig Tage Gefängnis – für den Unverbesserlichen, für dieses insubordinierte Subjekt? – Nein! Dem Regimentskommandeur war es wirklich nicht zu verargen, daß ihm der Geduldsfaden riß. Also bestätigte er die Strafe nicht, sondern – stellte den Schandfleck der 11. Kompagnie vor ein Kriegsgericht. Und abermals setzte sich die Maschine in Bewegung:
    Zwei Jahre prison, zwei Jahre harter Arbeit in einem Festungsgefängnis für Jean le malheureux!
    Mit dem nächsten Sträflingsschub transportierten sie ihn nach Oran. Ich habe nichts mehr von ihm gehört – ich weiß nicht, wie es ihm als Sträfling gegangen ist. In meinem unverwüstlichen Optimismus will ich gern annehmen, daß der zweijährige Zwischenakt der Gesundheit des kleinen Jean nicht weiter schadete – daß dieser dereinst wohlbehalten und vergnügt nach seinem Vaterlande zurückkehren wird, wenn er seine Verpflichtungen gegen die Fremdenlegion erfüllt hat. Selbst dann gibt es noch eine hübsche Rechnung:
Ursprüngliche Dienstzeit des Jean Dubois:
5 Jahre
Nachzudienende Zeit im Strafbataillon:
6 Monate
Nachzudienende Zeit der Regimentsstrafen:
7 Monate
Nachzudienende Zeit im Festungsgefängnis:
2 Jahre
 
____________
Gesamtzeit, die Jean Dubois an Stelle
der ursprünglichen 5 Jahre dient:
8 Jahre, 1 Monat
    Bei dieser optimistischen Berechnung geht mein Optimismus so weit, daß ich annehme, Malheur-Jean hätte während seiner Haft im Festungsgefängnis und während seiner späteren, restlichen Dienstzeit keine weiteren Freiheitsstrafen mehr bekommen.
    Zwinge ich mich aber, das Schicksal des kleinen Jean vom pessimistischen Standpunkte aus prophetisch zu betrachten, so wird die Rechnung noch viel hübscher. Dubois war keine besonders kräftige Natur, und es ist sehr gut möglich, daß Strafbataillon plus Gefängnis plus Hunger plus Kerkerhaft plus Verzweiflung ihm den Garaus machten. Dann haben eine verlorene blaue Schärpe, die Bosheit eines Feldwebels und die Strafwut einer Reihe von Offizieren ihn gemordet.
    Wie das aber auch sein mag, ob Jean Dubois acht Lebensjahre der Legion hingibt oder zehn – wenn er in seine Heimat zurückkehrt (er ist Franzose!) wird seine Kraft nicht mehr viel wert sein auf dem Arbeitsmarkt der Welt.
    Ach, da fällt mir ein, daß ich noch eine sehr hübsche Rechnung weiß! Der kleine Jean war ein nachdenklicher Geselle. Wenn er nun nach zehn langen Jahren in seine Heimat zurückkommt, setzt er sich vielleicht hin und rechnet aus, wieviel er denn eigentlich in den zehn härtesten Jahren seines Lebens verdient hat.
    So würde das Exempel aussehen:
1. Dienstjahr
5 Cent. tägliche Löhnung
Frks. 18.25
2. Dienstjahr
5 Cent. tägliche Löhnung
Frks. 18.25
3. Dienstjahr
5 Cent. tägliche Löhnung
Frks. 18.25
4. Dienstjahr
10 Cent. tägliche Löhnung
Frks. 36.50
5. Dienstjahr
10 Cent. tägliche Löhnung
Frks. 36.50
 
 
_________
 
 
Frks. 127.75
    Die anderen fünf Jahre? In denen hat der kleine Jean gratis gearbeitet. Diese fünf Strafjahre waren »rabiau« , wie man in der Legion sagt, nutzlos, überflüssig. Ueberlaufender Schaum bei moussierenden Getränken bedeutet der Ausdruck wörtlich. Vergeudete Lebenszeit bezeichnet er in der Legion. In seinen

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