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In der Fremdenlegion (German Edition)

Titel: In der Fremdenlegion (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Rosen
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Zeit, ihre Putzarbeit für den nächsten Tag zu verrichten. Um 9 Uhr aber, beim Abendappell, müssen sie sich im Drillichanzug bei der Wache melden und werden die Nacht hindurch in den »salle de police« gesperrt – in die überfüllte Massenzelle. Schlaf ist in dem Menschengedränge, in der verpesteten Luft nur für Stunden möglich, nur dann, wenn der übermüdete Körper trotz aller Greuel der Umgebung sein Recht auf Ruhe fordert. Morgens um fünf Uhr werden sie entlassen und machen, wie alle andern, den gewöhnlichen Dienst der Kompagnie mit. Acht Tage »salle de police« gelten als leichte Strafe – ein Zeichen, daß die Legionäre nicht an übertriebener Empfindlichkeit laborieren!
    Salle de police war bei uns etwas Selbstverständliches; der Kasernenarrest gehörte zum Tagewerk. In unserem Mannschaftszimmer war ich der Einzige, der seine Bekanntschaft noch nicht gemacht hatte, und das war nur Zufall, unverschämtes Glück.
    Ueber Extra-Corvées und Kasernenarrest regte sich bei uns kein Mensch auf. Vor dem prison aber hatten alle Legionäre gehörigen Respekt!
    Prison ist die eigentliche Legionsstrafe, die Arreststrafe im Gefängnis des Regiments, der »Mittelarrest« der Legion. Sie ist jedoch himmelweit verschieden vom deutschen Mittelarrest, und es würde eine ganz falsche Vorstellung erwecken, wenn man prison mit »Arrest« übersetzen würde. Gefängnis ist das richtige Wort! Aus schwerer, harter Arbeit und fürchterlichen sanitären Zuständen ist die Gefängnisstrafe der Legion zusammengesetzt: ein Bild von ihr kann man sich nur machen, wenn man die Ausführung der Strafe betrachtet. [Fußnote: Siehe Schluß des Kapitels! – Der Verf.]
    Weiter folgt cellule , durch Hunger verschärfte Einzelhaft.
    Dann kommen die »Zéphirs«, die zum Strafbataillon Verurteilten. Alle zwei bis drei Wochen verließ ein Transport von Zéphirs die Kaserne, in zerfetzten alten Drillichuniformen. Im Strafbataillon mußten sie ja doch den kaffeebraunen Sträflingskittel tragen!
    »Disziplinarabteilung der Unverbesserlichen« wird das Strafbataillon offiziell genannt, und die Deportation zu den Zéphirs ist die letzte Strafe, die ohne Spruch des Kriegsgerichts verhängt werden kann. Mit der Unverbesserlichkeit aber ist es manchmal sonderbar beschaffen. Die Unglücklichen leisten unter starker Bewachung die Pionierarbeit im tiefsten Süden. Sie bauen Straßen, sie graben Brunnen, sie errichten neue Stationen in den ungesundesten und am weitesten von der Zivilisation entfernten Punkten Algeriens. Sie müssen arbeiten, wie selbst ein Legionär, dem ja allerschwerste Frohn etwas Vertrautes ist, niemals ohne härtesten Zwang arbeiten würde. – Und wenn besonderer Bedarf für Pionierarbeit im Süden ist, wenn z.B. neue Kommunikationswege angelegt werden sollen, steigt mit einemmal der Bestand der Strafbataillone. Die Unverbesserlichkeit der Legionäre vermehrt ganz merkwürdig, wenn die militärische Administration Unverbesserliche braucht – zum Arbeiten!
    »Viel Arbeit – viele Zéphirs«, sagt das Legionssprichwort.
    Die höchsten Sprossen der Stufenleiter endlich sind die schweren militärischen Strafen, vom Zuchthaus bis zum Tod durch Erschießen, über die das Kriegsgericht des algerischen Korps in Oran entscheidet. Seine Urteile sind berühmt durch maßlose Härte. Um vors Kriegsgericht zu kommen, braucht der Legionär gerade kein fürchterliches Verbrechen begangen zu haben. Es genügt schon, wenn er ein Uniformstück verloren hat!
    In dem maßgebenden französischen Geschichtswerke über die Fremdenlegion schreibt Roger de Beauvoir: »Jede der beiden Disziplinarsektionen hat eine mittlere Stärke von 150 Mann; von diesen 300 Verurteilten sind mindestens 200 im Strafbataillon wegen Verkaufs ihrer Militäreffekten. Früher pflegte man für diesen Delikt den »Magen bezahlen zu lassen« – d.h. dem Schuldigen wurde eine Diät von Wasser und Brot zudiktiert, so lange, bis er aus dem ersparten Menagegeld den Wert des verschleuderten Uniformstückes ersetzt hatte. Diese Strafe ist schließlich zu barbarisch-veraltet erschienen und man hat sie durch das Kriegsgericht ersetzt, das auf sechs Monate Gefängnis erkennt. Die Legionäre sehnen sich nach dem alten Regime!«
    »And thereby hangs a story« , wie Kipling zu sagen pflegt. Daran hängt eine Geschichte!
    Eine sehr traurige Geschichte ... Kein vernünftiger Mensch wird bestreiten wollen, daß für das bunt zusammengewürfelte Menschenmaterial der Legion eiserne

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