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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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unterband.
    Mein Körper fühlte sich wie erstarrt an. Das war es also.
    Natürlich war ich kein Schaf. Ich wusste doch nur allzu gut, weshalb er mich geheiratet hatte.
    Ich versprach nicht nur, eine folgsame Gemahlin zu werden, sondern auch eine, die ihm viele Nachkommen würde schenken zu können. Im Institut hatte ich unter Beweis gestellt, dass ich robust war. So robust, wie es eine Frau sein musste, die nicht bereits nach dem dritten oder vierten Kindbett siech wurde und starb.
    Eine Gemahlin wie ich hingegen würde auch die zehnte Geburt noch überleben und ihm die Mühe ersparen, beständig nach einer neuen Frau zu suchen.
    All dies dachte ich wahrhaftig ohne jeden Zynismus, oder gar Selbstmitleid.
    Dies lag mir vollkommen fern, hielt ich doch selbst die Ehe für eine nüchterne Zweckgemeinschaft, in der überbordende Gefühle nichts verloren hatten.
    Zudem verlangte Henry nichts Unmögliches von mir, brachte mir keine Schme r zen bei und erniedrigte mich auch nicht.
    Insofern konnte ich mich glücklich preisen.

Neues Leben

    Der Herbst hatte den Sommer in weniger als zwei Wochen ausgelöscht. Inne r halb kürzester Frist hatten die Nachtfröste mit einer Heftigkeit eingesetzt, die den Bauern die nackte Angst in die Gesichter trieb.
    Die Ernte war noch nicht vollständig eingeholt und jede Stunde, die man abwa r tete, mochte über den Untergang oder den Erhalt der eigenen Familie entsche i den.
    Da nun die Landleute um Dark Hill House herum allesamt mit unserem Personal verwandt oder verschwägert waren , sah man bald auch im Haus nur noch dü s tere Mienen.
    Henry selbst war weniger besorgt wegen möglicherweise ausbleibender Pach t zahlungen, als vielmehr bedrückt, weil er erwartet hatte, dass ich umgehend schwanger werden würde.
    Doch bereits eine Woche nach unserer Trauung wurde für uns klar, dass es nicht geklappt hatte.
    Claire half mir gerade, ein paar Kleidungsstücke zu flicken, als sie mich nach meinem Befinden fragte.
    „Es geht mir gut.“
    Sie nickte und schob die Nadel abermals durch den porösen Stoff.
    „Weshalb fragst du?“
    „Wegen des Herrn. Er wünscht sich doch so sehr ein Kind.“
    Ich wusste, dass hinter ihren Worten mehr verborgen lag, als sie mir so direkt sagen wollte, doch ich versetzte nur leichthin:
    „Nun … Er hat bislang ein Mal mit mir verkehrt. Da wäre es schon ein großer Zufall.“
    Claire nickte und nadelte eifrig weiter.
    „Was ist denn?“, hakte ich nach, denn ich war doch auch neugierig geworden.
    „Es ist wegen der Ernte. Es gibt so viele üble Vorzeichen …“
    Ich legte die Arbeit beiseite und trat ans Fenster. Wenn ich jetzt etwas nicht brauchen konnte, war es abergläubisches Geschwätz vom Personal.
    „Ich will solcherlei nicht hören!“, knurrte ich.
    „Aber, M´am. Es ist nicht böse gemeint. Ich mache mir nur Sorgen. Es treiben sich schon Räuberbanden herum. Bauern, die nichts mehr zu beißen haben, schließen sich ihnen an. Und es ist noch nicht einmal Oktober zu ende.“
    Es genügte ein Blick nach draußen, um zu wissen, dass uns allen schwere M o nate bevorstanden.
    „Ich weiß, Claire. Aber gegen den Frost können wir nichts unternehmen.“
    „Es wird Tote geben“, sagte sie leise.
    Auch das wusste ich. Der Tod war mir kein Unbekannter, sondern vielmehr ein steter Begleiter, solange ich denken konnte.
    „Und was du sagen willst, ist dass wenn die Menschen verhungern, auch eine Schwangere größte Probleme hat.“
    Claire nickte und ihre kleine Nase verschwand fast hinter dem Rand ihres Häu b chens.
    „Und viel Zeit wird der Herr Ihnen nicht geben, M´am. Er will einen Erben und zwar bald. Und dann noch einen Ersatz. Mindestens.“
    Wie sollte ich ihr erklären, dass ich mir keine Gedanken über die Zukunft mehr machte?
    Dass ich aufgehört hatte, mir Sorgen über das Morgen zu machen, seit mich Mr. Delacro in sein Bett geholt hatte.
    Es gab nur noch ein Ziel: Leben, o hne gequält zu werden.
    „Ach, Claire. Was können wir tun? Die Dinge kommen eh, wie sie kommen. Wir haben kein Einfluss auf das Schicksal.“
    Das Mädchen durchtrennte den Faden mit ihren Zähnen und fädelte dann einen neuen ein.
    „Schon, M´am. Aber man kann doch bestimmte Dinge vorhersagen. Also wie jetzt mit dem Hunger und den Räubern. Sie sind wie die Wölfe: Je schwieriger es für sie wird, Nahrung zu finden, desto näher kommen sie an die Behausu n gen der Menschen. Und dann …“
    Claire kam nicht mehr weiter. Draußen hörte man plötzlich lautes

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