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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Hufgetrappel. Stimmen, die sich zu überschlagen schienen und von den Mauern des hinteren Hofes widerhallten.
    Claires und meine Blicke trafen sich. Im nächsten Moment waren die Näharbe i ten zur Seite geworfen und wir eilten so schnell es unsere langen, weiten Röcke und die schlecht beleuchteten Korridore zuließen hinunter und durch eine der rückwärtigen Türen nach draußen.
    Eisige K älte schlug u ns entgegen und ich zog das Tuch, welches ich um meine Schultern gelegt hatte, über meiner Brust zusammen.
    „Was ist hier los?“, rief ich und konnte vor unruhig auf der Stelle trampelnden Pferden und umher eilenden Männern kaum einen Überblick gewinnen.
    Einer der Jagdpächter erbarmte sich meiner und blieb keuchend vor mir stehen. Sein ledernes Wams war dunkel befleckt und seine Jacke an der Schulter au s gerissen.
    „Wir haben einen von der Crosspath- Bande geschnappt.“
    Der Begriff sagte mir gar nichts.
    „Crosspath- Bande? Was hat es mit denen auf sich?“
    „Sie überfallen in Robin Hood- Manier die Durchreisenden hier. Doch im Gege n satz zu Robin Hood vergessen sie, den Armen von der Beute ab zu geben.“ Bei diesen Worten grinste er und entblößte eine große Zahnlücke, die er mit Kaut a bak gefüllt hatte.
    Jetzt fiel mein Blick auf einen älteren Mann in zerrissenen Hosen und verfilztem Haar. Er stand inmitten einer Gruppe anderer Männer, die ihn unsicher be o bachteten. Sie wussten offensichtlich nicht, was sie mit ihm tun sollten.
    Seine Handgelenke waren mit einem dicken Strick umwickelt, ebenso wie seine Beine.
    Ich fragte mich, wie sie ihn bis hierher geschleppt hatten.
    „Der Master kommt gleich!“, rief einer der Stallburschen und im gleichen M o ment tauchte mein Gatte in einem der Durchgänge auf.
    Vor ihm teilte sich die Menge der Männer wie das Rote Meer vor Mose s .
    Wie auf einen unhörbaren Befehl hin, verstummten alle.
    Kleine Schneeflocken begannen wieder, vom schwefelgelben Himmel zu fallen.
    Die Männer, denen Henry sich näherte, zogen ihre Mützen vom Kopf und sen k ten ihre Häupter.
    „Wer ist er?“, rief er laut über den Hof hinweg.
    „Es ist der Mann, den sie den Wanderer nennen.“
    „Er gehört zur Crosspath- Bande“, ergänzte ein anderer.
    Henry ging in einem Kreis um den Gefesselten herum.
    „Stimmt es, was sie sagen?“
    Der Mann blickte zu Boden. Seine ganze Haltung war die Antwort. Henry schien nachzudenken, indem er Runde um Runde ging.
    „Wie habt ihr ihn geschnappt?“
    Mein Gatte schien sich jedes noch so winzige Detail des Räubers einzuprägen.
    „Er hat mit seiner Bande den Pferdejuden von Rotherham überfallen. Es kamen zufällig ein paar Soldaten daher. Und drei von unseren Männern. Sie haben die Ü brigen in die Flucht geschlagen, aber den hier, den haben sie erwischt.“
    Der Mann blickte mit einem düster- verschlagenen Blick um sich und ähnelte mithin einem tollwütigen Hund.
    „Sonst habt ihr keinen erwischt?“
    In Henrys Stimme lag eindeutig eine Drohung. Er war offensichtlich nicht g e willt, eine einzige Festnahme als Triumph zu akzeptieren.
    „Einer von den Soldaten hat geschossen auf einen …“
    Ich sah den jungen Mann mit dem merkwürdigen Satzbau an.
    „Und?“, versetzte mein Gemahl gereizt.
    Der junge Mann hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    Unwirsch wandte Henry sich ab. Ich sah noch, dass seine Hände sich bewegten und plötzlich riss er den Arm hoch, ein Schuss brach und der Räuber fiel um.
    Aus seiner Schläfe erhob sich eine dampfende Blutfontäne. Sein Leib zuckte noch und dann war alles vorbei.
    Wir anderen standen wie erstarrt.
    „Ich …“, hob Henry an und seine Stimme schien über die Felsen und Wiesen hinweg zu tragen. „…werde niemals dulden, dass sich solches Gesindel hier breit macht … Ich werde jeden einzelnen erschießen … Denn ICH bin das G e setz!“
    Damit wandte er sich dem Haus zu.
    „Schafft das Aas weg.“
    Die Männer rührten sich nicht.
    „Wohin sollen wir denn mit der Leiche?“, fragte einer und ich wartete gespannt auf Henrys Antwort.
    „Werft ihn in den Schweinekoben“, sagte er im Davongehen.
    Die Männer hoben also den toten Räuber hoch und trugen ihn zu den bereits vor Hunger und Gier schreienden Schweinen.
    Solcherart war also das Leben in Dark Hill House.

Ein neuer Versuch

    Ich hatte gerade wieder mit Claire die immer kälter werdende Gute Stube b e treten, als Henry eintrat.
    „Raus!“, schrie er und Claire warf mir einen erschrockenen Blick

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