In der Gewalt der Banditen
gefunden.
Vielleicht hatten wir ja Glück, und sie gingen davon aus, dass wir geflohen w a ren und zögen sich zurück.
„Da ist ne Tasche …“, hörte ich einen Räuber rufen.
„Wenigstens was“, erwiderte ein anderer. Die Stimmen waren rau und klangen furchteinflößend in meinen Ohren.
„Was ist drin?“
„Nur Dreck“, brummte der Räuber.
Es waren meine paar Habseligkeiten.
Beschämt wich ich Perkins Blicken aus.
„Weiberkram …“
„Schau mal unter dem Kutschbock nach …“
Wir hörten Rumpeln, das Ächzen mehrerer Männer und das Splittern von Holz.
„Mach mal den Gaul los. Und den anderen erlöse!“
Ich schrak zusammen wie unter einem mächtigen Schlag, als ich den Büchse n knall hörte und das kurze Aufheulen des Pferdes.
Perkins hatte Tränen in den Augen. Seine Lider senkten sich, als schäme er sich für diese Reaktion.
Wenn sie Gnade mit einem Tier zeigten – würden sie dann nicht vielleicht auch Mitleid mit uns haben? Wohl eher nicht, beantwortete ich mir selbst meine Fr a ge.
„Denkst du, die sind noch hier irgendwo?“
„Ja. Sie verstecken sich sicher dort im Wald.“
„Dann gehen wir los und suchen.“
Jetzt geschah das, was wir befürchtet hatten. Sie machten sich auf die Suche und damit schwand unsere Chance gegen Null, heil aus dieser Sache heraus zu kommen.
Würden wir versuchen, weg zu laufen, hätten sie uns im Handumdrehen.
Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als ich das knackende Holz hö r te. Die sich nähernden Schritte.
Ich lauschte so angestrengt, dass ich bald nicht mehr zu unterscheiden ve r mochte, ob sie näher kamen, oder sich entfernten.
Obwohl ich fröstelte, wagte ich nicht einmal, das Cape enger um meine Schu l tern zu ziehen.
Keine Bewegung.
Jeder Atemzug konnte verräterisch sein. Perkins und ich starrten beide zu B o den, offensichtlich von Furcht erfüllt, wir könnten in den Augen des jeweils a n deren Angst und Verzweiflung lesen, die uns noch hilfloser machen würde.
In dieser Starre schien ich mich von der Wirklichkeit des kalten Waldbodens förmlich gelöst zu haben, de n n der brutale Griff in mein Genick, der mich mit Wucht auf die Füße zerrte, kam gänzlich unerwartet und war deswegen umso erschreckender.
Ich schrie auf vor Schock, doch Perkins konnte mir nicht helfen. Er wurde selbst von einem Räuber bei den Armen gepackt und auf die Knie geschleudert.
„Na – Wa s haben wir denn hier für zwei H übsche?“, höhnte eine dröhnende Stimme durch das Unterholz.
Ein bulliger Kern mit unrasiertem Gesicht und zerrissenen Kleidern kam mit schweren Schritten und eingezogenem Kopf auf uns zu.
„Sie wollten sich wohl verstecken“, erklärte der Kerl, der mich festhielt, vol l kommen unnötig.
Dröhnendes Lachen war die Antwort. Er stemmte seine Fäuste in die Seiten und bog sich vor Belustigung .
„Verstecken? Vor uns? Ja aber wieso denn das? Wir sind doch nett wie Be t schwestern!“
Jetzt ertönte ein vielstimmiger Chor aus Männergelächter und ich begriff, dass wir von zahllosen Banditen umzingelt waren und nicht nur von jenen dreien, die wir sehen konnten.
Mein Herz setzte aus. Würden sich die alle über mich hermachen, so wäre dies mein sicherer Tod.
Meine Brust hob und senkte sich, als läge ein Felsbrocken auf ihr. Meine Knie zitterten und drohten, mir den Dienst zu versagen.
„Ist das der Kutscher?“, fragte der Ochse in plötzlichem Ernst.
In der Hoffnung, sie würden wenigstens Perkins laufen lassen, in der Überze u gung, er könne ihnen kaum von Nutzen sein, nickte ich schnell und fügte hinzu, meinen ganzen Mut zusammennehmend:
„Lassen Sie ihn gehen. Er hat nichts … Gar nichts.“
„O- ho!“, tönte es gedehnt. „Er hat nichts … Ja du liebe Zeit. Dann müssen wir ihn wohl laufen lassen.“
Der Ochse ruckte kurz mit dem Kopf und sofort ließ der Räuber Perkins los, der nach vorne fiel.
„Los!“, herrschte er meinen Schicksalsgefährten an. „Lauf!“
Perkins sah mich hilflos an.
„Was ist? Soll ich dir Beine machen? Kannst ihr eh nicht helfen, du Narr!“
Ich nickte dem verzweifelten Mann zu.
„Rette dich!“, sagte ich leise. Da erst erhob er sich. Er schenkte mir noch einen kurzen Blick, in dem sich Hoffnung und Niedergeschlagenheit mischten.
Dann wandte er sich ab und lief los.
Doch gerade, da er einen Ast zur Seite bog, der ihm den Weg versperrte, zog der Ochse eine Pistole aus seinem breiten Ledergürtel, streckte den Arm aus und drückte ab.
Stumm sackte
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