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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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meinem Verbandsmaterial sicher bis zu meinem Lager zu kommen.
    Er lächelte selten und wenn er seinen Mund öffnete, gab er den Blick auf bra u ne Zahnstummelreihen frei, bei denen bereits einige Zähne vollkommen fehlten.
    Sein wettergegerbtes Gesicht war von tiefen Falten durchzogen und die Wa n gen waren eingefallen.
    So mangelhaft aber sein Körper war, so geschickt war er als Arzt. Er verblüffte mich immer wieder, wie er es schaffte, meine Verbände so zu wechseln, dass ich kaum Schmerzen verspürte, wenn mich schon ein heftiges Brennen überfiel, versuchte ich nur, mich auf meinem Lager in eine andere Position zu drehen.
    Wenn er mit mir sprach, so nur in kurzen Befehlen, die in ihrer Betonung eher Bitten glichen.
    Bald freute ich mich jedes Mal, wenn er mein Zelt betrat, denn es bedeutete, dass er mir wieder ein wenig mehr Heilung und Linderung brachte.
    Die Salben, die er benutzte – das hatte er mir gesagt – mischte er selbst an. Aus Kräutern, die er in der Umgegend sammelte.
    Es dauerte wohl so zwei Wochen, bis er, entschlossen auf mich herabblickend erklärte:
    „Du kannst jetzt wieder laufen, Frau.“
    Und ohne zu zögern, zog ich meine Beine an, stemmte mich hoch und kam, von ihm vorsichtig gezogen, auf die Füße.
    Gewiss war ich noch unsicher, natürlich auch geschwächt. Aber ich hatte fast keine Schmerzen mehr.
    Mit Tränen in den Augen stand ich in meinem kleinen Zelt und konnte es kaum fassen.
    Ja, ich hatte es überstanden. Ich war noch am Leben. Und wo Leben ist, ist auch Hoffnung , sagte ich mir.
    „Geh raus an die Luft, Frau!“, brummte er durch seine fauligen Zahnreihen, aber ich glaubte, eine gewisse Zufriedenheit zu hören, mit dem, was er erreicht hatte.
    Er gab mir meinen Umhang und ich ging auf unsicheren Füßen hinaus ins Freie.
    Zum ersten Mal nahm ich bewusst meine Umgebung wahr. Konnte Bilder zu den Geräuschen geben, die ich während meines Krankenlagers durch die Zel t wände gehört hatte.
    Gewaltige Baumkronen erhoben sich über mir. Das Laub herbstlich gefärbt. Schillernd zwischen rot, gelb und braun.
    Die Sonne schien, als wolle sie mich zurück unter den Lebenden begrüßen und der Duft des Waldbodens hüllte mich ein, wie die sanften Nebelschleier, die noch zwischen den Baumstämmen waberten.
    Das Lagerfeuer, an dem die Bande sich traf, war erloschen und nur noch gli m mende Asche, von einem steinernen Ring umgeben.
    Hätte ich es in jenem Moment nicht besser gewusst, ich hätte die Männer und Frauen, die um mich herum ungestört ihrem Tagwerk nachgingen für die B e wohner eines Waldweilers gehalten.
    Ich sah eine Frau, die Wäsche in einem großen Trog wusch. Ein Mann saß n e ben seinem Zelt und putzte eine Flinte.
    Etwas weiter zu meiner Rechten spielten sogar Kinder, indem sie sich zwischen den Zelten versteckten.
    Und dann hörte ich das Klirren von Waffen.
    Da mich niemand beachtete, oder gar hinderte, folgte ich jenem Geräusch ne u gierig.
    Das Aufeinandertreffen der Waffen wurde zeitweise vom Ächzen der Kämpfer begleitet, die ich jetzt auf einer Lichtung miteinander im Zweikampf sah.
    John und ein Mann, den ich nicht kannte.
    Beide kämpften mit entblößtem Oberkörper, offenbar unempfindlich gegen die Kühle des Herbstmorgens.
    Da meine Beine noch schwach waren, lehnte ich mich gegen den Stamm einer mächtigen Eiche und beobachtete ihn, der offensichtlich der geschicktere Kämpfer war. Sein Gegner war ein junger Bursche, kaum älter als siebzehn oder achtzehn Jahre.
    Angestachelt durch die Tatsache, dass er mit seinem Anführer kämpfte, ve r suchte er allerlei Finessen, die John aber mühelos parierte.
    Sein Oberkörper war durchzogen von kräftigen Muskelsträngen, die mir erst jetzt auffielen, da er mit kräftigen Stichen und Hieben seinem jungen Gegner zusetzte.
    Die Haut schimmernd vom Schweiß, bot er einen durchaus ansprechenden A n blick. Als er eine Drehung um die eigene Achse machte, um so seinem Angreifer zu entgehen, sah ich die Narbe unterhalb seines Rippenbogens, dort wo die Kugel ihn damals getroffen hatte.
    Sein langes Haar wehte bei jeder Bewegung, denn im Gegensatz zu dem ju n gen Burschen, trug er sie offen.
    Für mich, wie für den Räuber vollkommen unerwartet, machte er plötzlich einen Sprung nach vorne und trat diesem geschickt die Beine unter dem Körper weg. Sein Gegner fiel krachend auf den Rücken und hatte im nächsten Moment die Spitze des Schwerts an der Kehle.
    Es war nicht zu übersehen, dass beide Männer heftig

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