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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Bewegung um und seine Faust traf den Ochsen krachend am Kiefer. Er schrie gellend auf und sackte zu Boden.
    „Du voll kommener Idiot!“, herrschte der Braunhaarige ihn an.
    Dann plötzlich ging er in einer beinahe vertraulichen Geste neben mir in die Hocke und blickte mich sanft an.
    Mein Körper verkrampfte sich augenblicklich.
    „Und du bist Georgiana?“
    Ich reagierte nicht. Zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    „Georgiana heißt merkwürdigerweise auch die Herrin von Dark Hill. Es kann jetzt nicht sein, dass du eben jene Dame bist?“
    „Nein. Unmöglich“, grunzte der noch imme r am Boden sitzende Ochse. „Sie h dir doch nur ihre Sachen an …“ Damit hob er mein Kleiderbündel hoch. Zerrissen, verdreckt, mit Blut besudelt.
    Als seien diese Worte eine lästige Einmischung, wandte der Anführer langsam seinen Kopf von mir, nicht aber, ohne jedoch so lange als möglich seine Blicke auf mir ruhen zu lassen.
    „Was soll das sein? Sahen ihre Sachen etwa so aus, als sie noch in der Kutsche saß?“
    Der Zynismus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    „Nein. Natürlich nicht.“
    Er strafte den Ochsen mit Nichtbeachtung und sah stattdessen wieder mich an.
    Und in dem Moment wusste ich es: Er war der Mann aus der Kirche gewesen. Jener Mann, von dem ich überzeugt gewesen war, er sei längst seiner Verle t zung erlegen.
    Und nun hockte er hier neben mir.
    Die tiefen Furchen der Qual waren aus seinem Gesicht verschwunden. Das Kinn war rasiert und seine Augen blickten wachsam. Sein glattes Haar war sauber in der Mitte gescheitelt, und da er es an einer Seite hinter das Ohr gestrichen ha t te, sah ich auch die schmalen, krausen Koteletten, die er hatte.
    „Nehmt sie und bringt sie ins Lager!“, sagte er mit lediglich halblauter Stimme, ohne sich auch nur einen momentlang mit Blicken zu versichern, dass man se i nen Befehl befolgte. Er sah noch immer nur mich an.
    Es war ein merkwürdiger Blick. Forschend. Abschätzend. Ich wusste ihn nicht ganz zu deuten. Doch für den Moment überwog meine Erleichterung, wohl dem Schlimmsten fürs Erste entronnen zu sein.

Ritt ins Ungewisse

    Sie hatten mich vorsichtig zu ihm aufs Pferd gehoben, wo ich, dich gegen seine Brust gedrückt und mit einem Arm von ihm gehalten, von Schmerzen gepeinigt nur noch betete, dass wir bald im Lager der Räuber ankommen würden.
    Jeder Schritt seines Pferdes, so umsichtig er es auch lenkte, versetzte mir Hö l lenqualen.
    Er sprach kein Wort. Ich hörte nur seinen Herzschlag, ganz dicht an meinem Ohr.
    Von Zeit zu Zeit, so scheint es mir im Nachhinein, muss ich das Bewusstsein verloren haben, denn ich erinnere mich der Strecke so gut wie nicht.
    Ich erlangte meine Sinne erst wieder, als ich auf einem einfachen Strohlager am Boden erwachte.
    Man hatte mich in einer Art Zelt untergebracht, das kaum die Kälte, oder die Feuchtigkeit der Nacht abhielt.
    Vorsichtig tastend, bemerkte ich, dass man mir Verbände angelegt hatte und die Schmerzen leidlich nachgelassen hatten.
    Ein Käuzchen rief in der Ferne und als ich den Stoff des Zeltes ein wenig anhob, sah ich ein Lagerfeuer.
    Nur zwei schemenhafte Gestalten saßen dort in der Dunkelheit beieinander, die Blicke in die niederbrennenden Flammen gerichtet.
    Sie flüsterten miteinander, doch ich verstand kein Wort.
    Der Anführer und eine Frau.
    Sie hielt ihren Kopf gegen seine Schulter gelehnt.
    Diese scheinbare Idylle mitten im Grauen, hinterließ gemischte Gefühle bei mir. Zum einen war ich froh, dass sich auch Frauen bei den Räubern aufzuhalten schienen. Zum anderen aber bemerkte ich einen merkwürdigen Stachel. Fast hätte ich an Eifersucht geglaubt.
    Doch nicht etwa in jenem Sinne, den eine Frau beim Anblick ihrer Nebenbuhl e rin empfindet, sondern vielmehr als ein Faktor der Unsicherheit, war mir doch nur allzu bewusst, dass sie mich als Widersacherin empfinden mochte und d a nach verlangen, mich loszuwerden.
    Doch ich kam nicht dazu, mir weiter Gedanken zu machen, denn ich schlief wieder ein.
    Der Morgen weckte mich nicht mit den wärmenden Strahlen der Sonne, so n dern durch Regentropfen, die auf meine Behausung fielen.
    Da ich mich sowieso nicht rühren konnte, beschloss ich, dass es das Beste war, mich still zu verhalten und abzuwarten, was kommen würde.
    Der Regen hielt allerdings die Bewohner des Lagers nicht von ihrem Alltagsg e schäft ab.
    Im Gegenteil: Es herrschte reges Treiben. Man lief an meinem Zelt auf und ab, unterhielt sich und am Klirren von Waffen erkannte ich,

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