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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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sobald man seinen Unterstand verließ.
    Immer wieder trafen sich unsere Blicke, wenn auch nur zufällig.
    Dann sattelte er die Pferde.
    „Georgiana …“, sagte er plötzlich, während er den Sattelgurt festzog, doch ohne mich dabei anzusehen.
    „Was?“
    John schien einen momentlang nachzudenken.
    „Nichts.“
    Wir stiegen in die Sättel und verließen den leergefegten Ort, an dem noch vor Kurzem reges Treiben geherrscht hatte.
    Er ritt vor mir her und ich beobachtete ihn genau. Es würde das letzte Mal sein, dass ich ihn sah.
    Henry würde mich übernehmen und dann wäre es zuende.
    So prägte ich mir ein, wie sein Haar aussah, das regennass an seinem Rücken klebte. Die Farbe seiner Stiefel. Wie sein Oberkörper sich bewegte im Rhythmus des Pferds.
    Niemals würde ich vergessen, was mir dieser Mann angetan hatte. Denn er war schlimmer als alle anderen.
    Der Weg erschien mir endlos.
    Ich ritt an seine Seite.
    „Wie wird jetzt alles vonstattengehen?“
    Es kostete mich einige Mühe, keine Gefühle bei meinen Worten mitschwingen zu lassen.
    „Wir treffen deinen Mann in Compton Magna. Er wird alleine kommen und dich übernehmen.“
    Wenn du das glaubst, bist du ein Narr , dachte ich.
    Compton Magna … Noch nie hatte ich von diesem Ort gehört und ich fragte mich, wie weit wir wohl noch reiten mussten.
    Nur eines verstand ich nicht: Wie konnte ein Bandit wie John sich auf solch e i nen Handel einlassen? Selbst mir war klar, dass er mitten in eine Falle ritt.
    Ob er irgendwo heimlich seine Leute uns begleiten ließ? Waren wir vielleicht gar nicht so alleine, wie ich dachte?
    „Dort ist es!“ John nickte mit dem Kopf in die Richtung eines kleinen normann i schen Kirchturms, der gedrungen über die niedrigen Baumwipfel ragte.
    Er war schwarz verfärbt vom Regen und die kahlen Äste um ihn herum ließen den kleinen Weiler nicht einladender wirken.
    Ich erkannte die Reste einer Mauer, die wohl einmal den Ort in seiner Gänze umspannt hatte und von der nur noch ein gutes Drittel erhalten sein mochte.
    Weder beschleunigte John den Schritt seines Pferdes, noch zügelte er es.
    Er ritt weiter, als liege nichts anderes vor ihm, als irgendeine unwichtige B e gegnung.
    „Wo treffen wir ihn genau?“
    „Auf dem Dorfplatz. Es ist sicherer für mich. Die Dorfbewohner sympathisieren mit uns.“
    Das, davon ging ich aus, wäre dann sein zweiter , fataler Irrtum.
    Niemand widersetzte sich offen dem Herrn von Dark Hill.
    Der Weiler war wie ausgestorben. Nicht einmal Hühner waren zu sehen. In der Ferne bellte ein Hund. Kurz.
    Ich suchte mit meinen Augen die Fenster ab und sah auch dort kein Anzeichen von Leben.
    Und dann entdeckte ich Henry.
    Er saß auf einem Rappen, dessen Fell glänzte, als sei es mit Lack überzogen.
    Eine fast unwirkliche Erscheinung auf dem leergefegten Platz.
    Bewegungslos.
    Das einzige Geräusch, das man hörte, kam von den Hufen unserer Pferde und dem Regen, der auf die Dächer tropfte.
    „Zieh deine Kapuze weiter ins Gesicht“, raunte John und ich tat, was er wollte. Henry würde meine Wunde noch früh genug sehen.
    Und dann standen wir ihm gegenüber.
    Es schienen mir Ewigkeiten vergangen zu sein, seit ich ihn das letzte Mal ges e hen hatte.
    Er blickte mich mit leeren Augen an.
    „Geht es dir gut?“, fragte er tonlos.
    „Ja.“
    „Ich habe Euer Wort, dass meine Leute und ich freies Geleit haben?“ , sagte der Räuberhauptmann.
    Henrys Blicke wanderten beinahe quälend langsam von mir zu John.
    Da sah ich wieder diese Kälte. Regentropfen fielen von seinen Haarspitzen.
    „Deine Leute ja.“
    Im gleichen Moment zog John sein Schwert.
    Doch noch ehe er zuschlagen konnte, hatte Henry die Hand gehoben und in Bruchteilen eines Augenblicks reihte sich Mann an Mann auf den Zinnen der Mauer und sogar auf dem Kirchturm. Aus jeder Tür, zwischen allen Häusern ergossen sich plötzlich seine Männer auf den Dorfplatz.
    „Ergreift ihn!“, schrie Henry und schon wurde John von herbeieilenden Soldaten aus dem Sattel gezerrt.
    Er wehrte sich nicht, sagte kein Wort.
    Und auch Henry sprang aus dem Sattel. Mit einem wuchtigen Schlag hieb er John die Faust in die Magengrube. Der kippte würgend vornüber.
    „Hast du meiner Frau auch nur ein Haar gekrümmt, wirst du dafür büßen!“, knurrte er und spie in Johns Gesicht.
    Die beiden Soldaten hielten seine Arme so zur Seite ausgestreckt, dass er wie ein Gekreuzigter aussah. Es schnürte mir die Kehle zu.
    Henry griff an Johns Kopf vorbei, packte dessen Haar

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