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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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ein Lauffeuer herum, und wenn ich auch nicht zu den gespannt Wartenden hinzutreten wollte, so hielt mich doch Marge in ihrem festen Griff.
    Und als ich den kleinen Burschen so stehen sah , erkannte ich ihn: Er war aus Henrys Gesinde. Also wieder eine neue Wendung für mich.
    Dass ich wirklich nichts bei dem Gedanken empfand, bestätigte meine Erkenn t nis, dass ich vollkommen abgestumpft war.
    Mochte es Gutes oder Übles bedeuten – es interessierte mich nicht mehr.
    Von Ferne beobachtete ich John, groß und stark, das Haar glänzend wie die Mähne eines Hengstes, der den Brief entgegennahm und öffnete.
    Er las ihn vor der ganzen Bande.
    Dann nickte er.
    „Das Schreiben stammt vom Herrn von Dark Hill House.“
    Wie ich erwartet hatte …
    „Er bietet uns einen Handel an.“
    Gespannte Aufmerksamkeit.
    „Wenn wir ihm seine Frau zurückgeben, so schreibt er hier, und die Grafschaft verlassen, so entbietet er uns freies Geleit.“
    „Kein Lösegeld?“, rief einer aus der Gruppe.
    „Kein Lösegeld“, bestätigte John.
    Die Männer sahen sich ratlos um.
    „Was sollen wir tun?“
    „Wir werden sie ihm zurückgeben. Aber erst, wenn wir weitergezogen sind.“
    Ich war verwundert, dass er so schnell einen Plan hatte.
    „Und ihr Gesicht?“
    Ein paar Blicke trafen mich, doch ich schaute weiter geradeaus, als wisse ich gar nicht, dass es um mein Schicksal ging.
    John zuckte mit den Schultern. Die Strafaktion war vergessen.
    „Er wird sie nehmen müssen, wie er sie bekommt.“ Seine Stimme trug über alle Köpfe hinweg.
    Bis zu mir.
    „Aber er wird nach Rache verlangen …“, mahnte eine der Frauen.
    „Das werde ich zu verhindern wissen.“ Damit nickte er und zog sich in sein Zelt zurück. Zur Marketenderin, die nur ihren Kopf herausgestreckt hatte.
    Ich kannte Henry gut genug, um zu wissen, dass er die Narbe in meinem G e sicht nicht hinnehmen würde.
    Nicht, dass es ihm dabei um mich gegangen wäre. Man hatte seinen Besitz b e schädigt. Das forderte Genugtuung.
    Müde nahm ich den Wasserbottich wieder auf und schleppte ihn zum Zelt, in dessen Innerem ich begann, meine Sachen zu waschen.
    „Was machst du da?“ , fragte er verbindlich.
    Ich sah ihn kalt an. Das Laken um mich gewickelt gegen die herbstliche Kälte, während ich meine Kleidung in dem eiskalten Wasser walkte.
    „Nach was sieht es denn aus?“
    Die Frage traf ihn unvorbereitet.
    Er blieb am Eingang stehen.
    „Ich wollte dir nur sagen …“ Er hielt inne und sah mich fragend an. „Habe ich dir was getan, von dem ich nichts weiß?“
    Ich zog die Bluse aus dem Wasser und drückte sie aus.
    „Nein. Waschen macht nur kein Vergnügen.“
    Es war nicht zu übersehen, dass er mir nicht glaubte, aber in diesem Moment auch keine Diskussion vom Zaun brechen wollte.
    „Also … Wir werden morgen die Zelte abbrechen und Richtung Süden weite r ziehen. Wahrscheinlich in den Bereich Warwickshire. Sobald alle abgezogen sind, reiten du und ich zu einem mit deinem Mann vereinbarten Treffpunkt.“
    Meine Hände sanken in das eisige Wasser.
    „Du willst mich wirklich zurückbringen?“
    Sein Gesicht wurde aschfahl.
    „Es muss sein. Wir können die Soldaten nur einmal besiegen. Beim nächsten Mal kommt dein Mann mit so vielen, dass wir keine Chance mehr haben.“
    Ich wollte ihm ins Gesicht schlagen. Ihn anschreien, dass ich genau wisse, w a rum er mich loswerden wolle. Dass diese kleine Ratte es verlangte, dass er g e nug von mir hatte, dass alle seine Worte gottverdammte Lügen waren, um mich ruhig zu halten.
    Doch ich schwieg im Angesicht seiner Entschlossenheit. Es war vorüber.
    „Und wenn mein Gemahl Rache will?“
    „Dann sind meine Leute bereits über alle Berge und ich reite schnell.“
    „Nicht schnell genug für Henry und seinen Zorn.“
    Er bemerkte den drohenden Unterton. Jetzt musste es ihm klar sein, dass sich etwas zwischen uns geändert hatte.
    Es war seine Entscheidung, es auch auszusprechen.
    „Wie auch immer. Wir machen es genau so wie ich es sage. Das heißt für dich, deine Kleider sollten übermorgen trocken sein.“
    „Das werden sie“, sagte ich mit fester Stimme.
    Es war alles gesagt. Es blieb nichts mehr.
    Die Zeit bis zum übernächsten Tag versank in Auflösung. Zelte verschwanden, manche machten sich bereits alleine auf den Weg. Zu Fuß, auf Pferden und Maultieren.
    Am letzten Morgen brachen John und ich stumm mein Zelt ab. Der Regen strömte von einem trostlos grauen Himmel und man war bis auf die Knochen durchnässt,

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