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In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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ich zuerst ihn und dann mich selbst töten.
    In jenem Moment tiefster Verzweiflung, war mir klar, dass ein Leben ohne ihn keinen Sinn mehr machen würde.
    Also zog ich die Enden des Stoffes um meine Hände, betrat rückwärts die erste Stufe und begann, John abermals zu ziehen. Jetzt stöhnte er leise, doch nur die Tränen, die aus seinen Augen flossen, belegten, welche Qualen ich ihm gerade bereitete.
    Claire hatte Recht. Er würde sterben. Noch hier auf den Stufen.
    „Das geht so nicht“, murmelte der Diener. Er schien plötzlich seine Entschlo s senheit entdeckt zu haben, vielleicht auch durch meinen sinnlosen Kampf.
    „Miss …“, er wandte sich zu Claire. „Sie helfen oben ihrer Ladyschaft. Ich ne h me das andere Ende.“
    Ohne zu zögern schob sich meine treue Dienerin an der Mauer entlang neben mich, nahm mir eine Hälfte des Stoffes ab und nickte mir zu.
    „Wir he ben ihn an und dann hoch. Wir müssen es bis oben schaffen. Absetzen können wir nicht“, mahnte der Diener.
    A ls er sagte: „Und … los!“, konzentrierten wir all unsere Kräfte und hoben John hoch, wobei Claire und ich auch noch unsere Röcke raffen mussten, um nicht zu stolpern.
    Es war ein mehr als mühsames Unterfangen und ich hatte mehr als einmal das Gefühl, die Treppe nähme kein Ende , zumal wir jedes Mal stehen blieben, wenn von der Halle irgendein Geräusch zu uns herab drang. Doch was hätten wir tun wollen, wenn sich jemand genähert hätte?
    „Weiter!“, zischte der Diener, nachdem wir Frauen, zu Salzsäulen erstarrt, den verklingenden Schritten über uns gelauscht hatten.
    Und dann hatten wir es geschafft!
    Wir waren in der Halle, in der Höhle des Löwen.
    „Und jetzt?“, flüsterte Claire.
    „Bringen wir ihn dort in das Esszimmer. Seine Lordschaft betritt es niemals a u ßerhalb der Mahlzeiten“, sagte ich.
    Als wir John abgelegt hatten, war ich fürs Erste maßlos erleichtert. In meinen Augen hatten wir den schwersten Teil geschafft.
    „Wir müssen ein Pferd und einen Karren holen …“, sagte der Diener. Das war also unser nächstes Problem.
    „Kannst du das machen?“, wollte ich wissen, denn ich ging davon aus, dass er sich in den Pferdeställen auskannte.
    „Der Kutscher schläft beim Stall. Es wird nicht unbemerkt bleiben, wenn ich eines heraushole.“
    Kurz entschlossen zog ich einen Ring von meinen Fingern und gab ihm diesen.
    „Damit dürftest du ihn überzeugen.“
    Er nickte mit ernster Miene und eilte davon.
    Erschöpft sanken Claire und ich auf die Stühle.
    John war abermals in Bewusstlosigkeit versunken, wie ich mit einem besorgten Blick feststellte.
    Wir hatten keine Kerzen angezündet, um niemanden auf uns aufmerksam zu machen, doch ich sah genug, um die Zweifel zu nähren, dass er es mögliche r weise nicht schaffen würde.
    Dennoch hoffte ich das Beste. Er war stark!
    Kein Wort wagten wir zu sprechen. Vor den Fernstern schwarze Nacht. Jede von uns hing ihren eigenen Zweifeln und Ängsten nach, die doch die gleichen waren.
    Was, wenn der Diener den Kutscher nicht auf unsere Seite bekam? Es war doch naheliegend, dass dieser eher seinen Herrn informierte, als sich auf solch ein Abenteuer einzulassen …
    Ich zählte stumm. Was für eine Bedeutung hatte es, dass so viel Zeit verstrich? Meine Gedanken wanderten im Kreis.
    Mit jedem Atemzug wuchs die Anspannung in mir. Selbst wenn es dem Diener gelingen sollte, das Gefährt reisefertig zu machen, so neigte sich doch die Nacht ihrem Ende zu und bald würden die ersten Leute vom Personal mit ihrer Arbeit beginnen.
    Und im Speisezimmer würden sie anfangen !
    Mein Blick fiel auf das heruntergebrannte Feuer im Kamin. Ein Mädchen würde kommen und einheizen, damit der Raum für den Herrn angenehm war, sobald er zum Frühstück käme.
    Unsere Mitwisser drohten, zu viele zu werden. Warum beeilte sich der Bursche nicht mehr?
    Alles würde scheitern. Wir würden alle sterben. Ich zitterte bei dem Gedanken, wen ich alles ins Verderben riss in meinem verfluchten Eigensinn.
    Aber alleine hätte ich überhaupt keine Chance gehabt, dies war mir auch klar.
    In dem Moment hörte ich leises Poltern vor dem Fenster. Sofort sprangen Claire und ich auf, um nachzusehen.
    Tatsächlich! Der Diener – und e r saß auf dem Kutschbock eines offenen Ka r rens!
    Wir fielen uns vor Glück in die Arme.
    „Es ist noch alles ruhig. Aber wir müssen uns beeilen“, stieß er atemlos hervor, als er ins Speisezimmer trat.
    Ohne Verzögerung ergriffen wir die Enden der

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