Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Gewalt der Banditen

In der Gewalt der Banditen

Titel: In der Gewalt der Banditen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
Vom Netzwerk:
jeden sichtbar.
    Ich aber verbarg meine Scham am gleichen Ort, wo ich meine Liebe und me i nen Zorn verborgen hielt.
    „ Aaah … mein lieber Freund!“, verkündete der Herzog sobald er eingetreten war und streckte Henry seine weit geöffneten Arme entgegen.
    Sie umarmten sich und ich versank in einem tiefen Knicks.
    Er schenkte mir ein väterliches Lächeln.
    „Wollen wir zu Tisch gehen?“, fragte Henry und ich hatte das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein.
    Die Diener servierten und wir aßen.
    „Ich gratuliere zu der Festnahme, mein Freund. Wo ist der Kerl jetzt?“
    „Im Kerker. Wo er hingehört“, erwiderte Henry und lächelte zufrieden.
    „Ein triumphaler Tag! Wahrhaftig. Wann werden Sie morgen hinrichten lassen?“
    Der Herzog nahm noch etwas vom Kapaun.
    „Gegen Mittag. Bis dahin dürften sich genügend Leute versammelt haben.“
    „Sehr gut. Dann können wir noch in Ruhe frühstücken.“
    Er spülte den Kapaun mit Burgunder hinunter.
    „Ah … Ganz vorzüglich!“ Meinte er den Kapaun oder den Tod?
    „Nur eine Frage bewegt mich, seit ich von der Verhaftung gehört habe …“
    Der schwerfällige Mann lehnte sich ein wenig zurück und begleitete seine Worte mit einem tiefen Seufzer.
    „Die wäre?“, fragte Henry mit der heiteren Stimme eines erfolgreichen Schülers.
    „Nun … Diesem Kerl ist stets der Ruf vorausgeeilt, ein wahrer Teufel zu sein. Mit allen Wassern gewaschen. Kalt, brutal, unbarmherzig. Dabei aber auch g e rissen wie ein ganzes Rudel Füchse. Und nun reitet er geradewegs in eine Falle, die so offensichtlich ist, dass eine blinde alte Nonne sie erkennen würde.“
    Henry trank einen Schluck, als müsse er Zeit zum Nachdenken gewinnen.
    „Ganz ehrlich, Euer Gnaden? Es hat mich selbst überrascht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass er sich so einfach schnappen lässt. Zumindest hatte ich damit gerechnet, dass er seine Männer mitbringen würde, um sich nicht kamp f los ergeben zu müssen. Aber nichts Dergleichen. Keinerlei Vorsichtsmaßna h men. Vollkommen töricht.“
    Der Herzog schüttelte den mächtigen Kopf.
    „Nein, mein Lieber. Das kann ich nicht glauben. Er muss einen Grund gehabt haben, sich so auszuliefern. “
    Ich hörte den Männern schweigend zu, hatte ich doch meine Lektion gelernt.
    Henry nickte dem Diener zu, der neuerlich unsere Gläser füllte.
    „Vielleicht sah er ja seinen eigenen Kopf als Preis für die Freiheit seiner Bande“, mutmaßte Henry.
    Die Mundwinkel des Herzogs wanderten nach unten. Die Antwort stellte ihn offensichtlich nicht zufrieden.
    „Nein, nein. Da muss es noch etwas anderes gegeben haben. Nicht, dass ich Ihren Grund gänzlich zurückweisen will. Ich denke nur, dass da noch etwas sein muss, das in seinen Überlegungen eine Rolle gespielt hat.“
    „Ihr meint, dass er noch nicht am Ende ist? Dass da noch irgendeine Finte la u ert?“
    „Unter Umständen …“
    Henry war ins Grübeln gekommen. Leise sagte er:
    „Das könnte natürlich durchaus sein …“
    „Ist das Areal großräumig überwacht?“, wollte der Herzog wissen. Seine Stimme war mit einem Mal sehr ruhig, beinahe geschäftsmäßig geworden.
    „Gewiss doch. Ich habe überall meine Männer, die nach Bewaffneten Ausschau halten. Und nach suspekten Personen natürlich.“
    „Gut …“ Er schob ein Stück Brot durch die Sauce auf seinem Teller. „Wir wollen morgen keine bösen Überraschungen, ja?“
    Es war eine Ermahnung und Henry verstand.
    „Natürlich nicht“, sagte er beinahe empört.
    „Ich will dieses Banden- Problem ein für alle Mal in meiner Grafschaft beendet sehen. Ein für alle Mal. Ein solcher Übergriff …“ Er blickte mich lange und streng an. „ … darf nie mehr passieren.“
    „Er wird dafür bezahlen. Und alle werden dabei zusehen.“
    „Was planen Sie?“
    Es war eine solch neutrale Frage, als habe sich der Herzog lediglich nach einer Jagdaufstellung erkundigt.
    „Wir werden glühende Zangen zur Anwendung bringen. Dann die Entmannung. Ausweiden. Vierteilen.“
    „Die übliche Vorgehensweise. Gut. Das sollte abschreckend wirken.“
    Ich konnte die Übelkeit kaum noch zurückdrängen.
    Entmannung … Sie würden seinen Schwanz abhacken und den Schweinen zum Fraße vorwerfen.
    „Würden die Herren mich bitte entschuldigen. Mir ist nicht ganz wohl …“
    „Das sind die Aufregungen … Ich bin untröstlich. Wir haben vergessen, dass wir eine Dame in unserer Mitte haben …“ Die Stimme des Herzogs klang ehrlich betroffen.
    Unsicher

Weitere Kostenlose Bücher