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In der Gewalt des Jadedrachen

In der Gewalt des Jadedrachen

Titel: In der Gewalt des Jadedrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Morell
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Krawatte. Das Taxi hatte zwar Klimaanlage, aber sein Hemd klebte auf der Haut.
    Lana fasste nach seiner Hand. „Mark, was stand in der Zeitung?“
    Er antwortete nicht gleich, weil sein Gehirn mit erfreulicheren, rundlichen Dingen beschäftigt war und keine Lust hatte, sich Drohungen zuzuwenden.
    Sie presste seine Hand. „Mark.“
    Er seufzte. „Ein Nachruf. Eine Todesanzeige.“
    Sie sah ihn groß an. „Von wem denn?“
    „Von mir.“
    Er löste sanft ihre Finger, die sich in seine Hand gekrallt hatten, und lächelte sie an. „Schon gut, mein Liebling. Nicht mehr als ein schlechter Scherz.“ Ein ‚Scherz’, der sich, wie er inzwischen festgestellt hatte, seit einer Woche jeden Tag wiederholte. Jeweils in einer anderen Zeitung.
    „Wer macht so etwas?“ Sie hatte plötzlich eiskalte Finger und zitterte.
    Er nahm ihre Hand in seine beiden, rieb sie sanft. „Jemand, der mir Angst einjagen will. Mehr nicht. Aber das gelingt ihm nicht.“
    Es war ihm aber offenbar bei Lana gelungen. Sie saß blass und schweigend da und sah erst wieder hoch, als er sie ansprach.
    „Falls du noch nicht ins Hotel zurück willst, hätte ich einen Vorschlag.“
    „Willst du etwa mit mir ausgehen? In eine Bar?“ Lanas Begeisterung schien sich in Grenzen zu halten.
    „Was weit Besseres.“ Er beugte sich zum Fahrer vor. „Wan Chai District.“ Dann noch eine Adresse.
    Der Fahrer warf einen Blick in den Rückblickspiegel, grinste.
    Forrester öffnete den obersten Hemdkragen und lehnte sich im Sitz zurück. Lanas Hand lag fest unter seiner, und während sein Daumen kleine Kreise in ihre Handfläche zeichnete, hatte Forrester schon genaue und sehr erfreuliche Vorstellungen von den nächsten Stunden.
    ***
    Das Taxi hielt vor einem gediegen aussehenden Haus.
    Lana guckte aus dem Fenster und sah ein gelbes Schild. „Hier?“ Sie brauchte nicht lange nachzudenken, wo sie waren. Während man im Westen Bordelle rot ankündigte mit Lampen und Schriften, war in China oftmals die Farbe Gelb das Zeichen dafür, dass hinter diesem Tor käufliche Liebe feilgeboten wurde.
    Forrester stieß die Tür auf und stieg aus. Dann reichte er Lana die Hand.
    Sie kletterte ihm nach. „Deine Feinde geben deine Todesanzeige in die Zeitung, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich in ein Puff zu führen?!“
    „Nicht irgendein Puff. Ein ganz besonderes Etablissement. Außerdem sind wir hier völlig sicher. Sonst würde ich dich nicht hierher bringen.“ Er beugte sich zu dem Fahrer, wechselte einige Worte auf Kantonesisch. Der Wagen fuhr ab. Eine dunkle Limousine, die hinter ihnen gewartet hatte, schloss sich ihm an. Die Scheiben waren getönt, aber das Fenster im Fonds war etwas heruntergelassen worden.
    Lana erhaschte einen kurzen Blick auf den darin sitzenden Mann, dann rollte der Wagen langsam weiter. Sie fasste erschrocken nach Forresters Arm. „Da! Der Mann aus Kowloon! Er ist uns gefolgt.“
    „Kann ich mir nicht vorstellen.“ Forrester legte den Arm um sie und zog sie fort. Das Wissen, dass Chen Wing-Lun – früher einer der bekanntesten Triadenbosse – sie tatsächlich bis hierher verfolgt hatte, hätte sie im Moment bestimmt nicht beruhigt. Und er wollte sie ruhig haben – oder vielmehr sorglos.
    Das Tor öffnete sich, eine zierliche Chinesin wechselte ein paar Worte mit Forrester, dann standen sie in einem Hof. Das Tor wurde wieder geschlossen und Lana sah, wie sich Forresters Miene entspannte. Er drückte sie leicht an sich, als sie beunruhigt zur Tür sah. „Wir sind hier sicher, glaub mir.“
    Die Chinesin hatte inzwischen den Hof überquert und hielt ihnen auf der anderen Seite eine Tür auf. Forrester ging ihr nach. „Das ist das ‚Haus der tausend Freuden’. Du solltest es eigentlich kennen.“
    „Ach, ja?“ Lana blieb stehen und betrachtete argwöhnisch sein feixendes Gesicht.
    „Du hast dich immerhin zwei Tage hier aufgehalten, um Filme anzusehen.“ Er fasste nach ihrem Arm, als sie auf der Stelle kehrtmachte und die Flucht ergriff. „Nein, warte. Ich habe dich nicht hierher gebracht, um dir Filme zu zeigen.“
    „Sondern?“
    „Um sie mit dir zu erleben.“ Sein Grinsen verstärkte sich.
    „Eine Art Kinobesuch?“
    „Nein. Richtigen Sex.“ Er ließ sie los, als sie keine Anstalten mehr machte wegzulaufen, und wartete ab.
    „Sex, also?“, ging sie auf seine Worte ein. „Ist das alles? Nur ein bisschen Sex?“
    „Nicht nur ein bisschen“, erwiderte er selbstgefällig. „Sondern richtig guten.“
    „Guten,

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