In der Gewalt des Jadedrachen
saß zwischen ihr und der Tür, und wenn sie flüchten oder Hilfe holen wollte, musste sie an ihm vorbei. Perkins war um einiges größer als sie, dazu breiter gebaut als Mark und wahrscheinlich auch schwerer. Sie sah sich unauffällig um. Sie brauchte also eine Waffe.
Perkins betrachtete sie von oben. „Was hat Ihnen mein Bruder von mir erzählt?“
„Nichts, sonst hätte mich Forrester nicht hier festgehalten, um mich zu verhören.“
„Verhören und noch ein bisschen mehr! Gut, dass mein armer Bruder das nicht mehr miterleben musste.“
„Hören Sie auf, solchen Schwachsinn zu reden“, fuhr Lana ihn böse an.
„Ach, sieh an, das Kätzchen zeigt wieder seine Krallen. Ich hatte gedacht, Forrester hätte sie Ihnen endgültig gezogen und Sie gezähmt.“
Lana sprang auf, aber Perkins hob die Hand und gab ihr einen Stoß, der sie wieder auf die Couch zurücktaumeln ließ. „Einen Schritt in Richtung Tür und Sie lernen mich kennen.“
Lana rutschte so weit wie möglich auf der Couch von ihm weg. Die Schulter, an der er sie getroffen hatte, tat weh. Da hatte sie bestimmt am nächsten Tag einen blauen Fleck. Obwohl blaue Flecke in dieser Situation wahrscheinlich ohnehin zu den kleineren Übeln gehörten.
Sie schielte hoffnungsvoll zur Tür. Joe musste jeden Moment wiederkommen. Natürlich nur, wenn er wirklich Kaffee holen wollte, und es kein Vorwand gewesen war, um sich eine interessantere Beschäftigung zu suchen. Wenn Perkins nicht mit ihm rechnete, konnten sie ihn vielleicht gemeinsam überwältigen.
Vorausgesetzt, Joe glaubte ihr überhaupt. Lana wusste, dass er sie für schuldig hielt und seinem Boss insgeheim Vorwürfe machte, weil er sie nicht wie eine Verbrecherin behandelte. Er wusste ja nicht, was wirklich zwischen ihnen beiden war. Forrester hatte es ihm bewusst verschwiegen, um Lanas Identität zu verheimlichen – was sie betraf, so vertraute er nicht einmal seinem Assistenten.
Lana bemerkte den Spott in Perkins’ Augen. Sie wurde wütend. Zorn machte sie unvorsichtig, sie musste sich beherrschen. Immerhin hatte sie einen Killer vor sich.
„Miss McKenzie, hören wir doch auf, wie kleine Kinder Versteck zu spielen. Ich weiß, dass Sie Forrester sogar sehr gut kennen.“ Er lehnte sich ein wenig vor, als er Lanas verschlossenes Gesicht sah. „Außergewöhnlich gut sogar. So sehr nämlich, dass Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen ließen, ihn zu warnen.“
„Sie müssen verrückt sein.“ Lana machte sich bereit, ihn anzuspringen, zu treten, zu kratzen und dann wegzurennen. Aber solange er sie nicht als erster angriff, ließ sie ihn reden, das brachte wertvolle Zeit und vielleicht nützliche Informationen.
„Charles hat es so gedreht, dass Sie das Video vom Anschlag sahen. Allerdings war es eine Aufnahme. Die Sendung wurde schon Tage früher ausgestrahlt. Aber davon haben Sie in ihrer ländlichen Gegend ja nichts mitbekommen. Wir konnten uns jedoch ausrechnen, dass Sie nicht widerstehen konnten und Forrester warnen würden. Die Informationen, die Charles Ihnen zugespielt hatte, sollten genügen, Forrester nach Hongkong zu locken.“
„Er hat sie mir absichtlich zugespielt?“
„Reinste Absicht. Was glauben Sie, wer der Tourist war, der mitgefilmt hat? Einer unserer Leute.“
„Es war also alles ein abgekartetes Spiel.“ Das war keine Frage. Es war eine Feststellung. Die Bestätigung dessen, was Charles vor zwei Tagen nicht zugegeben, sie jedoch vermutet hatte.
„Die Anschläge auf Forrester sind bewusst schief gegangen. Charles hat den Zeitpunkt, an dem er Ihnen die Aufnahme des Anschlags auf Forrester vorspielte, gut gewählt. Einen Tag, bevor er nach Hongkong abreiste. Damit konnte er schon längst über alle Berge sein, wenn Sie Forrester warnten.“ Er grinste. „Unerkannt einreisen konnte er schon deshalb, weil ich es war, der die Videoaufzeichnungen kontrolliert hat.“
„Haben Sie Piet getötet?“ Lana ballte die Fäuste.
„Nein, halten Sie mich für dumm? Werde ich den Boten töten, der Forrester erst weglocken sollte? Wir hatten erwartet, dass Sie selbst ihn warnen, aber Sie haben es unauffälliger angestellt. Recht geschickt sogar.“
Er rieb sich das Kinn. „Oh, nein. Ihren Freund hat ein anderer auf dem Gewissen. Jemand, der Angst hatte, Piet hätte zu viel über ihn erfahren. Zum Glück war Ihr Freund zäh genug, Forrester noch den wichtigsten Teil der Botschaft zu übermitteln. Aber dann begann die Sache schief zu laufen.“ Perkins lehnte sich
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