In der Glut der Leidenschaft
einen Mann mit ihrer überschäumenden Energie töten.«
»Bei Gott, Ihr zwei seid ein interessantes Paar«, bemerkte Heyward breit lächelnd.
»Einmal hatte sie ein helles Haar auf dem Kleid.«
»Kat war blond«, bemerkte Rein.
»Ja, aber dieses gelockte Haar stammte nicht von ihr.«
Die Männer schwiegen. Rein überlegte, weshalb Christian bisher nicht darüber gesprochen hatte. In Gedanken ging er die Liste der Verdächtigen und Liebhaber durch.
Temple Matthews hatte gelocktes Haar, allerdings passte die Farbe nicht. Auch das Alter stimmte nicht.
Christian hatte helles Haar, allerdings einen ziemlich dunklen Teint.
Major Winters, dachte Rein, blickte zu dem Mann und fühlte dessen Hass. Aufgeblasen und rüde war er ganz sicher, doch das traf auf viele Engländer zu. Winters interessierte ihn im Moment nicht. Stattdessen sah er sich um.
Lieutenant Ridgely war blond, hatte gelocktes Haar und war jung. Er war dafür bekannt, dass er die Damen mit seinem jungenhaften Gesicht und dem roten Rock für sich gewann. Rein hatte gehört, dass Ridgely es zurzeit bei Christians Mündel Brandice Coldsworth versuchte.
Rein schloss nicht aus, dass Christian eifersüchtig gewesen war, weil er eines anderen Liebhabers wegen verschmäht worden war. Katherine war auf der Suche nach körperlicher Befriedigung von einem Bett ins andere gewandert. Mindestens ein halbes Dutzend der mächtigen Männer, die bei ihr gewesen waren, hatten helles Haar. Zwei dieser Männer waren blond - und beide kamen als Reins leiblicher Vater infrage.
Kapitel 22
Michaela hörte Hufschlag und das Klirren von Zaumzeug.
Sie lief ans Fenster, zog die Vorhänge zurück und sah Rein in den Hof reiten. Ihr Herz schlug schneller, als er sich aus dem Sattel schwang und die Zügel einem Mann zuwarf.
Sie schlüpfte in die Hausschuhe und eilte den Korridor entlang. Als sie den oberen Treppenabsatz erreichte, flog die Haustür auf. Zögernd blieb sie stehen, als sie seine tiefe Stimme hörte, und wartete.
Er spürte ihre Nähe und hob den Kopf.
Ihre Blicke trafen sich.
Michaelas Haut erwärmte sich, und unter dem durchdringenden Blick kam ihr das Nachthemd viel zu dünn vor. Bei der Musterung wartete sie auf die üblichen Schamgefühle, empfand jedoch nur Sehnsucht.
Erst dann merkte sie, dass er blutete.
Rein erstarrte, als sie die Treppe herunterkam. Weicher Batist umspielte ihren Körper. Der dicke rötliche Zopf berührte ihre Hüften. Von einem solchen Moment hatte er geträumt - jemand wartete auf seine Rückkehr. Sie kam ohne Angst auf ihn zu.
»Ihr seid verletzt«, sagte sie und hob die Hand zu seinem Gesicht.
Behutsam strich sie über die Schramme an seiner Wange, und er spürte die Berührung bis in sein tiefstes Inneres. Wie konnte man sie bloß für schlicht und langweilig halten? »Und Ihr solltet im Bett liegen.«
»Mir geht es gut. Darüber möchte ich mit Euch bei Gelegenheit sprechen.«
»Wie Ihr wünscht.« Ohne den Blick von ihr zu wenden, zog er die Handschuhe aus, nahm den Dreispitz ab und reichte ihn zusammen mit dem Umhang an Cabai weiter. Dann deutete er zu einem Zimmer auf der rechten Seite. Bevor er Michaela jedoch hineinführte, flüsterte er Cabai etwas zu.
Die Hände in die schmalen Hüften gestützt, stand Rein vor ihr. Das helle Hemd schmiegte sich so eng wie die braune Lederhose um seinen Körper. Nichts blieb der Fantasie überlassen. Wie gern hätte sie ihm das dichte schwarze Haar aus dem Gesicht gestrichen, um seine Miene besser deuten zu können! Sie wusste, dass er sie betrachtete. Sie fühlte es am ganzen Körper. Die Spannung knisterte zwischen ihnen. Seit albtraumhaften drei Jahren kam es gar nicht infrage, dass ein Mann sie berührte, doch nach Rein sehnte sie sich, auch wenn sie wusste, dass er eine bessere Frau als sie verdiente.
»Friert Ihr?«, fragte er und riss sie damit aus ihren Gedanken.
»Mir ist warm, danke«, erwiderte sie. Ob er wusste, dass sie das seiner Wirkung verdankte?
Er wusste es sehr genau, weil sein Körper ebenso auf ihre Nähe reagierte. Er trat an den Kamin. »Setzt Euch«, forderte er sie auf, schürte das Feuer und legte ein Scheit nach. Sie machte es sich auf dem Sofa bequem, und als er sich umdrehte, standen die Hausschuhe auf dem Boden, und sie hatte die Füße unter den weiten Falten des Hausmantels verborgen. Fürsorglich legte er ihr eine Decke über den Schoß.
»Ihr braucht mich nicht zu verwöhnen. Ich sorge schon seit einiger Zeit für mich
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