In der Glut der Leidenschaft
selbst.«
Seiner Meinung nach sollte sie sich endlich mehr um sich als um die Revolution kümmern. »Habt Ihr Hunger?«
»Nein.«
»Durst?«
Sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht. »Habt Ihr Weinbrand?«
Er sah sie erstaunt an.
»So sind wir Spione eben.«
Amüsiert trat er an den Servierwagen und füllte ein Glas. Ihre Hand bebte leicht, als sie den Schwenker entgegennahm und einen Schluck trank.
Er kniete sich zu ihr. »Was ist?«
Sie zuckte die Schultern. »Als ich erwachte, wurde mir klar, welches Glück ich hatte, einem Schicksal entkommen zu sein, das schlimmer als der Tod ist. Und dann hörte ich, dass Ihr nicht hier seid...« Sie trank noch einen Schluck. »Ich fühlte ...«
Er hielt ihre Hand fest, als sie erneut trinken wollte. »Seht mich an, Michaela.«
Sie richtete den Bück auf eine hellen Augen. »Ihr seid in Sicherheit.«
Sie seufzte tief. »Ich komme mir albern vor, aber es ist neu für mich, beschützt zu werden.«
Er schenkte ihr dieses zärtliche Lächeln, bei dem sie nicht mehr denken konnte. Ihr Blick wanderte zu seinen Mund.
»Niemand kann Euch etwas tun, so lange Ihr Euch an meine Regeln haltet, das schwöre ich.« Er wartete einen Moment. »Michaela?«
Sie richtete die Augen auf ihn. »Ja, ich habe es gehört.«
»Es ist gefährlich, wie Ihr mich anseht.«
Erneut schlug sie den Blick nieder. »Ich weiß«, erwiderte sie leise.
Traurigkeit erfasste Michaela. Diese seltsame Beziehung, die vor einigen Wochen begonnen hatte, war kompliziert. Jahrelang hatte sie ihre Gefühle unterdrückt, doch in seiner Nähe erwachten sie alle wieder.
Sie vertraute ihm nicht und liebte ihn auch nicht. Selbst wenn sein Angebot nur für eine gewisse Zeit galt, gab es keinen Grund, sich in eine Ehe zu stürzen. Trotz seiner düsteren Vergangenheit und der Verpflichtung Nickolas gegenüber verdiente er eine bessere Ehefrau.
Sie war eine Verräterin.
Sie war befleckt.
Es war undenkbar, ihn dermaßen zu entehren. Trotzdem wünschte sie sich, ihre verbrannten Träume könnten aus der Asche auferstehen.
»Rein?« Sie versuchte, ihm den Schwenker zu entziehen.
»Ja.«
»Holt euch selbst etwas zu trinken. Das ist mein Glas.«
Er lächelte.
»Wollt Ihr mir erzählen, was geschehen ist?« Sie stellte ihr Glas auf den Tisch, ergriff seine Hand und strich über die Kratzer.
Er zog sich zurück, stand auf und stützte sich auf den Kaminsims.
Michaela reckte sich, um sein Gesicht zu sehen. Er wirkte höchst besorgt.
Als es an der Tür klopfte, rief er einen so scharfen Befehl, dass Michaela zusammenzuckte.
»Rein, das ist ein Haus, kein Schiff«, mahnte sie, während Cabai ein Tablett mit einer Schüssel und Kleidung hereinbrachte. Michaela nahm es entgegen. Cabai verbeugte sich und verließ den Raum. Sie setzte sich wieder auf das Sofa und klopfte auf das Kissen neben sich. »Eure Wunden werden sich entzünden, wenn Ihr sie nicht säubert.«
Rein setzte sich zu ihr.
Mit der Schüssel auf dem Schoß tauchte sie ein Tuch ins Wasser. »Himmel, das ist ja eiskalt.« Rein beugte sich vor, sah ihr in die Augen und strich mit der Hand über das Wasser. Sofort fühlte sie die Wärme durch das Porzellan. »Wie habt Ihr das gemacht?«
»Energie«, erwiderte er.
»Das erklärt natürlich alles«, sagte sie spöttisch. »Wie dumm von mir.«
»Ich beherrsche die Wärme in mir und übertrage sie auf das Wasser.«
»Habt Ihr das auch mit mir gemacht?«, fragte sie nachdenklich und säuberte seine Wange und sein Kinn von Schmutz und Blut.
»Ja.« Es erfüllte ihn mit Frieden, dass sie sich um ihn kümmerte.
»Wie ist das passiert?« Behutsam drückte sie das feuchte Tuch auf seine Knöchel, die nicht einmal geschwollen waren.
Rein betrachtete ihren gesenkten Kopf, überlegte sich eine Lüge und entschied sich für die Wahrheit. »Jean-Pierre hat dafür bezahlt, was er Euch angetan hat.«
Hastig hob sie den Kopf. Nie zuvor war sie von jemandem gerächt worden. »Habt Ihr ihn umgebracht?«, fragte sie betroffen.
Ruckartig stand er auf. »Ihr seid wirklich überzeugt, ich könnte so einfach ein Menschenleben auslöschen?«
»Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Rein. Gestern Abend hatte ich noch Schmerzen und...«
»Vorgestern Abend, Michaela.«
Sie sah ihn verwirrt an. »Was soll ich glauben?«, wiederholte sie und stellte die Schüssel beiseite.
»Was Euch Euer Herz sagt.«
»Gebe ich meinem Herzen nach, sitze ich vielleicht in der Falle«, entgegnete sie scharf und verdrängte erneut alle
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