In der Glut der Leidenschaft
hingegen hat nichts weiter als die Pension, die auf ihn wartet. Vielleicht wurde Mistress Denton entführt.«
»Entführt?«, sagte Sheppard und überlegte angestrengt. »Meint Ihr?«
Treffer, dachte Rein und unterdrückte ein Lächeln.
»Wurde Lösegeld gefordert?«
»Ich habe nichts davon gehört«, murmelte Chandler und machte eine verdrießliche Miene, weil er schlechte Karten hatte. »Captain McBain hat zusammen mit Major Winters Tag für Tag nach ihr gesucht.«
Das erregte Reins Aufmerksamkeit. »Der Adjutant?«
»Richtig«, bestätigte Christian. »Der Brigadier hoffte, aus seiner Nichte und dem Adjutanten könnte ein Paar werden, aber die beiden überwarfen sich offenbar.«
»Weshalb sollte sie sich von ihm zurückziehen?«, sagte Burgess. »Diese Frau kann nicht wählerisch sein, diese unscheinbare Person. Mal abgesehen von ihrem Haar. Ein Mann wünscht sich eine Frau mit etwas Feuer.«
Hättet ihr eine Ahnung, dachte Rein bei sich. »Ich fand sie bezaubernd«, bemerkte er und zog die Blicke auf sich. »Sie ist klug, geistreich und hübsch anzusehen. Ich entdeckte keine Fehler, die sie zur alten Jungfer verdammen.«
»Nun, sie muss aber welche haben, weil sie schon über das heiratsfähige Alter hinaus ist.«
»Vielleicht bleibt sie mangels passender Kandidaten lieber unverheiratet.« Rein lächelte seinen Partnern zu. »Wenn man Euch als Maßstab nimmt, ist es kein Wunder, dass diese Frau lieber allein ist.«
Die Männer lachten.
»Nehmt Ihr an, sie hätte Euch erhört?«, fragte Burgess.
Rein legte eine Karte ab. »Ich, Sir, bin der allerletzte Mann, den eine Frau wie Michaela Denton zum Ehemann nehmen würde.« Er wandte sich an Sheppard. »Wie Ihr sagtet, Mylord, bin ich nachdenklich und schweigsam, und meine schreckliche Vergangenheit würde eine Frau für den Rest ihrer Tage verfolgen und sie nachts nicht schlafen lassen. Keine Frau könnte mir vertrauen.« Schon gar nicht Michaela. »Das Thema ist also vom Tisch.«
»Du hörst dich an, Rein, als würdest du das bedauern«, sagte Chandler leise.
»Möglich. Manchmal kann man nichts gegen die Umstände unternehmen, die zu einem Wendepunkt im Leben fuhren. Könnten wir das, würden wir alle rechtzeitig eingreifen und unser Schicksal verändern.«
»Dann glaubt Ihr nicht, dass das Leben vorherbestimmt ist.«
Rein warf Heyward einen Blick zu und legte seinen Einsatz auf den Tisch. »Ich glaube, dass ich in einem späteren Leben nachholen werde, was ich in diesem Leben nicht schaffe. Wenn es mein Karma ist, allein zu sein, dann sei es so. Das heißt aber nicht, dass ich mich nicht bemühen werde, das zu ändern.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass es eine Frau in Eurem Leben gibt?«
Rein winkte ab. »Ich bin zu beschäftigt für die Spielchen der Frauen. Das heißt, dass es mein Schicksal ist, Eure Taschen zu leeren.« Er legte seine Karten fächerartig auf den Tisch.
Alle blickten auf die Asse, seufzten und warfen missmutig ihre Karten auf den Tisch.
Das Gespräch drehte sich wieder um Katherine, und die Männer versuchten, deren Liebhaber aufzuzählen. Rein stand an der Spitze der Liste, doch er wies ausdrücklich darauf hin, dass er mit der Viper aus dem West End nur eine einzige Nacht verbracht hatte, noch dazu schon vor über neun Monaten.
»Ich dachte eigentlich, ich wäre ihr Letzter gewesen«, sagte Christian.
»Wolltest du unsterblich werden, Chris?«
Lord Chandler wurde rot. »Nein, es gab noch einen anderen.« »Und noch einen anderen und noch einen«, scherzte Sheppard, aber Rein achtete nicht auf ihn, sondern nur auf Christian.
»Warum hast du das der Polizei verschwiegen?«
Der Earl fand sämtliche Blicke auf sich gerichtet. »Ich... ich ... nun ja, da gibt es nichts zu sagen. Wir hatten einen Streit, eigentlich nur eine kleine Auseinandersetzung. Ich werde nicht verraten, worum es ging. Sie lief weg, und danach sah ich sie nicht wieder.«
Rein überlegte, ob Katherine zu Nickolas gegangen war, möglicherweise um ihm eine Information zu überbringen. War sie dabei ertappt worden? Von wem? Christian? Rathgoode? Germain? Winters?
»Ich nehme allerdings an, dass der Mann jung war.«
Rein teilte die Karten aus. »Wieso?« Er selbst war zwei Jahre älter als Christian. Das bedeutete, dass Katherine zu einem Mann gegangen war, der jünger als dreißig war.
»Sie meinte, Jugend hätte ihre Vorteile«, murmelte Christian. »Energie. Das war das Wort, das sie benützte.«
»Energie«, wiederholte Rein. »Katherine konnte
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