In der Glut der Leidenschaft
ihre Gefühle.
»Und misstraut Ihr mir jetzt, lebt Ihr nicht mehr lange.«
Sie sprang auf. »Ihr taucht immer wieder in meinem Leben auf und haltet mich von meiner Pflicht ab.«
»Glaubt Ihr, ich sei auch ein Spion?«, fuhr er sie an. »Vielleicht der Doppelagent?«
»Das wäre eine Möglichkeit«
»Über die Ihr bestimmt lange nachgedacht habt, kleine Betrügerin.«
»Ihr habt Verpflichtungen auf beiden Seiten, gegenüber Nickolas und gegenüber Euren englischen Handelspartnern.«
Er verschränkte die Arme »Sprecht nur weiter. Vor Spannung verschlägt es mir den Atem.«
»Mein Onkel hat sich an Euch herangemacht.«
»Er wollte eines meiner Schiffe, nannte aber keinen Grund. Er hat es nicht erhalten. Zufrieden?«
Sie dachte an die Goldladung und nickte. Ihr Onkel brauchte ein bewaffnetes Schiff, um die Victoria anzugreifen. Wie dumm von ihm, Rein darauf anzusprechen.
Sie weiß etwas, dachte Rein.
»Ihr habt auf Eure Rettung verzichtet, um das mir gegebene Versprechen zu halten«, fuhr sie fort.
Seine Miene wurde sanfter, als er an den Blutschwur dachte.
»Ihr hättet der Polizei sagen können, dass Ihr in der Nacht von Lady Bucklands Ermordung mit mir zusammen wart. Dadurch hättet Ihr Euch das Verhör erspart.«
»Trotzdem haltet ihr mich für fähig, ihr kaltblütig die Kehle durchzuschneiden?«
»Ihr wart in jener Nacht auch auf der Flucht, Rein.«
»Ich habe Feinde.« Keinesfalls wollte er sie in die Suche nach seinem Vater hineinziehen.
»Würde ich Euch heiraten, wären sie auch meine Feinde, nicht wahr?«
»Wie die Euren jetzt die meinen sind.«
»Damit habt Ihr halb England gegen Euch. Ihr könntet wegen Hochverrats verhaftet werden.«
»Ich besitze die Mittel zum Kampf, Michaela, Ihr nicht«, entgegnete er heftig.
»Ich komme seit drei Jahren sehr gut ohne fremde Hilfe aus«, wehrte sie ab.
»Ihr erkennt nicht einmal das Ausmaß der Gefahr. Ist das alles nur ein Spiel für Euch?«
»Natürlich nicht!«
»Wäret Ihr nicht so sorglos, wäre Lady Whitfield nicht angeschossen worden.« Er störte sich nicht daran, dass sie erbleichte. »Der Mörder des Priesters suchte Euch. Und ihr wusstet das. Trotzdem habt Ihr Eure Freundin bedenkenlos in die Sache hineingezogen.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Hätte ich Adam Whitfield ohne Erklärung abweisen sollen?«
»Ihr unterschätzt Eure Talente, liebste Michaela. Ich habe genau beobachtet, wie Ihr Euch vor anderen als geistlosen und gehorsamen Fußabstreifer tarnt. Ihr hättet behaupten können, krank zu sein oder Euch den Fuß verstaucht zu haben. Und Ihr hättet im Untergrund bleiben sollen!«
»Ich hatte höchst wichtige Informationen für Nickolas.«
»Gebt sie mir, und ich übermittle sie ihm.«
»Nein, das ist jetzt sinnlos geworden«, behauptete sie.
Bestimmt log sie. Rein wandte sich ab, schenkte sich ein und trank einen Schluck. »Der Mörder des Priesters könnte wissen, dass Ihr der Schutzengel seid. Das spielt allerdings keine Rolle mehr. Er hält euch für eine Zeugin, die ihn wiedererkennen kann. Captain McBain ist hinter Euch her, höchstwahrscheinlich auch Euer Mann Argyle Campbell. Was würden die Rebellen wohl machen, käme er ihnen zu nahe?«
»Ihn töten«, flüsterte sie betroffen.
Er wandte sich ihr wieder zu. »Allmählich beginnt Ihr zu begreifen.«
»Sieht so aus«, sagte sie und ließ sich auf das Sofa sinken.
»Euer Onkel lässt McBain mit einer ganzen Brigade die Straßen Londons nach Euch absuchen. Und Winters fuhrt sie persönlich an.«
Würde sie hier gefunden, würde ihr Onkel sie zwingen, den Adjutanten zu heiraten. War sie mit Winters verheiratet, konnte sie ihre Stimme nicht mehr gegen ihn erheben. Sie musste im Verborgenen bleiben, aber wie lange?
»Sollte Jean-Pierre von jemandem Eure Beschreibung hören ...« Er schwieg und hoffte, sie würde endlich die Gefahr erkennen, in der sie schwebte. Allerdings hatte er dem Bastard
Allahs Zorn angedroht, sollte er auch nur ein Wort über Scheich Abdulis Frau verlauten lassen. »Dieser Doppelagent stellt für Euch jetzt kaum eine Bedrohung dar, aber sollte er den Priester ermordet haben, seid Ihr das nächste Opfer.«
Sie sprang auf.
»Er oder sie wird weiterhin Euer kostbares Agentennetz zerstören.« Man hörte ihm an, wie wenig er von ihrem Anliegen hielt. »Der Himmel allein weiß, was Euer Onkel oder Winters machen werden. Übrigens«, fügte er lässig hinzu, »gehörte Lady Buckland zu Nickolas' Leuten.«
Sie erstarrte und sah ihn aus weit
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