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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: THiLO
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kein Einheimischer. Seine Urgroßmutter ist 1867 zugezogen.« Mit ihrem dürren Arm wies sie auf einen Hof, der ein bisschen abseits stand.
    Â» Erst 1867«, konnte sich Victor nicht verkneifen zu antworten. » Dann ist er ja noch fast so fremd wie wir.«
    Er verschlang sein Eis mit drei Bissen, stieg auf das Skateboard und gab ein paar Mal Schwung.
    Nach zwei Minuten standen sie vor dem Haus. Während Kitty, Victor und Adam noch diskutierten, wer denn nun klingeln sollte, streckte plötzlich ein Greis seinen Kopf aus dem angrenzenden Stall. Sein Gesicht war von Wind und Wetter gegerbt und hatte tiefe Furchen. Das graue, fast weiße Haar war strubbelig, als wäre er gerade in diesem Moment aus einem Dornröschenschlaf erwacht.
    Â» Der ist netter«, flüsterte Kitty. » Das spüre ich.«
    Â» Kann ich euch drei Hübschen helfen?«, erkundigte sich der Alte und lächelte wie ein Schuljunge.
    Â» Vielleicht«, rief Adam über den Hof. » Wir suchen einen Martin.«
    Der Mann nickte. » Auf diesen Namen haben mich meine lieben Eltern– Gott habe sie selig– taufen lassen.« Er schloss die Stalltür und kam auf sie zu. Zur Begrüßung drückte er jedem von ihnen die Hand. Bei Kitty vorsichtig, bei Victor und Adam kräftig. » Was verschafft mir die Ehre?«
    Kitty sah die anderen beiden an. Victor und Adam nickten ihr zu. Sie sollte die Frage stellen. Mit viel Glück wurden sie dann nicht zum Teufel gejagt.
    Â» Wir würden gerne etwas über Branco Nagurski wissen«, begann Kitty zaghaft. » Und die Dame im Dorfladen wollte uns nichts sagen. Sie hat gemeint, Sie wären da der Experte.«
    Zu Kittys Erleichterung wurde Martin nicht zornig. Er lachte nur. » Die Rosi schickt euch? Ja, das sieht ihr ähnlich. Die glaubt noch immer die alten Spukgeschichten.« Er schüttelte den Kopf. » Na, dann setzt euch mal. Ich hole eine Kanne Tee. Das wird ja wohl ein längeres Gespräch werden. Keiner, der noch lebt, kennt Branco Nagurski besser als ich, will ich behaupten. Mein Großvater war nämlich sein Hausmeister im Hotel.«

Wer war Branco Nagurski?
    Kitty, Victor und Adam saßen im Schatten eines alten Walnussbaums um einen knorrigen Tisch herum. Vor ihnen standen vier Tassen mit frisch gezupften Pfefferminzblättern, die der alte Martin in diesem Augenblick mit kochendem Wasser überbrühte. Nachdem er die Kanne auf einem Stein abgestellt hatte, setzte auch Martin sich.
    Â» Tja«, grummelte er. » Wo fang ich an?«
    Adam lachte. » Am besten am Anfang!«
    Martin zeigte mit dem Finger auf Adam. » Keine schlechte Idee. Also, Branco Nagurski hat nie gelebt…«
    Kitty fiel die Kinnlade hinunter. Victor riss die Augen auf. Und Adam schüttelte verwirrt den Kopf. » Das kann nicht stimmen. Wir wissen genau, dass er der erste Besitzer des Hotels war.«
    Der Alte fuhr sich mit der Hand über sein Kinn. Die Stoppeln machten ein kratziges Geräusch. » Und doch hat es ihn nie gegeben. Es ist eine Kunstfigur. Ein Künstlername, sozusagen. Branco Nagurski kommt aus unserem Tal hier. Nur bettelarme Bergbauern haben hier gelebt. Der Leitner-Hof warf fast gar nichts ab. Im strengen Winter 1901 verhungerten ihnen zwei Kinder. Da haben hier alle von Amerika geredet. Reich könnte man da werden, egal was man ist und woher man kommt. Und im Mai dann hat der Leitner Hans sein Bündel geschnürt und ist Richtung Frankreich gewandert. Zum Hafen von Marseille. Dort hat er Säcke geschleppt, bis er das Geld für die Überfahrt zusammenhatte. Später, im September, hat er ein Schiff bestiegen und ist rüber, über den großen Teich. Wie so viele damals.« Martin nickte, wie um sich selbst die Wahrheit des Gesagten zu bestätigen. Dann nahm er seine Tasse und trank. » Ah, heiß ist er am besten.«
    Â» Und was hat das nun mit Nagurski zu tun?«, platzte Victor heraus.
    Der Greis lachte. » Der Leitner Hans blieb nicht in New York. Über Umwege verschlug es ihn nach Los Angeles. In den ersten Filmstudios war er Mädchen für alles, sozusagen. Kulissen aufbauen, Tee kochen, Fegen, Schnaps für die Regisseure besorgen.« Er lachte. » Aber eines Tages, so hat es mein Großvater erzählt, fiel einer der Schauspieler aus. War in einer Kneipenschlägerei erstochen worden. Kurz vor Drehbeginn. Die Kameramänner waren da, die Hauptdarsteller, die

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