In der Gruft der Moenche
Eintrag an: Vorschuss Hr. Branco Nagurski, Reise nach Ãbersee, 1000 Schweizer Franken.«
Adam, Victor und Kitty sahen sich an. » Ãbersee?«, platzte Kitty heraus. » Das wird ja immer rätselhafter. Das nächste Meer ist 500 Kilometer entfernt. Auch 1929 sind in den Alpen ja wohl kaum Schiffe zu anderen Kontinenten gestartet, oder?«
Sie schnappte sich das zweite Notizbuch. » Das hier scheint eine Art Tagebuch zu sein.« Während Adam und Victor die losen Blätter zu ordnen versuchten, überflog sie die Seiten des Buches. » Leute, haltet euch fest! Unter dem Datum 12. November 1929 steht: W. E. abwesend. Machen uns bereit. Um Mitternacht in der Gruft. Reisevorbereitung. J. M. und ich werden gehen. Spannung steigt ins Unermessliche. Leichtes Unbehagen, Experiment könnte diesmal fehlschlagen.«
Adam schluckte. » W. E.â das kann nur Wolf Eismann sein. Den konnten sie scheinbar nicht als Zeugen für ihr Experiment gebrauchen. Und J. M. ist eindeutig John Matters, der III . Aber wieso Reisevorbereitung?«
Victor schauderte. » Und welche Gruft? Ich dachte, sie haben sich im Keller getroffen?«
Kitty haute mit der Faust auf den Koffer. » Verdammt noch mal! So kommen wir nicht weiter. Ich will jetzt endlich wissen, wer dieser Branco Nagurski war! Zieht eure Schuhe an, wir gehen ins Dorf.«
Eisiges Schweigen
Zehn Minuten später sausten Kitty, Victor und Adam die steile AlpenstraÃe herunter. Auf Skateboards. Kitty hatte wenig Lust verspürt, an die lange Wanderung am Vormittag noch einmal zehn Kilometer dranzuhängen. Da waren ihr die Bretter eingefallen, die sie mit Anne und Jana in der groÃen Spielekiste ins Hotel getragen hatte. Gedanken an den mühsamen Rückweg verdrängten alle drei.
» Wuuuuuuu-Huuuuu!«, jubelte Victor in voller Fahrt. Unerschrocken wie ein Stuntman breitete er die Arme aus und formte mit den Fingern Victory-Zeichen. Kitty folgte ihm, tief über den Asphalt gebückt, wie eine Schlittschuhläuferin auf der Zielgeraden.
Adam bildete das Schlusslicht. Und der Abstand wurde immer gröÃer. Dabei fuhr er jetzt schon viel schneller, als ihm behagte. Bäume und Wiesen flogen nur so vorbei. Kühe mit gigantischen Glocken um den Hals glotzten ihm hinterher. Dann die ersten Bauernhöfe. Als Adam im Dorf ankam, warteten Kitty und Victor schon auf ihn. Direkt vor dem einzigen Laden weit und breit.
» Nicht gerade eine Einkaufsmeile, aber für einen Extranachtisch reichtâs.«
Adam checkte sein Handy. Immer noch kein Empfang. Die Berge machten ihn echt fertig!
Victor nahm den Helm ab und wollte in den Laden gehen. Doch die Tür war verschlossen. Also wummerte er mit der Faust dagegen. Kurz darauf schob sich im Schaufenster ein Vorhang zur Seite. Das Gesicht einer alten Frau erschien.
» Wir haben seit 12 Uhr geschlossen«, rief sie. » Kommt Montag wieder.«
Victor wollte mit einem blöden Spruch über Kuhdörfer antworten, aber Kitty kam ihm zuvor. » Können wir nicht wenigstens drei Eis haben?«, bettelte sie. » Bitte!«
Die alte Dame zögerte einen Moment, dann nickte sie.
Der Laden war winzig. Wie die Besitzerin schien er aus einer völlig anderen Zeit zu stammen. Es gab Mehl, Reis und Zucker in groÃen Säcken, was mit der Hand abgewogen werden musste. Neben allerhand Lebensmitteln gab es auch einzelne Schrauben und Nägel zu kaufen. AuÃerdem stand neben der Kasse eine ganze Reihe Bonbongläser.
» Das war sehr nett«, sagte Adam. Zum Dank nahm er die teuersten Eis aus der Truhe und gab noch ein übertriebenes Trinkgeld. Das machte sein Vater auch immer so, wenn er den Kellnern Geheimtipps an einem Urlaubsort entlocken wollte.
» Wir wohnen im Hotel International«, verriet Kitty. » Wissen Sie etwas über seinen früheren Besitzer? Branco Nagurski.«
Das freundliche Lächeln der alten Dame erstarb augenblicklich. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, die Lippen wurden schmal. Eisiges Schweigen machte sich in dem Laden breit.
» Nein. Nichts«, antwortete sie knapp. » Und jetzt möchte ich gerne Feierabend machen.« Ohne sich Mühe zu geben, höflich zu sein, schob sie die drei aus dem Geschäft.
» Bitte!«, versuchte es Kitty ein letztes Mal. » Wer könnte uns denn etwas über das Hotel erzählen?«
Die alte Dame machte ein abschätziges Geräusch. » Geht zum Martin. Das ist
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