In der Hitze der Nacht
verschoben sich. Eine zweite Explosion erfolgte, deren Druckwelle sie gegen eine Wand warf. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass vorher Licht im Treppenhaus gebrannt haben musste, denn sie befand sich plötzlich in absoluter Finsternis.
Kenzie rappelte sich stöhnend auf, tastete nach dem Geländer und zog sich auf die Beine. Es ging ihr gut, den Verhältnissen entsprechend.
Sie tastete sich weiter, um hinunterzugehen, da begann die Treppe unter ihr zu vibrieren. Es war keine weitere Explosion, wie sie im ersten Moment befürchtet hatte, sondern jemand stürmte polternd mit Riesenschritten nach oben. „Kenzie?“, hörte sie eine bekannte Stimme rufen.
„Blake? O mein Gott, Blake, dir ist nichts passiert …“
Er tauchte unvermittelt aus dem Qualm vor ihr auf und fasste sie bei den Schultern. „Wo ist der Chief?“, wollte er wissen. „Auf dem Dach.“ „Bleib hier“, befahl er. „Rühr dich nicht vom Fleck!“ Damit lief er weiter und auf das Dach hinaus.
Von wegen . Diesmal würde sie selbst die Initiative ergreifen und das Drehbuch einfach umschreiben. Und sobald alles vorbei war, würde sie den ganzen verdammten Tag lang Skripts schreiben, so viel sie wollte. Und Doughnuts würde sie essen, jede Menge Doughnuts. Mit wild pochendem Herzen stolperte sie ihrem Bruder hinterher. Als sie auf das Dach hinaustrat, sah sie zu ihrem Entsetzen, dass ein Teil davon eingestürzt war und Flammen aus der Öffnung schlugen. Blake war diesem Abgrund viel zu nahe, außerdem raufte er mit ihrem Onkel, der inzwischen zu sich gekommen war.
„Nein“, schrie sie auf. In dem Moment erschien Aidan in der Tür. Er sah sehr mitgenommen aus, abgerissen und blutig, und rief mit heiserer Stimme ihren Namen.
„Du bist verletzt!“ Kenzie lief ihm entgegen.
„Die Explosion hat mich von den Beinen gerissen, und ich bin die Treppe hinuntergestürzt.“ Er zog sie an sich, ohne den Chief und Blake aus den Augen zu lassen. „Aber ich bin okay.“
Kenzie kam sich vor wie in einem schlechten, in Zeitlupe ablaufenden Film, während sie beobachtete, wie der Chief zum Rand des Dachs hinüberhechtete und Blake ihm nachsprang und ihn mit sich zu Boden riss.
Flammen schossen jetzt überall um sie herum durchs Dach. Kenzie schrie und versuchte, an ihren Bruder heranzukommen, aber Aidan hielt sie eisern fest, obwohl er aussah, als würde er gleich zusammenbrechen. Seine Kleider waren zerrissen, er blutete aus mehreren Wunden und war vollkommen verrußt.
Blake kämpfte noch immer mit dem Chief.
„Bleib hier“, sagte Aidan und hielt Kenzie zurück. „Es ist zu gefährlich.“
Die Flammen züngelten jetzt aus allen Richtungen empor, doch plötzlich prasselte ein dicker Wasserstrahl auf das Dach. Die Feuerwehr war eingetroffen, keinen Augenblick zu früh.
„Halt still, du verdammter Mistkerl“, herrschte Blake den Chief an, der davonkriechen und zum Rand des Dachs gelangen wollte.
Aidan löste sich von Kenzie, um Blake mit dem Chief zu helfen, plötzlich schwankte er und brach zusammen.
„Aidan!“ Kenzie war mit wenigen großen Schritten bei ihm.
Aidan hielt sich den Kopf „Ich muss mir vorhin wohl den Kopf angeschlagen haben.“ Er blinzelte Kenzie an. „Auf jeden Fall sehe ich dich doppelt.“
Besorgt tastete sie die heftig blutende Platzwunde an seiner Schläfe ab. „Verhalt dich still!“
Kenzie hörte Stimmen hinter sich und drehte sich. Eine Feuerwehrleiter war ausgefahren worden und ragte jetzt über das Dach hinaus. Zwei von Aidans Kollegen standen oben auf der Plattform und riefen Blake etwas zu. Sie wirkten geschockt.
„Später“, schrie Blake ihnen zu. „Ich erkläre es euch später! Aidan ist verletzt, und wir brauchen Tommy und ein Paar Handschellen. Sagt mir bitte, dass hier jemand Handschellen bei sich hat!“
Es ist wirklich nicht leicht, aber das war es ja noch nie, dachte Kenzie, als sie Stunden später alle um Aidans Krankenhausbett herumsaßen. Er würde die Nacht auf der Station verbringen müssen, da er eine Gehirnerschütterung hatte.
Der Chief war ins Gefängnis gebracht worden. Die Neuigkeit, dass er für die Brandstiftungen verantwortlich war, hatte für Aufruhr in der Stadt gesorgt. Tommy war gegangen, um sich auf eine Pressekonferenz vorzubereiten. Sheila, die Besitzerin des Cafés, saß in einem Sessel, ein Handgelenk in einer Schlinge. Es war ihre einzige Verletzung, aber das Café war völlig zerstört. Dustin saß neben ihr, einen Arm um ihre Schultern gelegt. Auch Cristina war da.
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