In der Hitze der Nacht
sich nicht, zu fragen, weil er das Gefühl hatte, ihr sonst zu nahezukommen. Rick wusste, dass Jessie jemand Besseren als ihn verdient hatte.
Also standen sie sich einen Moment schweigend gegenüber, bis Jessie das Wort ergriff: „Ich muss in Tulouse bleiben, bis alles geklärt ist.“
Rick spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. „Ich muss leider zurück nach San Francisco.“
Jessie blickte zu Boden. „Ich möchte mich für alles entschuldigen, was passiert ist. Schade, dass wir dein Auto nicht gefunden haben. Das Ehepaar Mendoza hätte es wirklich verdient, dass der Tod ihrer Tochter …“
„Das sollte nicht dein Problem sein.“
Sie hatte einen Kloß im Hals und ergriff Ricks Hand. „Du bist ein guter Mensch, Sheriff.“
„Manchmal vielleicht“, erwiderte er, nahm ihr Gesicht in beide Hände und wünschte sich nichts mehr, als sie leidenschaftlich zu küssen. Doch wenn er das jetzt täte, würde er nicht mehr damit aufhören können. Stattdessen sah er sie lange an, bewunderte ihre rotblonden Locken, den vollen roten Mund und diese glänzenden braunen Augen. Er wollte sich ein letztes Mal über Jessie beugen, sie schmecken und ihren Duft einatmen, bevor ihr gemeinsamer Weg hier enden würde.
Zärtlich streichelte sie seine Hand, die auf ihrer Wange lag.
„Ich muss meine Sachen noch aus dem Kofferraum holen. Du wirst sicher froh sein, so schnell wie möglich von hier wegzukommen“, sagte sie.
Er räusperte sich und zog die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. „Stimmt.“ Er holte ihre Sachen aus dem Wagen heraus und blieb dann verlegen neben dem Auto stehen.
Er wusste nicht genau, was er sagen oder tun sollte. Die Nächte mit ihr waren etwas Besonderes gewesen, doch schaffte er es einfach nicht, ihr das jetzt zu sagen.
Diese wunderbare Frau hatte ihm innerhalb kurzer Zeit beigebracht, dass das Leben sehr schön sein konnte und man für sein Glück kämpfen musste. Er wusste, dass er das Leben von nun an leichter nehmen und den Tod seiner Frau überwinden würde. Er hätte Jessie so gerne gedankt. Doch er bekam kein Wort heraus. Stattdessen stand er einfach nur da.
Jessie hatte den Eindruck, als wartete Rick auf irgendetwas. Da sie nicht wusste, worauf, ergriff sie das Wort: „Wenn du durch Reno kommst, solltest du den Road Runner kaufen.“
Seine Anspannung löste sich, und er lachte. „Der ist bestimmt längst verkauft.“
Sie zuckte die Achseln. „Man weiß nie. Manchmal sind Dinge für einen bestimmt.“
Noch bevor er die Bedeutung ihrer Worte ganz erfassen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf die Wange. „Danke für die Fahrt, Sheriff. Ich wünsche dir eine gute Heimreise.“ Dann drehte sie sich um und ging auf ihr Elternhaus zu.
So war Jessie. Immer wollte sie es ihm leicht machen und ihm in schwierigen Situationen den Weg weisen. Er musste lächeln.
„Richte deiner Mutter meinen Dank aus, in Ordnung?“, rief er hinter Jessie her.
Jessie winkte nur müde ab, und er wusste, dass sie sich damit eine Weile Zeit lassen würde.
Als er schließlich hinter dem Lenkrad saß und losfuhr, versuchte er sich immer wieder einzureden, dass es richtig war, allein nach San Fransisco zurückzukehren. Doch warum sagte ihm sein Herz etwas ganz anderes?
Jessie hatte noch lange am Wegesrand gestanden und Ricks Wagen nachgeschaut, bis er in einer großen Staubwolke verschwunden war. Dabei hatte sie die ganze Zeit das Gefühl, dass ihr der Kummer das Herz zerriss. Sie hatte ihr Herz längst an diesen sexy Cop verloren, das erkannte sie jetzt. Offensichtlich war sie eine unverbesserliche Optimistin.
Mit hängenden Schultern ging sie ein paar Schritte und setzte sich unter den Baum, unter dem Rick vorhin den Hund gestreichelt hatte.
Verzweiflung stieg in ihr auf, und sie fürchtete sich vor den Dingen, die jetzt auf sie zukamen. Noch vor einer Woche hatte sie ein fantastisches Leben in einer interessanten Stadt geführt: Ihr Geschäft begann zu florieren, und sie hatte den besten Sex ihres Lebens mit einem feurigen, smarten Cop gehabt.
Eine knappe Woche später war ihr Leben völlig aus den Fugen geraten. Sie war noch immer verheiratet – und zwar mit einem Kriminellen, der all ihre Träume zerplatzen lassen wollte, und alle Menschen in ihrer Heimatstadt schienen sich gegen sie verschworen zu haben. Was also hielt sie noch in Tulouse?
Plötzlich spürte sie eine kalte Nase an ihrem Arm. Einer der Hunde stupste sie an. Seine schwarzen Augen schienen
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