In der Hitze der Nacht
ab.
7. KAPITEL
Geduldig stand Ivy an der Seite des Sets im Lagerhaus und sah den Lichttechnikern bei der Arbeit zu. Aufgrund verschiedener technischer Probleme waren die Dreharbeiten um mehrere Stunden verschoben worden. Doch Finn hatte die Schauspieler gebeten, am Set zu bleiben.
Am Abend zuvor hatte sie lange wach im Bett gelegen und sich jeden Moment der vergangenen beiden Tage in Erinnerung gerufen. Fast hatte sie das Gefühl, alles nur geträumt zu haben. Zudem hätte Garretts Aussage, Helena seit damals nicht mehr gesehen zu haben, sie nicht überraschen sollen. Denn der Film endete damit, dass die beiden sich voneinander verabschiedeten, bevor er in den Rettungshubschrauber verfrachtet wurde. Allerdings hatte er laut Drehbuch Helena versprochen, ihretwegen nach Kolumbien zurückzukehren – was nicht passiert war.
Ivy wusste, dass Garrett sich zu ihr hingezogen fühlte. Was ihn vor langer Zeit auch immer mit Helena verbunden hatte – er hatte sie in diesen beiden Tagen mit einem solchen Verlangen und einer Leidenschaft geliebt, die nicht gespielt gewesen sein konnten. Doch anstatt erleichtert zu sein, war sie traurig. Denn jetzt, nach den beiden gemeinsam verbrachten Tagen, würde sich Garrett voraussichtlich von ihr verabschieden, wie er sich auch von Helena für immer verabschiedet hatte. Sie war nur ein weiteres erotisches Abenteuer in seinem Leben gewesen.
Diese Erfahrung kam ihr nur allzu bekannt vor, ein deprimierendes Gefühl. Zumindest war dieses Mal Garrett nicht der Hauptdarsteller des Films. Nun, zumindest nicht als Schauspieler. Ihr war klar, wie grausam die Boulevardpresse über solche Affären am Set berichtete. Sie war bislang nur deshalb ungeschoren davongekommen, weil sie als Schauspielerin noch relativ unbekannt war – was sich mit diesem Film schlagartig ändern könnte. Also sollte sie Garrett dankbar für seine Diskretion sein. Außer Finn und der Köchin hatte niemand mitbekommen, dass ihre Beziehung mit Garrett über das rein berufliche Verhältnis hinausgegangen war.
Aber all diese rationalen Überlegungen hatten nichts daran geändert, dass Ivy schlaflos in ihrem Bett gelegen, ihn vermisst und sich nach ihm gesehnt hatte. Obwohl sie todmüde gewesen war, hatte sie sogar einmal am Fenster gestanden und in der Dunkelheit hinüber zu seiner Hütte gesehen. War er noch wach? Dachte er an sie?
Schließlich hatte Ivy erneut das Drehbuch gelesen, um sich noch besser auf ihre Rolle vorzubereiten. Doch immer wieder hatte sie daran denken müssen, wie sie in Garretts Armen gelegen, ihn geliebt, mit ihm gelacht, ihm zugehört hatte – und dass ihre gemeinsame Zeit bald zu Ende sein würde. Als die Sonne aufgegangen war, hatte sie gewusst, was sie zu tun hatte. Sie würde sich vorstellen, mit Garrett zusammen zu sein, wenn sie die Liebesszene spielen würde. In ihn war sie verliebt – und er würde bald aus ihrem Leben verschwinden. Im Film wie in der Wirklichkeit.
Als Ivy jetzt an der Seite des Sets stand, fragte sie sich, ob Garrett auftauchen würde. Fast glaubte sie, dass es einfacher wäre, wenn er ihr nicht beim Drehen zusähe. Das letzte Mal hatte er sie so abgelenkt, dass sie nicht in der Lage gewesen war, sich zu konzentrieren.
„Hast du mich vermisst?“, flüsterte ihr eine Männerstimme ins Ohr.
„Oh!“ Erschreckt trat sie einen Schritt zurück und starrte in Eric Terrells blaue Augen. Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüften geschlungen, und sie wäre beinahe vor ihm zurückgewichen. Einen Moment lang fragte sie sich, ob er immer noch verärgert wegen der verpfuschten Liebesszenen war. Aber er schien ganz locker und unbefangen zu sein. Ihre nächtliche Begegnung am Pool hatte er nie erwähnt. Vielleicht erinnerte er sich wirklich nicht daran, so wie Garrett vorhergesagt hatte. Sie entspannte sich ein bisschen. Keinesfalls wollte sie vor den Aufnahmen eine feindselige Stimmung heraufbeschwören. „Wie ist es in Xalapa gelaufen?“
„Prima. Aber ich bin froh, wieder zurück in der Zivilisation zu sein.“
Sein freundlicher Ton überraschte Ivy. Seit ihrer ersten Begegnung hatte er sie so herablassend behandelt, als ob er sie in seinem Film allenfalls dulden würde. Aber jetzt bemerkte sie so etwas wie Anerkennung in seinen Augen. Sie lächelte. „Das ist toll. Ich bin sicher, dass wir heute gute Dreharbeiten haben werden.“
Terrell musterte sie von oben bis unten und schien sie im Geist ausziehen. „Ja, das glaube ich auch.“ Er beugte sich nach vorn und
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