In der Hitze der Nacht
lassen. »Ich wusste gar nicht, dass du mit ihr befreundet warst .«
»War ich auch nicht. Sie war bloß nett zu mir .« Er starrte nach vorne auf die Straße, und sein Blick schien weit in die Ferne zu schweifen. »Ich hab immer im Angelshop rumgehangen, wenn meine Alten sich gezofft haben. Ihre Eltern haben mich da schlafen lassen, wenn es zu Hause Ärger gab. Sie hat mir immer etwas zu essen gebracht, und manchmal hat sie sich zu mir gesetzt und mit mir geredet. Außer Ginny hat niemand mit mir geredet. Ich glaube, sie war es auch, die Remy überredet hat, mich einzustellen .«
Er klang, als hätte er sie geradezu vergöttert. »Tut mir leid, Caine. Das wusste ich nicht .«
»Das muss dir nicht leidtun. Kurz bevor sie weggegangen ist, hat Ginny mir von deinem Vater erzählt und wie sehr sie ihn geliebt hat. Ich hab nicht verstanden, warum sie gehen musste – bis sie dann mit dir zurückkam .«
Sie schluckte. »Warum erzählst du mir das ?«
»Ein paar Tage, nachdem sie wiedergekommen war, bat deine Mama mich, einen Brief für sie abzuschicken. Er war an deinen echten Daddy adressiert. Marc LeClare .«
»Sie hat ihm geschrieben ?«
Er überhörte ihre Frage. »Eine Woche, nachdem ich den Brief abgeschickt hatte, kam mein Daddy nach Hause und gab meiner Mama ein ganzes Bündel Geld. Er hat ihr eingeschärft zu sagen, er wär die ganze Nacht zu Hause gewesen, und dann ist er weggegangen .« Caine machte eine Pause, um ein langsameres Fahrzeug zu überholen. »Ich bin ihm bis zum Haus deiner Großeltern gefolgt. Ich war erst dreizehn – ich hab nicht kapiert, wozu er die Flaschen und den Benzinkanister mitgenommen hatte. Ich dachte, vielleicht hat er sie sich von deinem Großvater geliehen. Dann hab ich gesehen, dass er die Flaschen mit dem Benzin füllte, und wusste, was er vorhatte .«
Ihre Kehle schnürte sich zusammen. »Du hast zugesehen, wie er unser Haus angesteckt hat .«
»Ich hab nicht weiter zugesehen, nachdem er die erste Flasche in den Speicher geworfen hat. Er war ein starker Mann, und ich hätte ihn nicht allein davon abhalten können. Ich rannte runter zum Anleger, um Remy zu holen .« Seine Hände umklammerten das Lenkrad, bis die Knöchel hervorsprangen. »Aber ich war nicht schnell genug. Als wir zurückkamen, war mein Daddy weg, und das ganze Haus stand in Flammen. Remy hörte Ginny schreien und rannte rein. Er zerbrach ein Fenster und reichte dich zu mir raus. Du hast geweint, und dein Haar, dein hübsches rotes Haar, war vollkommen verbrannt .« Seine Stimme versagte bei den Worten.
Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
»Ich hab dich vom Haus weggetragen, und Remy hat deine Mama rausgeholt. Seine Klamotten hatten Feuer gefangen, und seine Hände und sein Gesicht waren ganz schwarz und verbrannt. Andere Leute kamen, aber das Dach stürzte ein, und niemand kam mehr an deine Großeltern dran. Deine Mama kam zu mir und nahm dich mir ab. Sie starrte auf das Haus und sagte seinen Namen, immer und immer wieder.
»Wessen Namen ?«
»Marc LeClare .« Seine Stimme veränderte sich. »Ich fuhr mit ihr in das Krankenhaus, in das sie Remy brachten. Ich erzählte ihr alles, von meinem Daddy und was er gemacht hat und von dem Geld. Sie wurde ganz still, und dann sagte sie, sie hätte ihm nie schreiben und von dir erzählen dürfen .«
»Marc wusste nichts von mir .« Jetzt hatte sie wirklich Angst und war verwirrt. »Er hat gesagt, er hat nichts davon gewusst .«
»Niemand am Bayou hatte einen Grund, dir und Ginny was anzutun. Es kann nur eine Person gewesen sein .«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube dir nicht .«
»Es gab sonst niemanden mit so viel Geld .« Caines Stimme wurde grob. »Marc LeClare hat meinen Vater dafür bezahlt, dich und deine Mutter im Feuer umkommen zu lassen. Marc war es, der dich ins Lagerhaus gebracht hat. Er war es, der dich töten wollte .«
»Das weißt du nicht .«
»Doch, ich weiß es. Wir fahren zu Billy Tibbideau. Marc hat ihn angeheuert, um das Lagerhaus in Brand zu setzen, mit dir drin .«
Terri sah ihren Partner aus dem Aufzug kommen, und der Stapel Akten, den sie trug, fiel ihr aus den Händen.
»J.D .!« Sie rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals, ungeachtet seines missbilligenden Blicks. »Oh Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht .« Sie ließ ihn los und musterte ihn aufmerksam. »Alles in Ordnung? Wo warst du denn? Ich könnte dir in den Hintern treten. Obwohl …« Sie umarmte ihn noch mal. »Na gut, ich werd dich morgen
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