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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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zurücktreten, aber niemand hörte auf sie. Genauso wie in jener Nacht, vor dem Ball.
    Sie war über und über voll Dreck, ihr Kleid ruiniert, sie hatte alles umsonst gemacht. Sie kauerte immer noch auf dem Boden, wo sie angeblich hingehörte.
    Aber so war es nicht. Sie hatte nichts falsch gemacht.
    Der kräftigste der Jungen zog sie hoch und verteilte eine große Handvoll Spanisches Moos auf der Vorderseite ihres ruinierten Kleides. »Vergiss deine Korsage nicht !« Er ließ seine Hand lange genug dort, um ihre Brust zu drücken.
    Und in dem Augenblick brachen alle Gefühle über sie herein, die sie monatelang unterdrückt hatte, und sie rastete aus.
    Sie riss ruckartig die Hand des Jungen und das Spanische Moos von ihrem Leib und schleuderte es ihm ins Gesicht. Dann bückte sie sich, füllte ihre Hände mit Schlamm und begann ihn auf alles zu werfen, was sich bewegte.
    »Gefällt euch mein Parfüm etwa nicht ?« Sie bombardierte die feinen, weißen Kleider der Mädchen und die makellosen Smokings der Jungen. »Na los, probiert es doch mal !«
    Die Mädchen rannten kreischend davon, und ihre Freunde, feige wie sie waren, folgten ihnen.
    Andere Mädchen kamen aus dem Wohnheim und schrien Sable an, sie solle aufhören. Sie bewarf sie ebenfalls mit Matsch. Sie bewarf jeden mit Matsch, der auch nur in ihre Nähe kam. Es war ein wunderbares Gefühl. Sie hörte erst auf, als sie jemanden sagen hörte, man solle die Polizei rufen. Dann lief sie los, ließ das Wohnheim hinter sich, lief auf den Highway und blieb nicht ein einziges Mal stehen oder blickte sich um. An der Straße wischte sie sich dann den gröbsten Dreck aus dem Gesicht, wozu sie ihre hübschen neuen Handschuhe benutzte. Als sie den LKW anhielt, ließ sie ihre Handschuhe am Straßenrand fallen, ehe sie hinaufstieg und fragte, ob der Fahrer sie zum Atchafalaya mitnehmen könne.
    Sie würde nach Hause gehen und dort bleiben, wo sie hingehörte. Und Gott mochte jedem beistehen, der versuchte, ihr zu folgen.
    Ein korpulenter Mann packte Sable von der Seite. »Wie heißen Sie? Sind Sie Marc LeClares Geliebte ?« Er hielt ihr ein Mikrofon vor die Nase.
    »Lassen Sie mich los .« Sable schlug das Mikrofon beiseite, aber der Reporter ließ nicht locker. »Lassen Sie mich in Ruhe !«
    Jemand stieß sie von der anderen Seite, Sable verlor das Gleichgewicht und fiel, wild mit den Armen rudernd, nach hinten.
    Terri rief um Hilfe, während J.D. nach Sable griff, um sie aufzufangen, doch ihr Kopf traf mit einem lauten Schlag auf den Türrahmen der Aufzugstür. Er brachte seine Arme zwischen sie und den Boden, bevor sie dort aufschlagen konnte, aber ihr Körper wurde mit einem Mal schlaff, und Blut tropfte ihr aus dem Mundwinkel.
    J.D. kniete sich hin und hielt ihren Kopf hoch. »Sable ?«
    »Ist das ihr Vor- oder Nachname ?« Einer der Reporter drängte sich eifrig nach vorne.
    Mit dem Ellbogen stieß Terri ihn beiseite, kauerte sich neben J.D. und beugte sich hinunter. »Bring sie hier weg, fahr sie ins Krankenhaus .«
    J.D.nahmsieinseineArme,standaufundbahntesichmitderSchultereinenWegdurchdieScharenvonReportern.ErschrittanMoriahundLaurevorbei,diemitoffenemMunddastanden,begabsichhinterdenAnmeldungsschalterundnahmsichdenSchlüsselfüreinenneutralenWagenvomFahrzeugbrett.
    »Ich bringe sie ins Mercy « , sagte er mit leiser, wütender Stimme zu dem Schalterbeamten. »Sagen Sie diesen Scheiß-Piranhas, dass sie im Charity liegt .«
    Der Uniformierte wollte etwas sagen, blickte J.D. dann ins Gesicht und nickte. »Alles klar, Lieutenant .«
    Als Caine aus der Stadt zurückkam, waren seine Männer bereits draußen auf dem Wasser. Nur John war zurückgeblieben, und nach einem Blick in Caines Gesicht begann er geschäftig mit der Reparatur einiger Fallen.
    Caine rief Billys Frau Cecilia an, die sofort anfing zu weinen, als er ihr sagte, dass er Billy gefeuert habe. Er bot ihr an, dass jemand sie bei sich aufnehmen würde, bis ihr Mann über seinen Suff hinweg war, aber sie legte einfach auf.
    Irgendjemand würde schon nach Cecilia schauen. Die Leute vom Bayou kümmerten sich umeinander.
    Caine ließ das Radio laufen, während er einen Bootsrumpf ausbesserte, und hielt lediglich inne, um zu hören, was es Neues von dem Brand im Lagerhaus gab. Es war offiziell noch nicht bestätigt, aber es wurde eine Quelle zitiert, laut der die am Tatort gefundene Leiche als der Gouverneurskandidat Marc LeClare identifiziert wurde. Die Reporter wussten weder, wie die junge Rothaarige hieß, die

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