In der Hitze der Nacht
fallen, lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe und starrte nach draußen, wo Jean-Delano gestanden hatte. »Und er jetzt auch .«
Am folgenden Tag hatte Caine aufgehört, für Remy zu arbeiten, und war tief in den Bayou gezogen, um für sich alleine zu fischen und Fallen zu stellen. Er baute sich eine Hütte und dann ein Boot und später dann langsam eine Existenz auf. Diese schweren, mageren Jahre hatten Caine Gantry geprägt, und als er genug gespart hatte, war er zurückgekehrt, um am Rand des Atchafalaya sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Es war ihm gelungen, Sable und jene Nacht zu vergessen.
Zumindest so lange, bis sie zurückgekehrt war.
Ihre Flausen mit diesem Sozialprojekt hatten Caine rasend gemacht. Sie interessierte sich gar nicht für die Leute vom Bayou. Sie wollte bloß Almosen an sie verteilen und über ihr Leben bestimmen, damit sie sich den anderen überlegen fühlen konnte. Das hier war sein Zuhause, seine Familie, und er hatte sich das Recht erworben, hier leben zu dürfen.
Sie hatte ihr Recht verwirkt. Sie gehörte nicht mehr hierher.
Er ging zum Waschbecken hinüber und wusch sich die Hände, ehe er wieder nach oben ging, um sich mit dem Alten zu befassen. »Was willst du ?«
»Du hast die Nachrichten gehört .« Es war keine Frage. »Meine Isabel steckt in Schwierigkeiten .«
Caine trocknete sich die Hände an einem Tuch ab. »Und ?«
»Jemand hat versucht, sie umzubringen .«
»Habe ich gehört .« Caine dachte an Billy und zuckte dann mit den Schultern. »Wahrscheinlich hatten die es auf LeClare abgesehen, und sie kam ihnen in die Quere .«
Remy packte ihn vorne am Hemd. »Weißt du irgendetwas darüber ?«
»Nur, was man im Radio hört .« Er schenkte dem Alten einen versöhnlichen Blick. »Willst du dich in die nächste Herzattacke manövrieren, cher ?«
»Wir reden von meiner Tochter, Caine .« Remy nahm seine Hände weg. »Du weißt, was sie mit ihr machen werden. Ich brauche deine Hilfe .«
»Sie wusste, auf was sie sich einlässt .« Seine Mundwinkel zogen sich nach oben. »Sie sollte froh sein, dass sie in der Zeitung steht. Kostenlose Publicity .«
Sein Kopf zuckte zurück, als Remy ihm eine mit dem Handrücken verpasste. Es war nicht direkt ein Schlag, aber damit schien die Sache entschieden zu sein. »Bitte lieber jemand anderen um Hilfe, Remy .«
»Ich hab dich aufgenommen, als alle anderen dich bestenfalls angespuckt hätten, Caine Gantry. Nach dem, was dein Papa mir und den Meinen angetan hat, haben die Leute hier mich für verrückt erklärt. Anscheinend hatten sie recht .« Vor Wut bebend, kehrte ihm der Alte den Rücken und ging fort.
Allmählich kam Sable wieder zu sich, hielt die Augen aber geschlossen und rührte sich nicht. In ihrem Kopf hämmerte es wie wild, doch sie wagte nicht, sich an die Stelle zu fassen, wo sie aufgeschlagen war, nachdem ihr klar geworden war, dass sie mit J.D. alleine war und zusammengekauert neben ihm auf dem Beifahrersitz eines fremden Autos saß.
Wenn er doch bloß aufhören würde, sie zu berühren.
Seine Hand lag auf ihrem Kopf, seine Finger strichen ihr das Haar aus dem Gesicht. »Nicht dein Tag, Baby, was ?« Er bog um eine Kurve, was ihr einen leichten Ruck versetzte, und er legte den rechten Arm schützend vor sie, damit sie nicht auf den Boden rutschte. »Meiner auch nicht. Scheiße, kann sonst noch etwas schiefgehen ?«
Die Sanftheit seiner Stimme erweckte in ihr den Wunsch, ihn anzufauchen, aber sie biss sich auf die Zunge und ließ die Wellen des Zorns im Takt mit dem pochenden Schmerz in ihrem Kopf auf und ab wogen. Noch ein paar Minuten, und sie war im Krankenhaus. Er konnte sie nur in ein Krankenhaus bringen.
Er würde sie doch nicht irgendwo anders hinbringen, oder vielleicht doch?
Sie fing an zu zählen, wie oft er an einer Ampel stehen blieb, und zwang sich, nicht zusammenzuzucken, wenn seine Hand an ihrem Halsansatz ruhte. Seine Fingerspitzen folgten unbewusst der Linie ihres Schlüsselbeins und hinterließen eine flammende Spur auf der zarten Haut. Sie bekam eine Gänsehaut an den Armen, als ihr wieder einfiel, dass er früher genau dasselbe gemacht hatte, wenn er sie küsste. Hitze und Leidenschaft überfluteten ihr Inneres, als diese alten Empfindungen auf sie einstürzten, so mächtig und intensiv wie vor zehn Jahren.
Oh Gott, wann waren sie endlich da?
Gerade, als sie die Augen aufschlug, fuhr er über eine Bodenschwelle und hielt an. Sofort schloss sie sie wieder und konzentrierte sich weiter
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