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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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seinen Armen gehalten. Es störte ihn nicht, dass sie von Kopf bis Fuß schmutzig war. Er hielt sie, das Mädchen, das er schon so lange liebte, dass er nicht einen Atemzug tun konnte, ohne an sie zu denken. Er verharrte so lange in der Umarmung, wie er es wagte, dann schob er sie sanft eine Armlänge von sich weg. »Hat er dir das angetan, chère ?«
    »Nein .« Sie starrte zum Fenster. »Ich bin ausgerutscht und hingefallen .«
    Er kniff die schwarzen Augen zusammen. »Du bist noch nie in deinem Leben hingefallen .«
    Als die Stimme, die ihren Namen rief, näher kam, entfuhr ihrer Kehle ein herzzerreißender Schluchzer. »Ich kann ihm so nicht gegenübertreten .« Sie klammerte sich an ihn, mit nervösen kleinen Händen. »Bitte, Caine, hilf mir .«
    Er wäre am liebsten hinausgegangen, um Jean-Delano Gambles hübsches Gesicht zu verunstalten, aber er entschied sich dafür, sie mit sich in den dunklen Hintergrund des Bootshauses zu ziehen. Er ließ einen Arm um ihre Taille geschlungen und behielt das Fenster im Auge. Solange Jean-Del sich von Sable fernhielt, würde Caine nichts unternehmen. Sollte Gamble jedoch hereinkommen und nach ihr suchen, nun, dann konnte er für nichts garantieren.
    Draußen polterten Fußtritte über den Anleger und hielten genau vor dem Schuppen an. »Verflucht noch mal, Sable! Hast du den Verstand verloren? Wie konntest du meinen Freunden das antun ?«
    Caine zog sie dichter an sich, wünschte sich, dass der Collegejunge das Bootshaus betrat, und beschwor ihn, Sable zuliebe, gleichzeitig in Gedanken, abzuhauen.
    »Letzte Chance, Sable « , rief Gamble auf der anderen Seite der Hauswand. »Hörst du mich? Du kommst jetzt sofort da raus und redest mit mir, oder das war’s mit uns .«
    Caine spürte die Veränderung in ihr, wie sie aufhörte zu zittern, sich ihre Schultern anspannten. Behutsam löste sie sich aus seinem Arm und ging auf das Fenster zu.
    Er konnte das nicht zulassen. Er hatte von ihrer Cousine Geschichten darüber gehört, was Gamble und seine Freunde ihr an diesem Edelcollege angetan hatten. Vielleicht liebte sie ihn, aber er verdiente sie nicht. Niemand verdiente sie.
    Ehe sie ihm antworten konnte, packte Caine sie, presste ihr die Hand auf den Mund und zerrte sie zurück. Sie wehrte sich, aber er hielt sie mit Leichtigkeit fest. »Es reicht, Isabel « , murmelte er dicht an ihrem Ohr. »Du gibst ihm jetzt den Laufpass .«
    Draußen trat Gamble mit dem Fuß gegen irgendetwas, und man hörte Holz splittern. »Sieh dir doch diesen erbärmlichen Ort an. Ist es das, was du willst? Den Sumpf und die Alligatoren und von morgens bis abends Fischköder kleinhacken? Hast du deshalb meine Freunde mit Schlamm beworfen? Weil wir nicht so ein Leben führen müssen ?«
    Sie hörte auf, sich zu wehren.
    »Schön .« Noch ein Tritt, und etwas klatschte ins Wasser. »Dann geh ich zurück und beseitige deinen Dreck. Und bleib mir in Zukunft ja vom Hals .«
    Als seine Schritte allmählich verhallten, löste Caine seine Hand von ihrem Mund. »Na also .« Er ging zum Fenster um nachzusehen. »Er ist weg .«
    »Warum hast du das getan ?« , fragte sie ihn. Ihre Stimme klang wie abwesend.
    Er hatte es getan, weil er sie liebte, mehr und stärker und tiefer als Jean-Delano sie jemals lieben würde. Aber er würde ihr das niemals sagen können. Er war nichts als eine Sumpfratte, die für ihren Vater arbeitete. »Sieh dich doch an. Sieh dir an, was er mit dir gemacht hat .« Er zeigte auf ihr Kleid. »Dein Daddy hat dir vorhergesagt, wie es laufen wird .«
    Sie erwiderte nichts, starrte ihn nur an.
    Unbeholfen berührte Caine ihre Wange. »Er ist nicht gut genug für dich, chère .«
    Sie griff nach seiner Hand und riss sie weg. »Da irrst du dich. Ich bin nicht gut genug für ihn .«
    Caine musste fast lachen. »Wie kommst du denn darauf ?«
    »Es spielt keine Rolle, wie klug ich bin, wie hart ich arbeite oder wie viele Stipendien ich bekomme. Ich bin Abschaum. Ich kann mir ein Dutzend Paar weiße Handschuhe kaufen, und sie werden es trotzdem wissen .« Wütend zerrte sie an ihrem Kleid. »Ich werde den Gestank des Bayou nicht los .«
    Etwas durchbohrte sein Herz wie ein unsichtbarer Dolch. »Dafür muss man sich doch nicht schämen .«
    Sie hob eine Falte ihres Kleides hoch. »Sieht das für dich nach Stolz aus, Caine? Ich wollte mich wie die anderen Mädchen in der Schule anziehen. Ich wollte von ihnen gemocht werden. Ich hasse mich für das, was ich bin .« Sie ließ den ruinierten Stoff

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