In der Hitze der Nacht
Reihe und machte sich ein Bier auf. Während er trank, sah er die Leute rein- und rausgehen. Die Besucher schlurften alle durch den verglasten Vordereingang, wo sie sich bei einem Wachmann eintragen mussten, der ihnen eine Erkennungsmarke überreichte. Das Personal ging durch eine Seitentür hinein, aber Billy konnte nicht sehen, was drinnen vor sich ging. An der Südseite des Krankenhauses arbeitete ein Bautrupp an einem eingezäunten, gerippeartigen Anbau des Gebäudes. Eine Doppeltür, die in das Krankenhaus führte, stand offen, und außerhalb des Zauns stand ein Regal mit Schutzhelmen. Jeder kam und ging, wie es ihm gefiel.
Er trank sein Bier aus und zerquetschte die Dose in seiner Faust. Das Miststück mit einem Kissen zu ersticken würde zwar nicht so viel Spaß machen, wie sie bei lebendigem Leibe verbrennen zu sehen, aber manchmal musste ein Mann eben Kompromisse machen.
4
»Hatten Sie einen angenehmen Flug, Mr. Gamble ?«
Normalerweise hätte Cort sich mit einem Nicken begnügt, aber die Schlange der aussteigenden Fluggäste vor ihm war zum Stillstand gekommen, weil ein behinderter Passagier Probleme mit seinem Bordrollstuhl hatte. »Ja, danke .«
»Freut mich, dass wir für Sie in letzter Minute noch einen Platz finden konnten .« Die freundliche Stewardess ließ ihren Blick abwärtsgleiten und dann wieder hinauf, wobei ihr eingeübtes Lächeln echter wurde. »Kommen Sie zum Mardi Gras nach New Orleans, oder sind Sie von hier ?«
»Ich bin hier geboren .« Er sah wieder auf die Schlange, dann auf seine Uhr. Er hatte drei Mal versucht, J.D. anzurufen, als er in Atlanta umgestiegen war, aber jedes Mal war die Mailbox angegangen. Er würde nicht zu Hause anrufen, solange er nicht über den Brand und Marcs Tod ganz genau informiert war. Er wusste jetzt schon, was seine Mutter sagen würde.
»Ich bin nächste Woche wieder hier und habe zwei Tage Aufenthalt « , vertraute die Stewardess ihm an und streckte die Hand aus, um seinen Ärmel mit ihren manikürten Fingern zu berühren. »Es wär toll, wenn mir jemand die Stadt zeigen würde und mich vielleicht zum Essen einlädt …? «
Als sie so kokett nach einer Einladung angelte, nahm er sie noch einmal genauer in Augenschein. Das blonde Haar, die weißen Zähne und die hoch sitzende Brust waren zu perfekt, um echt zu sein, doch sie hatte eine angenehme Stimme und eine hübsche Bräune. Und sie war zierlich, was er bei Frauen bevorzugte. So, wie sie auf seinen Schritt schielte, war sie wahrscheinlich darauf aus, die Sehenswürdigkeiten und das Essen zu überspringen und gleich auf das nächstgelegene Bett zuzusteuern.
Aber Cort hatte nie Probleme, Frauen zu finden, die scharf auf ihn waren, und in letzter Zeit begannen sie, ihn ziemlich zu langweilen.
»Nächste Woche werden eine halbe Million Männer in der Stadt sein « , sagte er daher zu ihr, als sich die Schlange wieder in Bewegung setzte und er sein Handgepäck aufnahm. »Sie finden bestimmt jemanden für ein Date .«
Auf dem Weg nach unten, wo er an der Gepäckausgabe seinen Koffer holen wollte, lief Cort an einem der Fernsehbildschirme im Terminal vorbei und bekam gerade noch das Ende der Nachrichtensendung eines Lokalsenders mit.
»– wurde endlich bestätigt, dass es sich bei dem Opfer um den siebenundvierzigjährigen Gouverneurskandidaten der Demokraten, Marc LeClare, handelt. Mr. LeClare, der in New Orleans als Geschäftsmann und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens bekannt ist, galt bei den Wahlen als Favorit mit einem Vorsprung von zwei zu eins .« Der Nachrichtensprecher runzelte voller Mitgefühl die Stirn, ehe er fortfuhr. »Die Überlebende, eine junge Frau, die offenbar Zeugin des Mordes wurde « , ein kleines, unscharfes Foto wurde auf dem Bildschirm neben dem Sprecher eingeblendet – »ist von den Behörden bisher noch nicht identifiziert worden. News Nine wird Sie live über die neuesten Informationen auf dem Laufenden halten .«
Sie kann es nicht sein. Cort ging zum Fernseher, schaltete auf einen anderen Lokalsender um und sah sich noch einen Bericht über den Mord an. Dieses Mal wurden sein Bruder und dessen Partnerin gezeigt, wie sie die Rothaarige mit bleichem Gesicht im Polizeihauptquartier aus einem Fahrstuhl führten. J.D. sah grimmig aus, genauso wie Terri Vincent, was bei Cort das erste Mal die Alarmglocken schrillen ließ. Als die Zeugin den Kopf hob und blicklos in die Kamera sah, begann Cort, leise vor sich hin zu fluchen.
Sie war es – Sable Duchesne.
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