In der Hitze der Nacht
Ihnen passiert ?«
»Von so ’nem verflixten Köter gebissen worden « , sagte er und deutete mit mürrischem Gesicht auf seinen Wagen. »Ich hab die Schlüssel stecken lassen – übernehmen Sie das und parken den für mich. Ich kipp gleich aus den Pantinen .« Ohne ein weiteres Wort humpelte er weiter und ins Krankenhaus hinein.
Sable warf einen Blick über die Schulter und sah Billy herauskommen. Keine Zeit mehr. Sie rannte um das Auto herum und riss die Fahrertür auf.
»Cortland kommt früher aus Biloxi zurück « , informierte Elizabet Gamble ihre Haushälterin Mae Wallace, während sie die neuen Blumenarrangements im Esszimmer begutachtete und ein vorwitziges Farnblatt hinter eine voll erblühte Rose steckte. »Könnten Sie bitte zum Abendessen ein Gedeck mehr auflegen ?«
»Ja, Ma’am .« Mae ging zum Fenster und zog die blauen Satinvorhänge auf. »Sieht nach Regen aus .«
»Lieber jetzt als am Wochenende .« Elizabet runzelte die Stirn, als sie ihr leicht verschwommenes Spiegelbild auf der Oberfläche des langen Mahagonitisches sah, der sich seit der Französischen Revolution im Besitz ihrer Familie befand. An dem Arrangement ihrer kurzen silbernen Locken war nichts auszusetzen, dennoch griff sie nach ihrer Brille, die ihr an einer Kette um den Hals hing, um sich näher zu betrachten. »Entweder sind mir noch zwei Augenbrauen gewachsen, oder der Tisch muss mal poliert werden, Mae .«
Die Haushälterin kicherte. »Ich bin sicher, es ist der Tisch, Ma’am .« Das Telefon in der Küche klingelte, und Mae entschuldigte sich. Einen Augenblick später kam sie zurück. »Ms Moriah Navarre für Sie .«
»Ich nehme das Gespräch in der Bibliothek entgegen. Dabei fällt mir ein: Könnten Sie bitte die Floristin anrufen und sie bitten sich zu vergewissern, dass sie für die Party genügend Gardenien auf Lager hat? Ich will mir nicht in letzter Minute die Hacken nach Blumen ablaufen .« Elizabet nahm ihren Terminplaner vom Tisch. Es gab noch so viel zu tun, und ihr blieben nur noch ein paar Tage. »Oh, und sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn der Caterer die Serviertische liefert – wir brauchen noch einen für das kalte Büfett .«
Die Woche des größten Festes von New Orleans im ganzen Jahr war immer hektisch, aber Elizabet Gamble hatte sich an die damit verbundenen Herausforderungen gewöhnt. Neben dem Dinner im Krewe of Louis, das ihr Mann jedes Jahr für seine Geschäftspartner veranstaltete, war die »Noir et Blanc«-Gala das wichtigste gesellschaftliche Ereignis im Familienkalender. Seit sie vor fünfundzwanzig Jahren von ihrer Mutter die Rolle der Gastgeberin übernommen hatte, war Elizabet der Tradition gefolgt und hatte den Ehrgeiz entwickelt, die mondänste und perfekteste Party der Saison zu geben.
Tradition war etwas Wunderbares, aber sie aufrechtzuerhalten, nahm sie in den letzten paar Jahren immer mehr mit. Ich bin langsam zu alt, jeden Mardi Gras so herumzurennen.
Als sie die Bibliothek ihres Mannes betrat, wünschte Elizabet sich zum tausendsten Mal, eine Tochter zu haben. Ihre Schwiegertochter, Wendy, hätte vielleicht die Familienpflichten übernommen, aber sie und Evan mussten ja ausgerechnet auf eine Ranch mitten im gottverlassenen Montana ziehen. Aber schließlich hatte Elizabet noch zwei Söhne, die verheiratet werden mussten, und sobald Jean-Delano sich mit Moriah häuslich niedergelassen hatte, konnte sie das Zepter der Tradition an sie weiterreichen.
Vorausgesetzt ich kann ihn dazu überreden, um die Hand des Mädchens anzuhalten. Sie kannte ihren Sohn und wusste, wie stur er sein konnte. Eine kleine Andeutung würde vielleicht nicht schaden. Die Bekanntgabe einer Verlobung auf der diesjährigen Gala würde den perfekten Höhepunkt der Party bilden. Wenn er erst verheiratet war, konnten sie und Moriah ihn dahingehend bearbeiten, der Polizei den Rücken zu kehren und eine Position zu bekleiden, bei der er keine Waffe tragen musste.
Sie nahm das Telefon am Schreibtisch ihres Mannes ab. »Moriah, meine Liebe, wie geht es dir? Was für ein perfektes Timing – ich habe gerade an dich gedacht .« Der Geruch nach starkem Alkohol ließ sie die Stirn runzeln, und sie öffnete eine der Schreibtischschubladen, wo ihr Mann eine Flasche Cognac und einen kleinen Cognacschwenker deponiert hatte. Sie unterdrückte einen Seufzer – Louie hatte ihr und seinem Arzt versprochen, dass er mit dem Trinken aufhören würde – und schloss die Schublade wieder. »Ich hatte vor, dich und Jean-Delano
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