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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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undeutliche Umrisse und Schatten. »Marc? Kannst du das Licht anmachen ?«
    Etwas rührte sich und machte ein schabendes Geräusch, aber das Licht ging nicht an.
    »Ist eine Sicherung rausgeflogen ?« Ein schwacher, unangenehmer Geruch ließ sie die Nase rümpfen. »Weißt du, wo der Stromkasten ist ?« Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, legte sie ihre Handtasche wieder ab und bewegte sich zaghaft in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Dieser Geruch – Benzin und … Fisch? – wurde stärker.
    »Marc? Alles in Ordnung? M -«
    Ihr Fuß stieß gegen einen Widerstand, und sie fiel nach vorne. Sie streckte automatisch ihre Arme vor, als sie auf allen vieren neben etwas Großem, Festem in einer Lache klebriger Flüssigkeit landete. Ein noch beißenderer, fürchterlicher Gestank drehte ihr den Magen um. Über ihr gingen flackernd die Lichter an.
    Sie kniete in einer dunklen Blutlache. Direkt neben dem Körper eines Mannes.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, und ihre weit aufgerissenen Augen starrten auf sein kurzes silbernes Haar. Ein breiter, tiefer Spalt entstellte seinen Hinterkopf, und das Haar war schwarz von geronnenem Blut.
    »Oh Gott .« Sie packte ihn, drehte ihn hektisch mit blutigen Händen um und schüttelte fassungslos den Kopf. »Nein, nicht du. Nicht – « Sie verstummte.
    Marc LeClares Gesicht war kalt und leblos, und seine gütigen braunen Augen starrten blind zur Decke hinauf.
    Sable wischte sich mit ihrer Bluse das Blut von der Hand, bevor sie die Fingerspitzen seitlich an seinen Hals presste. Seine Haut fühlte sich klamm und kühl an, und sie spürte keinen Puls.
    Er war tot – und zwar schon eine ganze Weile.
    »Gott, bitte, nein .« Sie rappelte sich auf, aber ihre Knie zitterten so sehr, dass sie beinahe wieder hingefallen wäre. Die Galle stieg ihr die Kehle hoch, und sie schluckte, während sie wild um sich blickte.
    War er gestürzt? Was hatte ihn so zugerichtet? Wer – Sie sah zu den Lampen hoch und wich langsam zurück zur Treppe. Der Geruch nach Benzin und Fisch wurde stärker.
    Wer immer das getan hat, hat auch das Licht angemacht. Hat mich hier hochgerufen.
    Etwas kam aus der Dunkelheit auf sie zugeflogen, prallte gegen ihren Kopf, und sie fiel wieder zu Boden. Bei dem Versuch, sich wieder hochzustemmen, rutschte sie in dem Blut aus. Der Gestank nach Fisch und Benzin und Tod raubte ihr den Atem. »Halt – bitte nicht – «
    Ein zweiter Schlag schleuderte sie unerbittlich in die Dunkelheit.
    Das war verdammt schnell gegangen. Billy Tibbideau griff sich in den Schritt und rückte sich die Eier zurecht. Sie fühlten sich an, als würde ihr Inhalt gerinnen, und auf dem Rücken seines grünen T-Shirts mit der Aufschrift Gantry Charters bildete sich ein breiter Streifen aus Schweiß. Er hatte noch nie eine Frau geschlagen, und das schlechte Gewissen schnürte ihm die Brust zu.
    Leg nie im Ärger Hand an eine Frau, Billy, hatte Caine zu ihm gesagt, immer und immer wieder. Du bist ein Mann. Du bist stark. Sie sind schwach.
    »Ich musste es tun .« Billy Tibbideau umrundete die bewusstlose Frau und den Toten. »Was kommt die auch her und schnüffelt rum ?«
    Die verdammten Frauen sind Gottes Strafe für die Männer. Das sagte sein Vater immer. Als er klein gewesen war, hatte sein Vater sich halb totgearbeitet, damit sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen auf dem Tisch hatten. Aber hatte seine Mutter es ihm je gedankt? Nein, Sir, sie lag ihm in den Ohren, sobald er einen Fuß ins Haus gesetzt hatte, jammerte herum, weil er trank oder wegen Geld oder wegen Billy, bis sein Daddy ihr eine mit dem Handrücken verpassen musste, damit sie still war.
    Laut William Tibbideau senior konnte man mit Frauen sowieso nichts anderes anfangen, als sie zu verprügeln oder zu vögeln – und um sie im Zaum zu halten, musste man beides reichlich tun. Caine verprügelte sie zwar nicht, aber er vögelte viel.
    Die Enge in Billys Brust weckte in ihm den Wunsch, auf die Frau einzutreten, aber stattdessen kauerte er sich hin, um ihr ins Gesicht zu blicken, und sah es zum ersten Mal deutlich. »Ach du Scheiße .«
    Es war Isabel, Remy Duchesnes Tochter. Die, die den halben Bayou mit ihrem Weltverbesserer-Quatsch in Aufruhr versetzt hatte. Remy hätte schon vor Jahren Vernunft in sie hineinprügeln sollen, aber der Alte hatte seine Frauen noch nie unter Kontrolle gehabt.
    Frauen schlägt man nicht, hallte Caines Stimme in Billys Schädel nach.
    Hatte sie sein Gesicht gesehen? Hatte sie

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