In der Hitze der Nacht
lange, bis sie ihn ansah. »Detective Garcia wird den Fall von jetzt an übernehmen .«
»Was redest du da ?« Sie ließ ihre Augen zwischen ihm und dem armen Garcia hin und her wandern. »Ich hab ihn festgenommen .«
»Ich habe dir den Fall entziehen lassen .« Er nickte Garcia zu, der Gantry am Arm nahm und ihn vom Stuhl hochzog. »Du bist bis auf Weiteres oben für den Schreibtischdienst eingeteilt .«
Er kehrte ihr den Rücken und ging weg. Das einzige Geräusch, das ihn begleitete, war Caine Gantrys gedämpftes Lachen.
10
Sable war froh, dass sie in diesem Moment keinen Austernhammer zur Hand hatte, denn sie hätte J.D. ganz sicher damit den Schädel eingeschlagen. »Ich verheimliche dir nichts .«
»Ach nein? Worüber hast du dann heute Morgen mit Colette geredet? Warum hat Remy sich mit dir über Caine und seinen besten Freund und deine Mutter gestritten ?«
Sie konnte ihm nicht sagen, was Marc gesagt hatte und worüber sie sich in der Nacht vor dem Mord den Kopf zerbrochen hatte. Er würde es lächerlich finden und sie für verrückt halten. So wie Remy. »Wir haben über jemand anderen gesprochen .«
»Was ?« Als sie nicht antwortete, lockerte sich sein Griff ein wenig. »Sag mal, warum muss es zwischen uns so sein ?« Er zog ihren Kopf an seine Schulter und streichelte ihr übers Haar, bis sie sich, eng an ihn gedrückt, allmählich entspannte. »Ich kann nicht zulassen, dass du mich wieder ausschließt, Sable. Das letzte Mal hat es mich fast umgebracht .«
»Mir ging es auch nicht so toll .« Ihr Hals tat weh, und ihre Augen brannten, aber sie hielt die Tränen blinzelnd zurück.
»Dann sprich mit mir, Baby. Bitte .«
Mit seinem Ärger konnte sie umgehen, aber seine Zärtlichkeit trieb sie beinahe in den Wahnsinn. Sie musste endgültig die Sache zu einem Ende bringen, ihm alles begreiflich machen. »Jean-Del, was uns in der Vergangenheit verbunden hat, existiert nicht mehr. Wir sind heute andere Menschen, älter und hoffentlich etwas weiser. Du bist mir nicht egal, und ich bin dir dankbar für deine Hilfe, aber ich werde mich nicht wieder auf dich einlassen .«
Er hob ihr Gesicht zu seinem empor. »Zu spät .«
Sable zwang sich, sich nichts anmerken zu lassen, als sein Mund ihren berührte. Wenn sie darauf einging, würde er wissen, dass sie log und er alles von ihr bekommen konnte, was er wollte. Bei lebendigem Leibe gehäutet zu werden, wäre weniger schmerzhaft gewesen, doch die Alternative würde nur zu einem gebrochenen Herzen und ihrer Vernichtung führen. Es ging ihr genauso wie ihm: Sie würde das nicht noch einmal verkraften.
Ich will das nicht. Ich will ihn nicht.
Eswäreeinfachergewesen,wennerwütendundgrobgewesenwäre,wiegestern,alsersieCaineGantryentrissenhatte.AberJ.D.entführtesieaneinenruhigenOrt,andemDunkelheitundHitzeherrschten,wodieWeltumsieherumzuverschwindenschienundesnurnochsiebeidegab.ErvertieftedenKuss,undgleichzeitigbegannenseineHände,siezustreichelnundzuliebkosen,unddieseDoppelattackemachtesieganzschwindelig.
Er hob den Kopf und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Weißt du noch, wie ich dich das erste Mal geküsst habe ?«
Wie hätte sie das vergessen können? Sie waren in den Regen geraten und hatten draußen vor ihrem Wohnheim, dicht aneinandergedrängt, Zuflucht unter einem winzigen Vorsprung gefunden, wo sie versuchten, sich Gute Nacht zu sagen, ohne klatschnass zu werden.
In jener Nacht hatte er lächelnd auf sie herabgeblickt – Ist doch nur ein bisschen Wasser –, sie hinaus in den Regen gezogen und dann in seinen Armen wild herumgewirbelt. Sie hatte gezappelt und geschrien vor Lachen und versucht, ihren Kopf vor dem Regen zu schützen. Innerhalb von Sekunden waren sie beide nass bis auf die Haut gewesen, doch dann hatte er plötzlich innegehalten. Sable war an ihm hinuntergerutscht und hatte damit gerechnet, wieder Boden unter den Füßen zu spüren, doch sie erreichte ihn nicht. Stattdessen hatte J.D. sie mit seinen Händen in der Schwebe gehalten und ihr verwundert ins Gesicht geblickt, um dann auf ihre regennassen Lippen zu starren. Gott, du leuchtest richtig, als wenn du von innen her brennen würdest.
In dem Augenblick hatte sie sich hoffnungslos in seinen blauen Augen verloren. Mit dir fühle ich mich auch so, Jean-Del.
Jetzt sah J.D. sie genauso an. »Ich hab niemals jemand so Schönes gesehen wie dich in jener Nacht .« Er senkte den Kopf und murmelte die letzten Worte dicht an ihrem Mund. »Und in der nächsten Nacht und der
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