In der Hitze der Nacht
übernächsten und in jeder anderen, in der ich dich in meinen Armen hielt .«
Wenn es eine Hölle für Liebende gab, musste sie sich so anfühlen – sie wollte ihn und fürchtete sich vor ihm und konnte ihm nicht entkommen. Der alte Schmerz vermischte sich mit einem neuen, als sie merkte, wie sie die Hand nach ihm ausstreckte, ihre Finger sich in seinem dichten schwarzen Haar verfingen und sie sich dem Druck seines harten Körpers entgegenbewegte. »Küss mich noch einmal .«
Das tat er. Das Verlangen, das er bei ihr hervorgerufen hatte, war so brennend, wie seine Hände und sein Mund fordernd waren, und versengte ihren Körper, bis sie glaubte, ihre Haut würde unter der unerbittlichen Hitze zerschmelzen. Sie stöhnte, als sich sein Mund von dem ihren entfernte, fast besinnungslos vor Begehren.
»Willst du mich ?« Seine Stimme neckte ihr linkes Ohr, während er seine Hände von ihren Schultern bis zu ihrer Hüfte hinunterwandern ließ.
Da fragte er noch? »Ja .« Sie wollte seinen Mund wieder spüren, aber er machte irgendetwas an ihrem Hals – etwas mit seiner Zunge und seinen Zähnen, was sie fast zum Schreien brachte. Sie musste einen Laut von sich gegeben haben, denn sie fühlte sein Lächeln an ihrer Haut.
»Vertraust du mir ?«
Das tat ein bisschen weh. Sie hatte ihm schon so viel gegeben – sah er das denn nicht? Aber wenn er die Worte hören musste, sie aus ihrem Mund hören musste, dann würde sie ihm auch diese geben. »Ja. Bitte, Jean-Del – «
»Schon gut, Baby. Ich weiß, es tut weh. Mir ja auch .« Er bewegte sich jetzt rückwärts und zog sie aus der Küche. »Ich mache alles wieder gut für uns beide .«
Ihre Beine drohten nachzugeben, und sie klammerte sich fest an ihn. »Jetzt ?«
»Jetzt sofort .« Er blieb auf der Schwelle zu einem der Schlafzimmer stehen und küsste sie wieder. »Sable .«
»Mmmm ? …« Sie jagte wieder seinem Mund hinterher. Wenn er sie noch länger neckte, würde sie sich selbst alle Kleider vom Leib reißen und ihn zu Boden werfen.
Er begann an der anderen Seite ihres Halses. »Du wirst mir von Billy erzählen, nicht wahr ?«
Diese sanft gemurmelte Frage war genauso wirksam wie ein Eimer voll Sumpfwasser mit schleimiger Entengrütze. Sable erstarrte vor Ungläubigkeit, dass er es fertigbrachte, ihre Reaktion auf seine Annäherung derart zu missbrauchen.
Wir schützen unseresgleichen, hatte Hilaire gesagt, und sie tun dasselbe.
Diesmal schlug sie ihn nicht, hauptsächlich, weil sie Angst hatte, nicht mehr aufhören zu können, wenn sie erst einmal damit angefangen hatte. Nein, sie musste jetzt clever sein, cleverer als Jean-Del.
Aber er hatte ihre Fassungslosigkeit bereits in ihren Augen erkannt und sagte resigniert: »Ich hätte dich nicht drängen dürfen. Entschuldige .«
Eigentlich war es ganz gut gewesen, dass er das gemacht hatte. Er hatte sie schon fast so weit gehabt, dass sie ihm alles erzählt hätte, was er wollte, nur um ihn zu bekommen. Wenn sie ihm erzählte, was Marc gesagt hatte und was sie jetzt glaubte – etwas, das nur für sie einen Sinn ergab – , würde er eine schreckliche Entscheidung treffen müssen.
Und er wird sich nicht für mich entscheiden.
Vorsichtig entzog sie sich seiner Umarmung. »Ich muss wirklich unter die Dusche .« Eine lange Dusche. Eine lange und kalteDusche. Sie setzte einen sanften Gesichtsausdruck auf. »Alles wird gut, Jean-Del .«
»Ich muss sowieso ein paar Leute anrufen und mich um diese Fahndung kümmern .« Er seufzte und legte seine Stirn an ihre. »Mach nicht zu lang .«
Nein, nicht zu lang. Nur den Rest ihres Lebens. »Ist gut .« Sie küsste eine seiner dunklen Augenbrauen, bevor sie seinen Armen entschlüpfte. »Mach uns doch was Kaltes zu trinken, ja? Ich glaube, das werden wir brauchen .«
Sable konnte beinahe hören, wie es ihr das Herz brach, als er leise lachend in die Küche schlenderte. Sie ging ins Bad und schloss die Tür, dann untersuchte sie das Fenster. Es war einfach, mit durchgehender Scheibe und mit einem Hebel zu öffnen. Und groß genug, dass sie bequem hindurchpasste. Sie hängte das Fliegengitter aus und hievte sich über die Kante, wobei sie sich in beiden Richtungen umsah, ehe sie sich auf den Boden fallen ließ. Sie musste die Vorderseite des Hauses und den See meiden, aber sie konnte in der Ferne das Rauschen des Verkehrs hören. Sie folgte ihm, bis sie unter einer Strauchkiefer am Rand einer stark befahrenen Straße hervorkroch, die vom See nach New Orleans
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