In der Hitze der Nacht
.«
Sie nahm mit den Augen Maß, wie weit es zum Boden war, und sah ihn dann eindringlich an. »Lass mich bloß nicht fallen .«
»Niemals .« Er berührte ihre Wange, sah, wie ihre Augen zur Antwort aufflackerten. »Hör auf, mich so anzusehen .«
Sie lächelte ein bisschen. »Dann fass mich nicht mehr an .«
J.D. beobachtete, wie die Darsteller ihres Wagens den Engpass bemerkten und in weiser Vorausschau vorliefen, um Platz zu schaffen. Als die Prozession den schmalen Durchgang erreichte und der Wagen langsamer wurde, ließ er sich neben den Lieferwagen fallen. Sable wartete, bis er seine Arme ausgestreckt hatte, tat es ihm dann nach, und er fing sie, ein in Samt gehülltes Bündel, auf.
»Los .« Er stellte sie auf die Beine und ging ihr voran um den Lieferwagen herum, hinter dem sie sich vor den Augen der Zuschauer und Straßendarsteller verbergen konnten. »Wir müssen dich aus diesem Kostüm herausbekommen – das ist zu auffällig .«
»Du hast meine Unterhose zerrissen « , erinnerte sie ihn. »Ich habe nur noch einen BH an .« Dann blickte sie über die Schulter und schnappte nach Luft.
Der Fahrer des Lieferwagens, der zwölf Kisten Obst auf einer Sackkarre balancierte, war stehen geblieben, um zuzuhören.
J.D. grinste den Mann an. »Ich konnte mich nicht zurückhalten .«
Der Fahrer beäugte Sable vom zerzausten roten Haar bis zum Saum ihres Rockes und seufzte vor Entzücken.
» Laissez les bons temps rouler. « Er ließ die Sackkarre stehen, streifte seine Jacke ab und hielt sie J.D. hin. »Hier – das wird sie warmhalten, bis Sie es können .«
» Merci, mon ami . « Er hängte Sable schnell die übergroße Jacke um, bevor er sie durch die Menge vor einer offenen Bar zum Ausgang am anderen Ende des Blocks zog. Von hier waren es noch drei Blocks zu dem Hotel, in das er wollte.
Sable blickte sich in den dunkel gewordenen Straßen um und hielt sich dicht bei ihm. »Bist du sicher, dass wir hier richtig sind ?«
»Ich kenne da jemanden .« Er entdeckte das Neonschild des Lagniappe Inn, auf dem in roten Buchstaben Kein Zimmer Frei aufblinkte. »Hier lang .«
»Du bringst mich immer zu den hübschesten Fleckchen .« Ihr Lachen war so sanft und rau wie ihre Stimme.
»Vertrau mir, Baby .« Er blieb kurz stehen und nahm ihr Gesicht in seine Hände. »In ein paar Minuten wirst du dich nicht einmal mehr daran erinnern, in was für einem Zustand du jetzt bist .«
»Du kannst Sex mitten in einer »Mardi Gras«-Parade noch toppen ?« Sie blickte nach unten, als er seine Handschellen hervorholte und damit rasselte – und musste Luft holen. »Okay, ich schätze, du kannst es .«
Der Portier sah kaum hoch, als J.D. sich der schäbigen Rezeption näherte. »Keine Zimmer frei, Mister .«
»Ronnie da ?«
Der Portier drehte den Kopf zu der offenen Tür hinter ihm. »Ronnie! Da will dich jemand sprechen .«
Ronald Porter, ein kleiner Schwarzer mit jammervollem Gesichtsausdruck, kam herausgeschlendert. »J.D .« Sein Blick huschte zu Sable. »Hey, ich wusste gar nicht, dass sie im horizontalen Gewerbe tätig ist .«
»Ist sie auch nicht .« Er deutete auf das überwiegend leere Schlüsselbrett an der Wand hinter dem Portier. »Ich brauche ein Zimmer für heute Nacht .«
Ronnies Gesicht wechselte von traurig zu todunglücklich. »Mann, du willst mich wohl verarschen. Ich krieg gleich ’ne Busladung Studenten rein .«
»Dann leg zwei davon auf ein Zimmer .« Als er immer noch zögerte, fügte J.D. hinzu: »Wenn ich den Laden hier von oben bis unten durchsuche und feststelle, dass hier nicht nur Studenten zu zweit auf dem Zimmer liegen, wanderst du mal wieder auf einen Halbjahresurlaub hinter Gitter .«
»Nicht nötig .« Ronnie schnappte sich einen Schlüssel vom Brett und knallte ihn auf den Tresen. »Aber um neun Uhr früh müsst ihr draußen sein oder noch ein paar Zimmergenossen mit aufnehmen .«
»Danke .« J.D. machte eine Kopfbewegung zum Hinterzimmer. »Zeig mal deine Fundsachen .«
Ronnie holte einen Karton voller Klamotten hervor und wandte sich an Sable. »Was verloren, Süße ?«
Sie lächelte höflich. »Kann man so sagen .« Sie warf J.D. einen Seitenblick zu. »Aber ich hoffe, dass J.D. es mir sehr bald wieder besorgt .«
J.D. ließ beinahe die Kiste fallen. »Bestimmt .« Er durchwühlte den Haufen, bis er alles, was Sable zum Umziehen brauchte, zusammengesucht hatte, und gab dann dem schwitzenden Mann einen Fünfziger. »Bestell uns bei Tailor’s Dance etwas zu essen und ruf mich
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