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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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einen eigenen Schneider leisten können.«
    Mar konnte es nicht verhindern. Sie ließ ihren Blick über die Figur der Staatsanwältin gleiten, über ihr Kostüm. Nicht daß das das erste Mal an diesem Tag gewesen wäre . . . »Für mich sieht es so aus, als hätten Sie einen«, sagte sie.
    Kathrin Arnold wechselte ihre Robe vom linken Arm auf den rechten, so daß sie jetzt Mar den Blick auf ihre Figur verwehrte.
    Mar schmunzelte in sich hinein. Ob das eine unbewußte Geste gewesen war? Auf jeden Fall eine eindeutige. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten«, sagte sie.
    »Sind Sie sicher?« Die Staatsanwältin warf einen undefinierbaren Blick auf sie.
    »Wie meinen Sie das?« Mar wußte nicht, was sie von der Frage halten sollte. Im Gerichtssaal war es leicht gewesen, dort ging es nur um die Sache. Sie hatten sich zwar gefetzt, aber wenn man sich Paragraphen um die Ohren schlug, war das noch lange kein Grund für unfreundliche Gefühle. Es war nie persönlich gemeint. Im Privatbereich war das etwas anderes.
    »Das kann man nie genau wissen, nicht wahr?« Kathrin Arnolds Lippen zuckten.
    »Im Gerichtssaal war es einfacher, da haben Sie recht.« Mar betrachtete Kathrin Arnolds Gesicht, das eindeutig einen immer amüsierteren Ausdruck annahm. Sie lächelte. Diese Frau war eine Herausforderung. »Wenn ich Ihnen schon so viel Vergnügen bereite, wüßte ich gern, warum.«
    Kathrin Arnold blieb stehen. »Ich glaube, darin, einer Frau Vergnügen zu bereiten, hast du ausreichend Erfahrung.«
    Mar schluckte. Das war direkt.
    Die Staatsanwältin lächelte hintergründig. »Ich habe deine Blicke im Gerichtssaal schon bemerkt.«
    Mar hob überrascht die Augenbrauen. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht unverschämt sein.«
    »So habe ich es nicht empfunden.« Ein leichtes Lächeln hob Kathrin Arnolds Mundwinkel und sie ging weiter.
    Mar musterte ihr Gesicht, und es lag eindeutig Interesse darin, wenn Mar auch nicht genau ausmachen konnte, worin das Interesse bestand. War es nur ein Spiel für sie? Ein kleiner Flirt mit einer Kollegin, bevor sie zu ihrem Ehemann nach Hause zurückkehrte? Man konnte nie wissen. »Dann bin ich froh«, sagte sie. »Es lag mir fern, dich mit meinen Blicken irgendwie zu belästigen oder gar zu beleidigen. Ich kann den Anblick einer schönen Frau einfach nur schwer ignorieren.« Sie grinste leicht.
    Kathrin neigte angedeutet den Kopf, als hätte sie das Kompliment zur Kenntnis genommen. »Es tut mir leid, daß ich dich dieser Qual ausgesetzt habe«, erwiderte sie offenbar belustigt, wenn es auch schien, als ob die Schmeichelei nicht spurlos an ihr vorübergegangen wäre.
    »So eine Qual war es auch wieder nicht. Obwohl ich mich jetzt langsam frage«, Mar spitzte angelegentlich die Lippen, »warum ich wohl tatsächlich verloren habe.«
    »Diesen Vorteil habe ich normalerweise nur bei Männern«, schmunzelte Kathrin, »daß sie sich nicht mehr auf ihren Fall konzentrieren können und die juristische Argumentation vergessen.«
    »Du setzt das mit Absicht ein?« Mar musterte sie vergnügt.
    »Man muß all seine Waffen nutzen.« Kathrin bestätigte die Vermutung gelassen. »Sie tun das ja auch. All diese Seilschaften und Männerbünde. Da sind wir automatisch ausgeschlossen.«
    »Das stimmt.« Mar nickte. »Das stellt nur wieder faire Verhältnisse her.«
    »Was auch immer das ist«, sagte Kathrin. Sie waren vor ihrem Zimmer im Gerichtsgebäude angekommen.
    »Ja, ausgleichende Gerechtigkeit ist selten. Gerechtigkeit überhaupt.« Mar schaute sie an. »Darf ich auf ein wenig ausgleichende Gerechtigkeit hoffen? Würdest du heute abend mit mir essen gehen?«
    Kathrin betrachtete Mar erneut amüsiert. »Du verlierst keine Zeit«, sagte sie leise.
    »Wir können auch deinen Sieg feiern«, erwiderte Mar schnell. »Ist mir ebenso recht.«
    Kathrin nickte leicht. »Wäre mir auch recht, aber leider –«, sie hob bedauernd die Schultern, und ihre Stimme hob sich wieder auf eine normale Lautstärke, »bin ich heute abend schon verabredet.« Sie machte eine kleine Pause. »Aber morgen –«, fügte sie hinzu, »morgen abend bin ich frei.«
    Mar lächelte. »Dann morgen abend«, bestätigte sie. »Kann ich dich irgendwo abholen?«
    »Hier.« Kathrin Arnold wies auf ihre Zimmertür. »Um acht«, fuhr sie mit einem kaum wahrnehmbaren Zögern fort. »Dann bin ich hier fertig.«

10
    » W as ist denn mit unserem Hausdrachen passiert?« fragte Mechthild erstaunt. »Ist die plötzlich zahm
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