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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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gut.
    Das wiederum war nichts Neues. Tinas Mutter hatte schon immer das Talent gehabt, andere Menschen in die richtige Stimmung zu versetzen. Sie hatte ein instinktives Gespür dafür, was anderen fehlte – außer bei Tina, da hatte dieses Gespür völlig versagt –, und konnte ihnen das Gefühl vermitteln, daß sie in der Lage war, ihnen das zu geben, was sie brauchten. Wenn sie selbst etwas von ihnen wollte.
    Sie mußte Susanne warnen. Susanne wirkte, als ob . . . ja, als ob sie verliebt in Dagmar wäre. Vielleicht war sie es auch. Schließlich sah Dagmar Tina ähnlich. Aber Dagmar . . . Dagmar konnte Susanne nicht geben, was Susanne brauchte. In diesem Fall nicht. Susanne würde schwer enttäuscht sein, und wenn Tina sich an das erinnerte, was Susanne angedroht hatte, wenn Tina gehen würde, wurde ihr ganz kalt.
    Sie wollte sich das nicht länger anschauen. Sie mußte nachdenken. »Kann ich euch mal kurz unterbrechen?« fragte sie, aber weiter kam sie nicht.
    »Tina.«
    Diesmal lief es Tina aus anderen Gründen kalt über den Rücken. »Vi- . . . Geneviève«, flüsterte sie heiser.
    »Du ißt manchmal auch hier?« Geneviève tat harmlos.
    »Nur heute.« Tina räusperte sich. »Ich bin mit meiner Mutter und meiner Chefin hier.« Sie wies auf Dagmar und Susanne, die erst jetzt bemerkt hatten, daß Geneviève an ihrem Tisch stehengeblieben war. »Normalerweise esse ich hier nicht.«
    »Ich habe dich auch noch nie hier gesehen.« Genevièves Stimme klang vorwurfsvoll, so als ob sie andeuten wollte, Tina würde ihr nachspionieren.
    »Willst du uns deine Freundin nicht vorstellen?« Dagmar musterte Geneviève neugierig.
    »Oh, wir sind nur flüchtige Bekannte«, winkte Geneviève ab und lachte.
    Flüchtige Bekannte. Aber was hatte sie auch von Geneviève erwartet? »Das ist . . . Geneviève . . . Muillot«, stellte Tina etwas stockend vor. »Sie ist die Besitzerin der Boutiquenkette Geneviève’s .«
    »Tina kauft ab und zu bei mir ein«, erklärte Geneviève mit einem geschmeidigen Lächeln. »Daher kennen wir uns.«
    Ja, genau, daher kennen wir uns. In diesem Fall sagte Geneviève sogar die Wahrheit.
    »Ich wußte gar nicht, daß du so modebewußt bist«, stellte Dagmar mit einem Blick auf Genevièves schick-elegantes und offensichtlich teures Outfit fest.
    »Geneviève hat auch Sachen fürs Büro«, sagte Tina schnell. Sie schluckte. Lange hielt sie das nicht mehr aus.
    »Ja, ich bediene eine breite Palette von Wünschen.« Geneviève lächelte hintergründig. »Von der einfachen Sekretärin bis hin zur Oberklasse.«
    Tina atmete flach. Es war ganz klar, daß sie in die Kategorie Einfache Sekretärin fiel. Geneviève zählte sie ganz sicher nicht zur Oberklasse.
    »Ich muß weiter«, fuhr Geneviève fort. »Ich habe ein Geschäftsessen hier.«
    »Wir auch.« Dagmar lächelte sie harmlos an.
    Geneviève blickte etwas irritiert, ließ sich davon aber nicht aufhalten. Sie nickte und begab sich zu einem Tisch, an dem zwei Männer in dunklen Anzügen bereits auf sie warteten.
    »Die würde ich nicht mal mit einer Kohlenzange anfassen«, bemerkte Dagmar trocken, als Geneviève außer Hörweite war.

11
    M ar döste mit geschlossenen Augen vor sich hin. Sie wollte nicht richtig wachwerden. Der Wecker hatte noch nicht geklingelt.
    Eben noch hatte sie geträumt. Einen schönen Traum. Einen erregenden Traum. Einen Traum, von dem sie sich wünschte, daß er wiederkehren würde.
    Sie streckte sich und lächelte. »Solche Träume könnte ich öfter haben«, murmelte sie.
    Sie öffnete die Augen. Es war noch dunkel draußen. So früh am Morgen war sie schon lange nicht mehr aufgewacht.
    Durch das Fenster ihres Schlafzimmers warf eine Straßenlaterne ihr schattiges Licht. Die Schatten bewegten sich.
    Bewegten sich? Mar schoß alarmiert hoch, saß aufrecht im Bett. Wie aus weiter Ferne hörte sie ein Geräusch, ein leises Seufzen.
    Es war gar kein Traum. Und entfernt war es auch nicht. Entgeistert starrte sie auf Kathrin Arnolds Körper neben sich.
    Die Straßenlaterne erhellte das Zimmer immerhin soweit, daß sie die Umrisse des Körpers erkennen konnte. Und schlagartig erinnerte sie sich. Was sie für einen Traum gehalten hatte, war Wirklichkeit gewesen.
    Kathrin Arnold und sie waren essen gegangen, sie hatten sich über ihren Beruf unterhalten, Gerichtsverhandlungen, Fälle, der Abend war sehr angenehm verlaufen. Auf einmal war die Stimmung umgeschlagen, sie hatten miteinander geflirtet, vielleicht auch ein

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