In der Hitze der Nacht
Umstände . . .« Sie lächelte leicht. »Ich fühle mich auch sehr entspannt mit dir. Also hätte ich nichts dagegen, wenn wir diesen . . . Traum einmal wiederholen.«
Mar hob die Augenbrauen. »Das gleiche habe ich vorhin auch gedacht. Und mich gefragt, ob wir einer Meinung sind.«
»Was wäre, wenn ich nicht deiner Meinung gewesen wäre?« fragte Kathrin.
Mar zuckte die Schultern. »Nichts. Dann hätten wir uns eben ganz einfach verabschiedet und eine schöne Erinnerung gehabt.«
»Gut.« Kathrin stand auf. »Es freut mich, daß wir darin anscheinend übereinstimmen.« Sie kam zu Mar, beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuß auf die Lippen. »Ich rufe dich an, wenn ich Sehnsucht nach dir habe. Ist das okay?«
»Absolut«, sagte Mar. »Sollte ich nicht gerade in Arbeit versinken, würde mich das freuen.« Sie musterte Kathrins Kleid. »Ist das nicht ein bißchen auffällig fürs Gericht?«
Kathrin lachte leicht. »Ich werde mich umziehen. Ich habe ein ganz braves Kostüm im Büro.«
Sie macht das also öfter, dachte Mar. Sich im Büro umziehen nach einer Nacht, die sie nicht zu Hause verbracht hat. »Wie praktisch«, sagte sie. »Ich sollte die Idee vielleicht auch mal aufnehmen. Wenn man vor der Arbeit nicht mehr nach Hause kommt . . .«
»Ja, genau«, sagte Kathrin. »Ich bin ziemlich praktisch. Ich hasse unnötigen Aufwand.« Sie richtete sich auf und strich Mar verabschiedend leicht über die Schulter. »War wirklich schön«, bemerkte sie auf einmal erstaunlich weich. »Das habe ich nicht nur so gesagt.«
»Ich auch nicht.« Mar legte kurz ihre Hand auf Kathrins. »Mach die armen Verkehrssünder oder wen du sonst noch so verknackst nicht so fertig.« Sie lachte.
»Ich werde mich bemühen.« Kathrin schmunzelte. »Möglicherweise bin ich heute aber auch zu müde, um irgend jemand fertigzumachen.« Sie beugte sich noch einmal zu Mar hinunter und biß sie leicht ins Ohr. »Deine Schuld«, hauchte sie. Dann ging sie.
Mar lächelte. So einen schönen Morgen hatte sie lange nicht gehabt. Kathrin war eine sehr angenehme Frau, und offenbar stellte sie keinerlei Ansprüche.
Was auf der anderen Seite bedeutete, daß sie auch nicht bereit war, irgendwelche Ansprüche zu erfüllen, die über Sex hinausgingen, aber das war in Ordnung.
Für mehr hatte Mar ja auch gar keine Zeit.
12
» I ch will dich sehen.«
Tina blickte erstaunt auf den Hörer, hielt ihn dann wieder ans Ohr. »Vivi?« Geneviève rief sie an? Das hatte sie noch nie getan, sie hatte es immer Tina überlassen sie anzuflehen sich mit ihr zu treffen.
»Jetzt sofort«, sagte Genevièves ungeduldige Stimme.
»Ich bin auf der Arbeit«, erwiderte Tina verwirrt. »Ich kann hier nicht so einfach weg.«
» Merde .« Wenn Geneviève in einem gut war, dann im Fluchen. Sah man ihr gar nicht an.
»Ja, tut mir leid«, sagte Tina. »Vielleicht in der Mittagspause?«
»Da habe ich schon Termine.« Geneviève klang sehr unzufrieden. Sie hatte jetzt Lust auf Tina. Und sie war nicht gut im Warten, wenn es um die Erfüllung ihrer Wünsche ging.
»Dann geht es erst heute abend«, sagte Tina. »Ich kann um vier Uhr gehen, dann bin ich um fünf zu Hause.«
»Zu spät«, sagte Geneviève. »Wir treffen uns in der Stadt.«
Tina fragte sich, ob es wirklich richtig war, was sie tat. Es war nach Feierabend, sie ging durch die Stadt, auf dem Weg zu einem Hotel, in dem sie Geneviève schon öfter getroffen hatte, wenn Geneviève nicht warten wollte. Insofern hatte Susanne damals gar nicht so falsch gelegen mit ihrer Vermutung. Nur hatte es an dem Tag zufällig nicht gestimmt.
Sie blickte nach vorn, um zu sehen, ob Geneviève vielleicht auch gerade zum Hotel unterwegs war, und erstarrte leicht. »O nein, nicht jetzt . . .«, murmelte sie.
Aber Mar hatte sie bereits gesehen. Sie kam in Begleitung einer anderen Frau auf Tina zu. Sie konnten sich nicht ausweichen in den engen Gassen, obwohl es so schien, als ob auch Mar zögerte.
Vielleicht wäre Mar umgekehrt, aber die andere Frau blickte neugierig auf Tina, weil sie bereits bemerkt hatte, wie Tina und Mar aufeinander reagierten, und sagte etwas zu Mar, woraufhin Mar nickte.
Mar überwand ihr Zögern und ging schnell auf Tina zu. »Hallo Tina.«
»Hallo Mar.« Tina wollte eigentlich nicht stehenbleiben, aber die Höflichkeit gebot es wohl, also hielt sie an.
»Wie geht es dir?« fragte Mar.
»Gut.« Tina antwortete automatisch.
»Hast du Feierabend?«
»Hm. Ja.« Eigentlich nicht,
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