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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Gogoll
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Geneviève völlig normal fand.
    »Dann laß uns keine Zeit verschwenden«, sagte Geneviève, begann ihre Bluse zu öffnen und kam auf Tina zu. »Ich muß in einer halben Stunde wieder weg.«
    Tina zog ihre Jacke aus, ganz automatisch, als wäre sie eine Marionette, aber als Geneviève begann, Tinas Bluse ebenfalls zu öffnen, hielt Tina ihre Hände fest. »Ich muß mit dir reden.«
    »Hat das nicht Zeit bis nachher?« Geneviève wirkte ziemlich erstaunt darüber, daß Tina ihr Widerstand entgegensetzte.
    »Nein«, sagte Tina. Noch eine Minute, und ich habe nicht mehr die Kraft dazu, dachte sie. »Ich muß jetzt mit dir reden. Außerdem redest du danach sowieso nicht mehr mit mir. Dann gehst du. Wie immer.«
    » Alors voilà. « Geneviève zog ihre Hände zurück und verschränkte sie ineinander. » Qu’est-ce que tu veux? Was willst du?«
    Daß Geneviève so viel französisch sprach, sollte Tina in ihre Schranken verweisen, wie immer, wenn sie eigentlich nicht über ein Thema sprechen wollte. »Ich . . . ich kann so nicht weitermachen«, sagte Tina. Sie schluckte. Nun war es raus.
    »Wie?« Geneviève sah überrascht aus. »Was meinst du?«
    »Ich meine . . .«, Tina machte eine Bewegung, die den ganzen Raum umfaßte, »das hier. Oder dasselbe bei mir zu Hause. Das will ich nicht mehr.«
    » Faire l’amour? « Geneviève lachte. »Das willst du nicht mehr?«
    Tina atmete tief durch. »Auf französisch klingt das so nett: Liebe machen . Aber das hier – und alles, was wir getan haben – hat nichts mit Liebe zu tun. Das ist der falsche Ausdruck.«
    »Machst du mir eine Szene?« Geneviève wirkte nun amüsiert.
    »Was hätte das für einen Sinn?« Tina wandte sich ab. »Gar keinen.«
    »Was willst du dann?« Geneviève schien sich noch mehr zu amüsieren. »Es hat dir immer Spaß gemacht, n’est-ce pas ?«
    »Nicht immer«, sagte Tina, »wie du sehr gut weißt, aber ich denke, das war dir sowieso egal, und darum geht es auch gar nicht.«
    Geneviève hob interessiert die Augenbrauen. »Hast du jemand kennengelernt?« Sie wirkte neugierig, nicht eifersüchtig.
    »Ich . . . nein«, antwortete Tina. Sie legte die Hände zusammen, um ihre Nervosität zu bekämpfen. »Ich . . . ich kann nur nicht mehr . . . ich ertrage das nicht länger, Vivi.«
    »Ah, ma pauvre petite  . . .« Genevièves Stimme klang spöttisch. » Je suis désolée .«
    Tina atmete tief durch und seufzte. »Du willst mich nicht verstehen. Und vielleicht kannst du es auch wirklich nicht.« Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn und fuhr leise fort: »Du liebst mich nicht, das wußte ich vom ersten Augenblick an, aber man hofft immer –« Sie brach ab. »Dennoch läßt du mich nicht gehen. Du hältst mich einfach nur hin, damit ich zur Verfügung stehe, wenn du mich brauchst. Für deine Bedürfnisse, nicht für meine.«
    »Ich habe nichts dagegen, chérie , wenn du deine Bedürfnisse anderweitig befriedigst«, sagte Geneviève mit zuvorkommender Belustigung in der Stimme. »Es liegt mir überhaupt nichts daran, ein Monopol zu haben auf deine . . .«, sie spitzte anzüglich die Lippen und musterte Tinas Figur, »verführerischen Angebote.«
    »Ich weiß«, sagte Tina. »Das ist es ja gerade. Ich glaube, ich bin eine ziemliche . . . Monopolistin.«
    Genevièves Mundwinkel zuckten. »Du hast jemand kennengelernt«, bemerkte sie bestimmt. »Sonst würdest du dich nicht so verhalten. Du hättest gar nicht den Mut dazu.«
    »Weißt du«, sagte Tina und legte den Kopf schief, »was meine Mutter über dich gesagt hat? Sie würde dich nicht einmal mit einer Kohlenzange anfassen.«
    »Oh.« Geneviève wirkte überrascht. »Deine Mutter ist lesbisch?«
    Tina hätte fast die Augen verdreht. Es war einfach unmöglich, mit Geneviève zu reden. Sie kannte nur Geschäftsgespräche, alles andere war ihr fremd.
    »Nein«, sagte Tina. »Nicht daß ich wüßte, aber sie hat ein sehr gutes Gespür für Menschen. Leider hat sie mir das anscheinend nicht vererbt.«
    »Und was sagt sie zu deiner neuen Flamme?« fragte Geneviève ungerührt. Das Gespür einer Mutter, die sie noch nicht einmal kannte, interessierte sie nicht im mindesten. »Anscheinend legst du ja sehr viel Wert auf ihr Urteil.«
    »Ich habe nicht –« Tina brach ab. »Da ist niemand, wie ich schon sagte«, fuhr sie fort. »Es ist mir einfach nur aufgegangen, was ich hier tue. Ich schäme mich, wenn ich mich am Portier vorbei hier hereinschleiche. Man sollte sich niemals für

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