In der Hitze jener Nacht
erwartet? Etwa, dass sie nach der Scheidung ins Kloster ging? Doch nicht Maggie. Dafür hatte sie viel zu viel Feuer.
Offenbar hatte sie die Trennung schnell überwunden. Ihr Sohn schien schon einige Monate alt zu sein. Vermutlich war sie, nachdem sie sein Bett verlassen hatte, verdammt schnell in das eines anderen gestiegen. Justice drängte sich die Frage auf, ob Maggie während ihres letzten gemeinsamen Wochenendes bereits mit einem anderen Kerl zusammen gewesen war. Der Gedanke brachte Justice beinah um den Verstand. Während sie sich mit ihm im Bett amüsiert hatte, hatte irgendwo bereits ihr neuer Mann auf sie gewartet? Was sollte das alles?
Am liebsten hätte er geschrien und getobt. Doch er tat nichts dergleichen, sondern riss sich zusammen. Auf keinen Fall sollte sie mitbekommen, wie er sich fühlte. Diese Genugtuung gönnte er ihr nicht. Schließlich hatte er immer noch seinen Stolz.
„Du hast nicht vor, irgendetwas zu sagen, oder?“, fragte sie und schwang die Beine aus dem Bett, während sie das Baby auf ihre Hüfte hob.
Justice stützte das Kinn auf eine Hand und täuschte Gleichgültigkeit vor. „Was denn? Herzlichen Glückwunsch? Gut. Sag ich es eben.“ Er hielt den Blick immer noch starr auf sie gerichtet. Um keinen Preis wollte Justice jetzt das pausbäckige Baby anschauen, das so merkwürdige Geräusche machte.
„Willst du nicht wissen, wer sein Vater ist?“, fragte sie und trat mit kleinen Schritten auf ihn zu.
Warum tat sie ihm das an? Machte es ihr so viel Spaß, ihm unter die Nase zu reiben, dass sie mit einem anderen glücklich war? Hoffentlich genießt sie das ganze Theater, dachte Justice. Denn, ja, natürlich will ich wissen, wer der Vater ist. Und dann werde ich den Kerl suchen und ihm das letzte bisschen Verstand aus dem Leib prügeln … auch wenn das war eher unwahrscheinlich ist.
„Das geht mich nichts an, oder?“
„Eigentlich schon“, erwiderte sie, beugte sich hinunter zu dem Kleinen und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann sah sie wieder zu Justice. „Weil du nämlich der Vater bist.“
Noch ein Schlag in die Magengegend. Justice fragte sich, wie viele Schocks ein Mann in einer einzigen Nacht vertragen könnte. Was für ein Spiel auch immer Maggie hier trieb, er würde sie damit nicht durchkommen lassen. Sie wusste ja nicht, dass er absolut nicht als Vater infrage kam.
Warum also log sie ihn an? Hatte der richtige Vater womöglich kein Interesse an dem Kind? Wollte sie Justice deswegen weismachen, er wäre der Vater? Oder ging es um Geld? Vielleicht wollte sie mehr Unterhalt herausschlagen …
All diese Überlegungen waren albern. Justice beschloss, einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen, damit die Wahrheit ans Licht kam. Dann könnte Maggie nicht mehr lügen. – Was ihn zu seiner eigentlichen Frage zurückführte: Was führte seine Exfrau im Schilde?
Er starrte sie weiter an. Doch sie hielt seinem Blick stand und funkelte ihn herausfordernd an. Justice konnte sich noch immer nicht dazu überwinden, das Baby anzusehen, das er nur aus den Augenwinkeln wahrnahm. Ein glucksendes und quicklebendiges Mahnmal meiner schlechten Eigenschaften als Ehemann, dachte er. Ich habe Maggie in die Arme eines anderen getrieben, weil ich ihren innigsten Wunsch nach einer Familie nicht erfüllen konnte.
Wieder traf ihn der Schmerz mit voller Wucht. Sein gebrochenes Bein war nichts dagegen. „Netter Versuch“, sagte er und sah sie kalt an, damit sie verstand, worauf er anspielte.
„Was willst du damit sagen?“
„Damit sage ich, ich bin nicht der Vater, Maggie. Also versuch nicht, mir das da unterzuschieben.“
„ Unterzuschieben ?“ Sie holte empört Luft und drückte ihr Baby fester an sich, das nun mit seinen kleinen Fäusten gegen ihre Schulter trommelte. „Das tue ich doch gar nicht!“
„Ach?“ Justice schluckte. Sein Hals war wie zugeschnürt. „Und warum ist er dann hier?“
„Weil ich es auch bin, du Dummkopf!“ Als Maggie noch einen Schritt auf ihn zuging, musste Justice sich darauf konzentrieren, das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Wenn er versuchte, auf seinen wackeligen Beinen zurückzuweichen, stürzte er garantiert. Wäre das nicht ein gelungener Abschluss dieses verrückten Tages, fragte er sich sarkastisch.
„Ich bin seine Mutter“, erklärte Maggie. „Wo ich bin, ist er auch. Außerdem habe ich gedacht, sein Daddy möchte vielleicht seinen Sohn kennenlernen.“
Er hatte das Gefühl, dass ihm ein Messer in der Brust steckte,
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