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In der Hitze jener Nacht

In der Hitze jener Nacht

Titel: In der Hitze jener Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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und wollte nicht von ihnen gehört werden. Deswegen zwang Justice sich, die Stimme zu senken. „Ich will sie nicht hier haben. Ich habe halbwegs verkraftet, dass sie mich verlassen hat. Sie jetzt direkt vor der Nase zu haben macht alles nur schlimmer.“
    „Tja, Pech gehabt“, entgegnete Jefferson. „Justice, du brauchst Hilfe, ob du nun willst oder nicht. Du weißt, dass Maggie eine hervorragende Therapeutin ist. Sie wird dich wieder auf die Beine bringen. Vergiss doch ein einziges Mal deinen Stolz und mach, was sie dir sagt!“
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, legte Justice auf. Besser fühlte er sich dadurch aber nicht. Meinen Stolz vergessen ? Himmel, das war das Einzige, was ihm noch blieb. In der letzten Zeit hatte er viel durchmachen müssen – zum Beispiel hatte sich Maggie aus seinem Leben verabschiedet. Er würde einen Teufel tun, sich das letzte bisschen Würde wegnehmen zu lassen!
    Er rutschte an die äußerste Kante des Betts. Er war viel zu verärgert, um jetzt einzuschlafen. Kurz dachte er daran, den Flachbildfernseher einzuschalten, den er letztes Jahr installiert hatte. Aber er war zu überdreht, um sich auf einen Film zu konzentrieren, und zu unkonzentriert, um Nachrichten zu verfolgen.
    Missmutig griff er zum Gehstock und stand mühsam auf, wobei er sich bemühte, das Gleichgewicht zu halten. Sein gebrochenes Bein schmerzte entsetzlich. Trotzdem schaffte er es, ans Fenster zu gehen, erschrak aber plötzlich, als er – etwas hörte.
    Stirnrunzelnd drehte er sich um und sah zur Tür, hinter der sich der lange Flur befand. Justice wartete auf weiteren Lärm, und als der tatsächlich ausbrach, wurde seine Miene noch finsterer. Was zum Teufel ging hier vor sich?
    Es gelang ihm, den Weg zur Tür zurückzulegen. Ungehalten stieß Justice sie auf, blieb aber auf der Schwelle stehen, um erst einen Blick auf den Flur zu werfen. Die Wandleuchter brannten und warfen ein warmes Licht auf den dunkelgrünen und -roten Läufer, der auf den glänzend polierten Eichendielen wie ein Pfad wirkte. Der Flur war leer, aber …
    Da war es schon wieder.
    Es klang fast wie ein kleines Kätzchen, das schrie. Justice versuchte vorsichtig, dem Geräusch nachzugehen. Es war mühsam. Noch ein Grund, diesen Stock und dieses vermaledeite Bein zu hassen, dachte er und kämpfte sich weiter. Bis vor Kurzem hatte er diesen Flur noch mit langen festen Schritten durchquert. Jetzt torkelte er fast.
    Er folgte dem Geräusch bis zu dem Zimmer am Ende des Flurs. Darin übernachtete Maggie, solange sie auf der Ranch wohnte. Zumindest in diesem Punkt hatte er sich durchgesetzt. Er wollte sie so weit wie möglich von sich entfernt wissen, um nicht in Versuchung zu geraten.
    Vorsichtig legte Justice den Kopf an die Tür und lauschte. Zunächst nahm er die Geräusche wahr, die das Haus des Nachts machte, wenn die Temperaturen gesunken waren. Sekunden vergingen, dann hörte er wieder dieses leise Wimmern, das er nicht einordnen konnte. Weinte Maggie? Vermisste sie ihn? Bedauerte sie, auf die Ranch gekommen zu sein?
    Ich sollte vielleicht anklopfen, dachte er. Aber wenn er es täte und sie ihn wegschickte, müsste er gehen. Deshalb drehte er langsam den Türknauf und öffnete die Tür. Im nächsten Moment hatte er das Gefühl, dass die Welt sich um ihn herum einmal um die eigene Achse gedreht hatte.
    Maggie sah ihn an. Sie hielt ein Kind in ihren Armen.
    Lächelnd sagte sie: „Hallo, Justice! Ich würde dir gern Jonas vorstellen. Meinen Sohn.“

4. KAPITEL
    „ Was … w er … wie? “ Justice wich einen Schritt zurück, stieß mit dem Rücken gegen den Türrahmen und starrte die Frau mit dem Baby entgeistert an.
    Maggie ließ ihn nicht aus den Augen, während sie seine Fragen beantwortete. „Mein Sohn. Jonas. Auf die übliche Art.“
    Ein heftiger, unbekannter Schmerz durchfuhr ihn mit einer Wucht, die ihm fast den Atem geraubt und ihn zu Boden geworfen hätte.
    Maggie hatte einen Sohn!
    Das hieß: Sie war mit einem anderen zusammen.
    Justice wurde so kalt, dass er das Gefühl hatte zu erstarren. Er redete sich ein, längst über sie hinweg zu sein. Er sagte sich, dass es am besten so war, immerhin war ihre Ehe vorbei. Doch er hatte den lebendigen Beweis dafür vor sich, dass alles, was sie miteinander geteilt hatten, nicht mehr existierte. Tiefes Bedauern stieg in Justice auf und nahm ihm fast die Luft zum Atmen. Die Vorstellung, wie Maggie in den Armen eines anderen Mannes lag, brachte ihn fast um. Aber hatte er etwas anderes

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