In der Hitze jener Nacht
entschieden, es dir zu sagen, weil ich finde, dass du ein Recht darauf hast, Jonas kennenzulernen.“
Maggie hatte das Gefühl, dass Justice jeden Moment zu Stein erstarren müsste. Er tat, was er immer tat: Er schwieg, statt auf ihre Worte einzugehen. Warum nur?
Ja, er hatte ihr immer gesagt, dass er sich keine Kinder wünschte. Aber sie hatte gehofft, er würde seine Meinung ändern, wenn er seinem Sohn gegenüberstand. Sie hatte so sehr gehofft, er würde Jonas sofort ins Herz schließen.
Insgeheim hatte sie sich sogar gewünscht, Justice würde zum ersten Mal in seinem Leben einen Fehler eingestehen. In ihren Tagträumen hatte er nur einen Blick auf Jonas geworfen und sie sofort auf Knien um Verzeihung gebeten. Ich hätte es besser wissen müssen, dachte Maggie. „Idiot.“
„Ich bin kein Idiot!“
„Ich habe auch nicht von dir gesprochen“, entgegnete sie. Er stand so dicht vor ihr und war doch so weit entfernt.
Langsam brach die Nacht herein. Draußen wehte vom Meer ein starker Wind, der an den Fensterrahmen rüttelte und die Äste der Bäume gegen das Dach trieb.
Justice war nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Er war ihr nah genug, sodass sie seine Körperwärme spürte. Und nahe genug, um sich an ihn zu schmiegen und ihn anzufassen. Schon während der Massagen hatte sie das starke Bedürfnis verspürt, ihn anders als auf therapeutische Weise zu berühren.
Als sie sich jetzt daran erinnerte, wie er während ihrer Behandlung reagiert hatte, durchströmte eine wohlige Wärme ihren Körper. Seine Erregung war nicht zu übersehen gewesen. Und die Tatsache, dass Justice sie begehrte, hatte auch ihr Verlangen nach ihm gesteigert.
„Sieh mal“, sagte Justice leise und brach damit den Zauber, der einen Moment lang zwischen ihnen gelegen hatte. „Ich bin bereit, mit der Therapie weiterzumachen, wenn auch ungern. Aber ich möchte so schnell wie möglich gesund werden. Wenn du mir dabei helfen kannst – wunderbar. Aber wenn du bleibst, musst du mit dem ganzen Unsinn aufhören, dass ich der Vater deines Babys sein soll. Ich will davon nichts mehr hören.“
„Du willst also, dass ich lüge?“, fragte Maggie.
„Ich will, dass du aufhörst zu lügen.“
„Sehr gut. Keine Lügen. Du bist Jonas’ Vater.“
Er presste die Zähne zusammen. „Verdammt noch mal, Maggie!“, murmelte er finster.
„Ich möchte nicht, dass du in Gegenwart meines Sohns fluchst.“ Sie sah Jonas an. Obwohl er gerade einmal sechs Monate alt war, schien er die Anspannung zu spüren, die in der Luft lag. Seine großen Augen füllten sich mit Tränen, und seine Unterlippe begann zu zittern. Zweifellos würde er jeden Moment zu weinen anfangen.
Justice lachte dumpf auf. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er das versteht.“
Sie schaute in die blauen Augen ihres Babys, die denen seines Vaters zum Verwechseln ähnlich sahen. Dann strich sie Jonas tröstend über die Wange. „Ich glaube, er hat ein Gespür für den Ton“, erwiderte sie ruhig. „Und ich möchte nicht, dass du in seiner Gegenwart diesen Ton anschlägst.“
Geräuschvoll atmete Justice aus und schwieg einen Moment, bevor er sagte: „Also gut. Dann werde ich in Gegenwart des Kindes eben nicht mehr fluchen. Aber du hörst auf, Spielchen mit mir zu treiben.“
„Ich treibe keine Spielchen.“
„Du hast doch was vor, Maggie. Lass es dir gesagt sein, es wird nicht funktionieren.“
Kopfschüttelnd erwiderte sie: „Ich wusste ja, dass du stur bist, Justice. Aber dass du so starrköpfig bist, hätte selbst ich nicht gedacht.“
„Und ich hätte nie gedacht, dass du mich betrügen würdest.“ Er drehte sich um und verließ mit schmerzverzerrtem Gesicht das Zimmer.
Als sie sah, wie viel Mühe es ihm bereitete, zerriss es ihr fast das Herz. Es berührte sie, dass ein so großer und starker Mann wie Justice auf einen Gehstock angewiesen war. Natürlich würde er bald wieder gesund sein. Maggie wusste jedoch, wie tief es Justice in seinem Stolz verletzte, vor ihr Schwäche zu zeigen. Trotz ihres Mitgefühls konnte sie ihn allerdings nicht so einfach davonkommen lassen.
„ Betrügen ? Du glaubst, ich betrüge dich?“ Maggie holte tief Luft und lächelte Jonas an, um ihn nicht zu beunruhigen. Sie wollte ihn auf keinen Fall zum Weinen bringen, nicht wegen eines Manns, der sich weigerte, die Wahrheit zu erkennen, obwohl sie ihn mit der Nase darauf stieß. „Ich bin weder eine Betrügerin noch eine Lügnerin, Justice King.“
Er wandte sich nicht um,
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