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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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war beendet. Sam und die Kinder spülten das Geschirr. Paul und Jenny hatten sich in das gemütliche, kleine Wohnzimmer verfügt. Sie hatten sich auf das Sofa gesetzt. Er schlang den Arm um sie, aber sie entzog sich ihm. Vielleicht schämt sie sich, dachte er. Vielleicht hat sie Angst, daß Mark und Rya hereinplatzen. »Laß uns noch etwas rausfahren«, schlug er vor. »Ich weiß nicht.« Er stand auf. »Komm doch, ein bißchen frische Luft tut dir gut.« Es war kühl draußen. Sie bestiegen den Wagen. »Stellst du die Heizung an?« bat sie. »Komm in meine Arme, ich wärme dich.« Er strahlte sie an. »Wo geht's bitte hin?«
    »Wir könnten nach Bexford fahren, da kenne ich eine kleine Bar.«
    »Wir wollten doch nirgendwo hingehen, wo wir uns anstecken können.«
    »In Bexford gibt's keine Grippekranken.«
    »Wieso eigentlich nicht? Es liegt doch gar nicht so weit von Black River.«
    »Ich weiß es nicht, es ist nun mal so.« Er legte den Gang ein und lenkte das Fahrzeug auf die Straße. »Einverstanden. Eine kleine Bar in Bexford.« Sie saß an ihn gelehnt. Sie hatte einen kanadischen Sender  eingestellt. Swing der vierziger Jahre. Es war eine schöne Fahrt. Sie waren wie in einem kühlen, dunkelgrünen Tunnel. Nur du und ich, dachte Paul. Ein angenehmer Gedanke. Sie war schön wie die Nacht. Sie war schlank, aber ihre Ausstrahlung schien den Wagen auszufüllen. Ihre Züge waren entspannt. So schön. Viel attraktiver als die Modemädchen in Vogue. Volle, weiche Lippen, die zu den Klängen von Benny G00dman summten. Als sie sich zurücklehnte, streiften ihre Haare seine Wange. Ihr kühler, sauberer Duft stieg zu ihm auf. Sie waren in Bexford angekommen. Er hatte eine Parklücke gegenüber der kleinen Bar gefunden. Er zog den Zündschlüssel ab. Sie lehnte sich zu ihm und gab ihm einen schwesterlichen Kuß. »Du bist lieb.«
    »Warum bin ich lieb?«
    »Weil du auf der ganzen Fahrt nichts gesagt hast. Du hast mich träumen lassen.« Er lächelte. »Wir verstehen uns ohne Worte, wußtest du das nicht?«
    »Doch, das ist mir auch schon aufgefallen.«
    »Aber du sagst das so, als sei das selbstverständlich.«
    »Ich find's nicht selbstverständlich.«
    »Jenny, wir beide...«
    »Ich möchte nicht, daß wir über irgendwas Ernstes sprechen«, sagte sie und legte ihm einen Finger auf den Mund. »Ich finde schon, wir sollten miteinander auch einmal über ernste Dinge sprechen.«
    »Nein«, sagte sie, »das möchte ich nicht. Und weil du so lieb bist, wirst du tun, was ich sage.« Sie gab ihm einen Kuß und stieg aus. Es war ein Lokal mit vierzehn Tischen in der Mitte des Raumes und einer Reihe von Nischen an der Wand zur Linken. Countrymusik aus einem Musikautomaten. Der Barkeeper stand vorgelehnt und unterhielt sich mit den Gästen. Er sprach wie W. C. Fields auf einem Ausflug ins Grüne. Vier Männer saßen an der Bar. Die letzte Nische  war frei. Sie setzten sich. Der Wodka-Martini für Jenny war serviert worden und der Scotch für Paul. »Warum kommst du nicht auf ein paar Tage ins Zelt?« sagte Paul. »Ich habe einen Schlaf sack für dich mitgebracht.«
    »Gerne«, sagte sie. »Wann?«
    »Vielleicht nächste Woche.«
    »Ich werd's gleich morgen früh den Kindern sagen, daß du's mir versprochen hast. Die machen dir die Hölle heiß, falls du es dir anders überlegst.« Sie lachte. »Scheint, die beiden mögen mich.«
    »So könnte man's sagen.« Jenny nahm einen Schluck von ihrem Glas. »Weißt du, was mich Rya gefragt hat, als sie mir beim Kaffeemachen half?«
    »Nein.«
    »Sie hat mich gefragt, ob ich meinen ersten Ehemann zum Teufel gejagt habe, weil er ein schlechter Liebhaber war.«
    »Das ist ja wohl nicht dein Ernst.«
    »So wie ich's sage, Paul.«
    »Das Mädchen ist erst elf. Manchmal denke ich... Ich meine, ich frage mich, ob...«
    »Reinkarnation?«
    »Vielleicht. In diesem Leben ist sie natürlich erst sieben Jahre alt. Aber vielleicht ist sie in ihrem vorherigen Leben siebzig Jahre alt geworden. Was hast du ihr eigentlich geantwortet?« Jenny seufzte. »Ich habe ihr gesagt, es geht sie überhaupt nichts an, ob mein Mann ein schlechter Liebhaber war oder nicht. Sie hat mich dann gebeten, ich soll nicht böse sein mit ihr, sie sei nun einmal ein kleines Mädchen, das eine Menge Fragen hat, sie sei ganz einfach neugierig auf das Erwachsenenleben, auf die Liebe und die Ehe.«
    Er grinste. »Ich kann dir sagen, wie's weitergeht. Ich bin al lein in dieser Welt. Niemand kümmert sich um mich. Niemand sagt mir,

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