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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der Grippe angesteckt wird. Wenn er's erst einmal hat, kriegen es die Kinder ganz bestimmt.«
    »Verstehe«, sagte Bob. »Aber das ist nichts Ernstes. Keine richtige Grippe, wenn Sie mich fragen. Nur Schüttelfrost. Nächtlicher Schüttelfrost.«
    »Mir setzt die Krankheit aber ganz schön zu«, sagte Emma. »Ich kann nicht richtig schlafen, nicht einmal am Tage. Ich bin heute nachmittag etwas eingenickt und mit Schüttelfrost wieder aufgewacht.«
    »Sie sehen beide ganz gesund aus«, sagte Paul. »Ich sage Ihnen ja, es ist nichts Ernstes«, meinte Bob. »Schüttelfrost, weiter nichts. Meine Großmutter hat schon darunter gelitten.«
    »Deine Großmutter hat unter allen Krankheiten gelitten, die in ihrem Hausarztbuch standen«, sagte Emma. »Schüttelfrost, Rheumatismus, Wechselfieber, Wallungen...« Paul mußte lachen. »Was soll's. Kommen Sie, setzen Sie sich zu uns. Ich geb' einen aus.« Bob warf einen raschen Blick auf die Uhr. »Danke, aber das geht jetzt nicht. Hier wird jeden Samstagabend Poker gespielt, in
    einem Hinterzimmer. Wir werden erwartet, Emma und ich.«
    »Sie spielen Poker, Emma?« fragte Jenny ungläubig. »Besser als Bob«, sagte Emma. »Letztes Mal hat er fünfzehn Dollar verloren, und ich habe zweiunddreißig Dollar gewonnen.« Ein Grinsen erschien auf Bobs Gesicht. »Jetzt sag auch dazu, woran das liegt. Wenn du mitspielst, achten die Männer nicht mehr auf ihre Karten, sondern auf etwas anderes.« Emma ließ die Fingerspitzen über ihren Ausschnitt gleiten. »Bluffen gehört zum Poker. Wenn die Idioten auf meine Tittis schielen anstatt auf ihre Karten, dann spielen sie eben schlechter Poker als ich.« Sie hatten Bexford hinter sich gelassen und waren auf dem Weg nach Hause. Sie waren fünfzehn Kilometer gefahren, als Paul auf einen Rastplatz einbog. »Halt bitte nicht an«, bat Jenny. »Warum nicht?«
    »Weil ich dich liebe.« Er sah sie unschlüssig an. »Und du findest, das ist ein Grund, nicht anzuhalten?« Sie vermied es, ihn anzusehen. »Ich mag dich, Paul, aber ich weiß auch, du bist nicht die Art von Mann, die sich mit Sex zufriedengibt. Du willst mehr, und auf mehr bin ich nicht vorbereitet.« Er umfaßte sie mit einer zärtlichen Geste und drehte ihr Kinn so, daß sie ihn ansah. »Ich erinnere mich an unsere Gespräche in Boston. Du warst zunächst ganz unsicher, was aus uns beiden werden sollte. Zum Schluß hast du mir dann gesagt, wir sollten zusammenbleiben, du brauchst nur noch etwas Zeit für eine endgültige Entscheidung über die Form, wie das geschehen kann.« Es war beim letzten Weihnachtsfest gewesen. Paul hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht. Jenny hatte weder ja noch nein gesagt. Seitdem versuchte er sie davon zu überzeugen, daß sie füreinander geschaffen waren. »Und jetzt ist wieder alles ganz anders.« Sie küßte seine Hand. »Ich brauche Zeit.«
    »Ich bin anders als dein erster Mann, Jenny.«
    »Das weiß ich. Du bist...«
    »Lieb?« Sie schwieg. »Ich brauche noch etwas Zeit«, sagte sie nach einer Weile. »Wie lange?«
    »Ich weiß es nicht.« Er sah ihr prüfend in die Augen. Dann legte er den Gang ein und bog wieder auf die Straße ein. Er hatte das Radio eingeschaltet. Ein paar Minuten verstrichen. »Bist du mir böse?« fragte sie. »Nein. Ich bin nur etwas enttäuscht.«
    »Ich verstehe nicht, wie du so sicher sein kannst«, sagte sie. »Du solltest mehr Vorsicht walten lassen.«
    »Ich weiß, daß ich dich liebe«, sagte er. »Das genügt mir.«
    »Und das ist dein Fehler«, sagte sie. »Macht es dich denn gar nicht nachdenklich, daß ich deiner verstorbenen Frau sehr ähnlich sehe? Wir sind gleich groß, haben die gleiche Figur, die gleiche Haarfarbe, die gleichen Augen. Ich habe Fotos von ihr gesehen.« Was sie sagte, machte ihn verlegen. »Glaubst du etwa, ich liebe dich nur, weil du ihr ähnlich siehst?«
    »Du hast sie sehr geliebt, habe ich recht?«
    »Das hat nichts mit dir zu tun. Ich liebe dunkelhaarige, sinnliche Frauen.«
    »Mag sein.«
    »Verdammt noch mal, ich verstehe gar nicht, was du da hineingeheimnissen willst. Ich liebe dich, weil du Jenny bist, nicht weil du irgend jemandem ähnlich siehst oder nicht ähnlich siehst.« Schweigend glitten sie dahin, nur der Motor und das Rauschen der Reifen auf dem Asphalt war zu hören. In den Büschen leuchteten Augen auf. Rotwild. Paul sah in den Rückspiegel. Wie graziöse Geistwesen überquerten die Rehe den Fahrstreifen.
    »Du bist sicher, wir sind füreinander geschaffen«, sagte Jenny.

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