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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Paul war darauf gefaßt, daß ihnen hinter der nächstbesten Ecke ein Posten entgegentrat, den Salsbury ausgestellt hatte. Es hätte ihn ebensowenig überrascht, wäre Sams Experiment mit Harry in ein tödliches Duell eingemündet. Zwei langhallende Schüsse. Dann endloses Schweigen. Sie kamen an der St.-Luke's-Kirche vorbei, der einzigen Kirche in Black River, die für alle Konfessionen geöffnet war. Die Fassade war frisch gestrichen. Es gab einen hohen Glockenturm, der vorne an der Main Street stand. Sam ging zum hinteren Eingang. Er drückte gegen die Tür, sie war nicht verschlossen. Sie schlüpften durch den Spalt, einer nach dem anderen. Ein paar Minuten lang verharrten sie in dem fensterlosen Vorraum und warteten, ob ihnen jemand folgen würde. Niemand kam. »Manchmal hat man eben auch Glück«, flüsterte Jenny. Sam ging voran. Sie betraten das düstere Kirchenschiff und umrundeten den Altar. Sie betraten die Sakristei. Jenny stolperte über einen Stapel Meßgewänder. Ihre Schritte verursachten ein dumpfes Poltern auf dem Bretterboden. Sie warteten, bis der Hall verklungen war. Sie hatten sich an der Hand ergriffen. Sam öffnete eine Tür. Eine Wendeltreppe kam in Sicht. Sam ging voran, Jenny folgte, dann kam Rya, Paul war der letzte. Er blieb auf der untersten Stufe stehen, bis sich seine Augen an das Dunkel gewöhnt hatten. Er hielt den gesicherten Revolver in der rechten Hand. Er warf einen Blick hinter sich. Die Kirche war schweigende Düsternis. Er folgte den anderen. Die Wendeltreppe endete auf einer Plattform, die 3 Meter mal 3 Meter groß war. Sie standen auf der obersten Ebene des Glockenturms, die Glocke hing über ihnen. Die Kette, mit der die Glocke bewegt wurde, führte durch ein Loch im Fußboden in die Sakristei hinab. Die Glockenkammer war niedrig, sie war nur 1,20 Meter hoch, so daß sie knien mußten. Es gab vier breite Aussichtsschlitze, einen auf jeder Seite. Jenny und Rya saßen an die Mauer gelehnt, Jenny hielt ihr Gewehr auf den Knien. Sie sprach mit Rya, aber ihre Stimme war so leise, daß Paul sie nicht verstehen konnte. Als sie Pauls Blick auf sich ruhen sah, lächelte sie. Ihre Hand liebkoste die Stirn des Mädchens. Das wäre eigentlich meine Aufgabe gewesen, durchfuhr es Paul. Ich bin der Vater. Ich muß Rya trösten, ihr begreiflich machen, was nicht zu begreifen ist. Wirklich? Nein, dachte er. Meine Aufgabe ist eine andere. Ich muß mich darauf vorbereiten, einen Menschen zu töten. Wahrscheinlich nicht nur einen. Der Gedanke durchzuckte ihn, daß die Gewalt, das Blut, mit dem er sich beschmutzen würde, daß all das sein Verhältnis zu Rya verändern würde. Sie würde Angst vor ihm haben, so wie sie Angst vor Bob Thorp bekommen hatte. Gewiß, es gab Gründe für den Mord, den er begehen würde. Aber hatte nicht jeder Mörder >Gründe    »Er hat uns wirklich in der Falle.«
    »Und inzwischen wundert er sich ganz fürchterlich, warum wir nicht die Polizei verständigen oder aus Black River zu fliehen versuchen.« Der größte Teil des Ortes lag zur rechten Seite. Der Platz. Ultman's Cafe mit den mächtigen dunklen Eichen. Das Rathaus. Geschäfte. Häuser mit Backsteinfassade. Bungalows. Das Gebäude der Telefongesellschaft. Die katholische Kirche. Der Friedhof. Das Union-Theater mit seinem altmodischen Vordach. Die Straße zur Sägemühle. Und all das reingewaschen vom Regen, niedlich, friedlich, unschuldig. Aber inmitten dieser Unschuld lauerte das Böse, versteckt im Hirn eines Menschen, der sie alle unterjochen wollte. »Bist du sicher, daß Salsbury sich nach wie vor im Rathaus verschanzt?« fragte Paul. »Wo

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