In der Oase des Scheichs
Wanne mit den nostalgischen Löwenfüßen und die weißen Wandfliesen. Ich hoffe, es gefällt Ihnen.“
„Es hat so viel Charme. Ich finde es ganz wunderbar!“ Claudia war hingerissen. Von allem: den flauschigen Badetüchern, dem bereitgelegten Bademantel, dem antiken Wandtelefon bis zu dem hinter einem Spiegel verborgenen Fernseher.
Amina lächelte. „Dann bin ich zufrieden. Ich hoffe, es gefällt Ihnen so gut, dass Sie möglichst lange hierbleiben.“ „Das wird leider nicht möglich sein. In Kalifornien wartet viel Arbeit auf mich.“
Amina nickte, doch Claudia hatte den Eindruck, dass sie ihr gar nicht wirklich zugehört hatte. Stattdessen öffnete sie den begehbaren Kleiderschrank, in dem ein seidenes Negligé und ein farblich dazu passender Morgenmantel hingen.
„Was tragen Sie heute Abend auf der Party?“, wollte Amina wissen.
„Ich … habe leider nichts Passendes dabei.“ Claudia öffnete ihre Reisetasche, die der Hausangestellte auf eine Kofferablage aus Rattan gestellt hatte. Beklommen betrachtete sie die mitgebrachten Kleidungsstücke. Wo hatte sie nur beim Packen ihren Kopf gehabt? Vor ihr lag nur Bürokleidung. Sie hatte sich auf Vertragsverhandlungen, nicht auf Urlaub eingestellt.
„Sehen Sie, das ist noch ein Grund, warum ich nicht hätte mitkommen sollen. Ich kenne niemanden und bin, ehrlich gesagt, auch kein Partytyp.“ Was für eine Untertreibung! Ihr schickstes Outfit war ein dunkles Kostüm mit Seidenbluse, das sich nicht wesentlich von ihrer üblichen Bürokleidung unterschied.
„Kein Problem. Sie können etwas von mir anziehen.“ Amina betrachtete sie kurz von oben bis unten. „Ich würde sagen, wir haben dieselbe Größe. Ich bringe Ihnen sofort ein paar Sachen zum Anprobieren. Sie wissen ja, dass ich eine Boutique besitze, oder? Für mich gibt es nichts Schöneres, als Frauen einzukleiden.“
Wieder einmal bemerkte Claudia die Ähnlichkeit zwischen Amina und ihrem Bruder. Beide gingen völlig in ihrem Beruf auf.
Amina setzte sich in einen mit edlem Brokat bezogenen Sessel und schlug die Beine übereinander. „Ja, ich liebe meine Arbeit. Was ist denn Ihre Lieblingsbeschäftigung?“
„Meine … Lieblingsbeschäftigung?“ Claudia setzte sich ihr gegenüber auf die Bettkante. „Ich koche gerne, und ich bin Mitglied in einem Literaturkreis. Darüber hinaus habe ich nicht viel Zeit. Ich arbeite abends meist recht lang.“
Amina runzelte die Stirn. „Daran ist mein Bruder schuld. Ich muss mit ihm darüber reden.“ „Nein, bitte tun Sie das nicht. Ich liebe meine Arbeit.“
Als ob Sam seine Arbeitsgewohnheiten ändern würde, nur weil Amina ihn darauf ansprach.
„Na gut, wenn Sie meinen. Doch jetzt hole ich ein paar Kleider für die Party.“
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber wahrscheinlich passen sie mir nicht. Ebenso wenig wie ich zu der Party passe. Ich würde wirklich lieber …“
„Sie sind schüchtern, nicht wahr.“ Amina lächelte ihr ermutigend zu. „Samir hat es mir schon verraten.“
Claudia musste schlucken. „Er hat über mich geredet?“
„Aber sicher. Ich weiß, wie tüchtig Sie sind und wie loyal. Und dass er ohne Sie nicht zurechtkäme. Die Wahrsagerin scheint sie auch zu kennen.“ Amina neigte den Kopf leicht zur Seite. „Ja, Sie sind genau so, wie ich Sie mir vorgestellt habe.“
Aus irgendeinem Grund war Claudia darüber nicht sehr erfreut. Es klang so langweilig, wie Amina sie beschrieb. Und Sam schätzte sie auch nur wegen ihrer Zuverlässigkeit. Sie gehörte zur Firma, und er brauchte sie, so wie er sein Faxgerät und den Kopierer brauchte. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich müde. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf das Himmelbett und sah dann auf ihre Armbanduhr. Kein Wunder. In Kalifornien war es jetzt Mitternacht.
„Legen Sie sich doch ein wenig hin.“ Amina war ihr Blick nicht entgangen. „Ruhen Sie sich kurz aus, bevor der Spaß beginnt“, fügte sie lächelnd hinzu.
Spaß? Wohl kaum. Aber nun war sie hier und musste sehen, dass sie den Abend irgendwie hinter sich brachte. Die Müdigkeit übermannte sie, und sie legte sich auf das kühle glatte Bett. Nur für einen Moment.
Als sie erwachte, ging die Sonne unter, und das Meer schimmerte golden. Für einen Augenblick wusste Claudia nicht, wo sie war.
Sie sah sich um und erblickte die schönsten Abendkleider in allen Farben. Sie lagen über dem Sessel, hingen im geöffneten Schrank und waren am Fußende des Betts ausgebreitet. Auf dem Boden türmten
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