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In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grace
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den Souks herumgestromert waren. Ahmad mochte arbeitsscheu sein, aber er war ein guter Geschichtenerzähler. Und während er redete, wurde ein abenteuerlustiger junger Sam vor Claudias innerem Auge lebendig.
    Wie konnte er sich so verändert haben? Der Sam von heute dachte nur noch an seine Arbeit. Vielleicht brauchte er jemanden, der ihn ablenkte und auf andere Gedanken brachte, damit wieder etwas von seinem eigentlichen Wesen zum Vorschein kam. Vielleicht war Zahara die Richtige. Sie würde dafür sorgen, dass er weniger Zeit im Büro verbrachte.
    Claudia konnte sich ein Leben ohne Sam kaum vorstellen. Trotzdem war es an der Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und während Sams Onkel eine kurze Rede über den Wert von Familie, Liebe und Ehe hielt, stieg eine große Traurigkeit in ihr auf.
    Nun war die Reihe an Sam, eine kurze Ansprache zu halten.
    „Ich möchte meine Familie und alle meine Freunde herzlich begrüßen“, begann er, und er sah so entspannt und zufrieden aus. Claudia konnte den Blick nicht von ihm wenden. Auch wenn sie wusste, was nun kam. Es wäre besser, sich bei ihrem Tischherrn zu entschuldigen und unbemerkt aus dem Raum zu schlüpfen. Doch sie saß wie versteinert auf ihrem Platz, in Erwartung des Schlags, der ihr Leben für immer verändern würde.
    „Wie ihr wisst, möchten Zahara und ich heute Abend etwas bekannt geben. Die Eröffnung wird einige überraschen und, davon bin ich überzeugt, alle froh machen.“
    Claudia warf einen Blick auf die vom Kerzenlicht beleuchteten Gesichter um sie herum. Sams Familie saß an einem Tisch beisammen. Vielleicht täuschte sie sich, aber Amina schien verwirrt zu sein, und Sams Vater sah sehr müde aus. Stimmte etwas nicht? Warum sah man ihnen die Freude über die Erfüllung des lang gehegten Traums nicht an?
    „Es tut uns sehr leid, dass wir unsere Familien enttäuschen müssen, aber ich möchte euch mitteilen, dass Zahara und ich beschlossen haben, uns nicht zu verloben.“
    Claudia war wie vom Donner gerührt. Warum hatte er ihr nichts davon gesagt? Anscheinend fand er, dass sein Privatleben sie nichts anging.
    Die Gäste an den Tischen begannen zu murmeln.
    Sam blickte unbeirrt in die Runde. Er hatte die kurze Bekanntmachung fest und bestimmt vorgetragen und keinen Zweifel daran gelassen, dass die Sache entschieden war. Überall im Raum wurden Stimmen laut, die Enttäuschung und Entsetzen ausdrückten.
    Schließlich stellte sich Zahara neben Sam auf das Podium, und es wurde schlagartig still. Was konnte sie noch zu sagen haben? „Ich möchte mich bei euch allen dafür bedanken, dass ihr gekommen seid. Es ist ein wunderbares Fest. Samir und ich sind sehr dankbar für euer Verständnis und für eure Freundschaft.“ Sie stieg vom Podium herab und ging hoch erhobenen Hauptes zwischen den Tischen hindurch zum Ausgang.
    Das Stimmengewirr schwoll an. Es summte wie in einem Bienenstock.
    „Was ist passiert?“
    „Wer von beiden hat die Verlobung abgesagt?“
    „Zahara.“
    „Was? Aber warum?“
    „Wie schrecklich für die Al-Hamris.“
    „Ich kann es nicht glauben.“
    „Was ist nur los mit ihr?“
    „Hat sie einen anderen?“
    „Nein!“
    „Ja.“
    „Was für eine Tragödie für ihre Familie.“
    Claudia sah zu, wie Sam zum Tisch seiner Familie ging und Platz nahm. Das Dinner nahm seinen Fortgang. Als Nächstes gab es grünen Salat mit Nüssen und Trockenfrüchten in einer würzigen Vinaigrette. Doch Claudia war der Appetit nun endgültig vergangen, und sie schob den Salat auf ihrem Teller lustlos hin und her.
    Ahmad schien von dem ganzen Spektakel unberührt und ließ es sich schmecken.
    „Mir war gleich klar, dass es nicht funktionieren würde“, sagte er selbstgefällig. „Man sollte sich nie mit einem Workaholic einlassen.“
    „Glauben Sie, dass sie deshalb die Verlobung abgesagt hat?“ Claudia legte endgültig die Gabel nieder.
    „Wer sagt denn, dass sie es war?“ Er trank einen Schluck von seinem alkoholfreien Drink. „Vielleicht ist Sam noch rechtzeitig aufgegangen, was für ein schlechter Ehemann er wäre, und er wollte die Arme vor einer Ehe mit ihm bewahren.“ Er lächelte wissend. „Wie auch immer, wir beide scheinen die einzigen Gäste zu sein, die nicht schockiert sind. Habe ich recht?“
    „Schon möglich.“
    „Sam wird Ärger kriegen, das können Sie mir glauben. Seine Familie wird alles andere als erfreut sein.“ „Nur wegen einer geplatzten Verlobung?“ „Oh, es ist mehr als das. Er hat mit der Tradition

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