In der Oase des Scheichs
doch sicher nichts Neues für Sie.“
„Schon.“ Sie fühlte sich ein wenig unbehaglich unter seiner Berührung. Auch war sein Gesicht sehr nah an ihrem. Vielleicht glaubte Ahmad, mit einer Amerikanerin leichtes Spiel zu haben.
„Am meisten reizt mich die Wüste. Ich habe die Dünen und die Oasen bisher nur auf Bildern gesehen, aber …“
„Sie müssen die Stadt vom Wasser aus betrachten. Nur so kann man die Skyline wirklich bewundern. Ich habe ein Segelboot. Fahren Sie doch morgen mit mir hinaus. Oder sind Sie genauso ein Workaholic wie ihr Boss?“
„Nein, ich meine … ich weiß noch nicht, was morgen ansteht. Ich muss vorher mit Samir reden. Wahrscheinlich ist viel zu erledigen. Ich bin schließlich zum Arbeiten hier.“
Es gab genug zu tun. Wie konnte sie auch nur die Möglichkeit in Betracht ziehen, mit diesem Fremden segeln zu gehen? Dazu war sie doch nicht nach Tazzatine gekommen.
„Arbeit, Arbeit, nichts als Arbeit“, witzelte er. „Sie sind nur einmal hier. Möglich, dass wir und unser Land Ihnen so gut gefallen, dass Sie uns öfter besuchen.“ Er zwinkerte ihr zu.
„Ach, hier sind Sie.“ Sam trat auf den Balkon hinaus. „Ich habe Sie schon gesucht.“
„Wir haben gerade über dich geredet“, begrüßte Ahmad seinen Cousin. „Du kannst dieses reizende Geschöpf doch nicht den ganzen Tag in dein Büro sperren.“ Er drückte ihre bloße Schulter. Claudia musste sich zusammennehmen, um nicht einen Schritt zurückzutreten und sich seiner Berührung zu entziehen. Sein Benehmen stieß sie ab, aber sie war hier zu Gast und wusste nicht, ob sein Verhalten noch als akzeptabel galt oder nicht.
„Das geht auf keinen Fall“, fuhr Ahmad fort. „Zumindest morgen sollte sie freihaben und mit mir segeln gehen. Sagen wir um zehn? Da haben wir den besten Wind.“
Sam sah Claudia lange an, bevor er antwortete. Sie bemerkte seine leicht gerunzelte Stirn, so als fragte er sich, ob sie sich über die Arbeitsbelastung beklagt hatte. Seine Augen leuchteten im schwachen Licht, das aus dem Ballsaal zu ihnen herausdrang. Was mochte ihm durch den Kopf gehen? Die geplante Segeltour? Ihr ungewohntes Outfit? Oder war etwas zwischen ihm und Zahara vorgefallen? Wenn nur Ahmad nicht da wäre, dann könnte sie ihn fragen.
Sicher fand er ihr Make-up und ihre neue Frisur übertrieben. Von dem trägerlosen Kleid gar nicht erst zu reden.
„Wir sind auf Geschäftsreise, Ahmad“, erwiderte Sam kurz. „Claudia weiß das. Natürlich werde ich ihr etwas von unserem Land zeigen. Aber die Arbeit geht vor.“
„Er hat sich kein bisschen verändert“, sagte Ahmad zu Claudia und schüttelte gespielt verzweifelt den Kopf. Doch anscheinend war er nicht bereit, so leicht aufzugeben. „Wir können uns später noch darüber unterhalten.“
Mit einer angedeuteten Verbeugung entfernte er sich und gesellte sich zu einer Gruppe junger Leute im Ballsaal.
„Und er hat sich ebenfalls nicht verändert“, bemerkte Sam. „Er hat schon immer die Arbeit gescheut und bringt lieber sein Erbe durch. Wenn Sie wirklich mit ihm segeln gehen wollen, dann tun Sie das.“
„Aber was ist mit dem Vertrag? Wann treffen wir uns mit den Bayadhis?“
„Erst am Nachmittag. Ich wollte … aber egal, nutzen Sie die Gelegenheit zu einer Segeltour. Sie scheinen sich in Ahmads Gesellschaft wohlzufühlen. Die meisten Frauen finden ihn sehr unterhaltsam.“
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Ein langes Schweigen folgte, das Claudia nicht zu unterbrechen wagte. Wo ist Zahara? Wie ist das Gespräch verlaufen? Wird jetzt die Verlobung bekannt gegeben?
Wortlos standen sie sich gegenüber. Eine Ewigkeit, wie ihr schien. Dann trat Sam einen Schritt zurück und betrachtete sie. Langsam glitt sein Blick von ihrer neuen Frisur bis hinab zu ihren eleganten Sandaletten. Er kniff die Augen zusammen. Sie hielt den Atem an.
„Sie sehen … heute so anders aus“, sagte er schließlich. Kein Lächeln. Kein Stirnrunzeln. Nur ein sehr intensiver Blick.
Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus. Was meinte er mit „anders“? War das ein Vorwurf oder ein Kompliment?
„Ich habe mich aber nicht verändert. Ich bin immer noch dieselbe Frau.“
„Gut.“ Dann schlug er vor, hineinzugehen. „Das Dinner beginnt gleich.“ Beide wussten, dass sich niemand setzen würde, solange die Hauptperson fehlte.
„Aber was ist mit Zahara? Das Dinner kann doch nicht ohne sie beginnen.“
Er antwortete zunächst nicht. Auf das Balkongeländer gestützt, blickte
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