In der Oase des Scheichs
gebrochen. Sich über seine Eltern gestellt. Ich muss sagen, ich bewundere ihn für seinen Mut. Ich weiß nicht, ob ich den Nerv gehabt hätte. Sie könnten das, oder nicht?“
„Ich weiß nicht. Es ist schön, wenn man alle auf seiner Seite hat.“ Vielleicht hätten ihre Eltern sie gewarnt, wenn sie Malcolm vor der Hochzeit kennengelernt hätten. Immer wieder ging ihr Ahmads Satz durch den Kopf, dass Sam ein schlechter Ehemann wäre. Das stimmte doch gar nicht. Sam war einfühlsam, liebenswürdig, zuvorkommend …
Aber was wusste sie schon? Sie hatte selbst einen großen Fehler begangen. Und anders als Sam und Zahara hatte sie es nicht rechtzeitig bemerkt. Würde Sam ihr irgendwann sagen, was eigentlich geschehen war?
Die Kellner reichten nun verschiedene Käsesorten: aromatischen einheimischen Ziegenkäse, frischen italienischen Asiago, reifen Camembert, gesprenkelten Roquefort und weitere Sorten, die sie nicht kannte. Dazu wurden eine Auswahl an Früchten und verschiedene Cracker serviert. Danach gab es Torte mit frischen Himbeeren und Sahne, dazu Kaffee. Normalerweise hätte Claudia in den Köstlichkeiten geschwelgt. Aber an diesem Abend war ihr Magen wie zugeschnürt.
Ahmad hingegen ließ das Familiendrama kalt. Vielleicht freute es ihn auch, dass Sam das Gespräch des Abends war und sicher nicht nur Gutes über ihn geredet wurde. Jedenfalls ließ er keinen Gang aus, genoss auch sichtlich noch den Kuchen zum Abschluss und trank zwei Tassen Kaffee dazu.
Dann begannen sich die Gäste zu verabschieden. Alle umarmten und küssten sich, Männer wie Frauen. Das Fest schien zu Ende zu sein. Wäre auch so früh Schluss gewesen, wenn die Verlobung stattgefunden hätte? Oder hätte man dann bis tief in die Nacht hinein gefeiert? Claudia wusste es nicht. Sie befand sich in einem fremden Kulturkreis. Doch selbst in ihrem eigenen Land war sie nicht vertraut mit gesellschaftlichen Anlässen dieser Rangordnung, geschweige denn dem Knigge für die Feier einer geplatzten Verlobung.
„Was machen wir jetzt?“ Zuvorkommend zog Ahmad ihr den Stuhl zurück, nachdem Claudia aufgestanden war. „Sie haben noch gar nichts vom Nachtleben mitbekommen. Lassen wir doch die gedrückte Atmosphäre hinter uns. Ich zeige Ihnen unsere Hauptstadt von einer Seite, die Touristen sonst nicht kennenlernen.“
„Danke“, antwortete sie mit einem sehnsüchtigen Blick zur Tür. „Aber ich bin sehr müde.“ „Ja, der Jetlag. Ich weiß ein gutes Mittel dagegen: durchfeiern bis zum Morgen.“ „Lieber nicht.“ Sie wollte sich nur noch in Aminas Gästezimmer zurückziehen und schlafen, bis die Sonne sie weckte. Oder bis Sam sie brauchte. Ihre Füße schmerzten, in ihrem Kopf wirbelten die Gedanken über die Ereignisse des vergangenen Tages durcheinander, und sie wollte einfach nicht mehr reden müssen.
„Kommen Sie schon, schöne Frau“, drängte er, nahm sie bei der Hand und zog sie zur Tür.
„Nein, ich …“
„Sie hat Nein gesagt!“
Claudia drehte den Kopf. Sam war hinter ihr aufgetaucht, und seine Augen blitzten.
„Gut“, lenkte Ahmad ein. „Dann bringe ich Claudia jetzt nach Hause.“ „Das übernehme ich“, sagte Sam. Ahmad zuckte die Schultern. „Dann bis morgen“, verabschiedete er sich und verließ sie. Sam ging mit Claudia hinaus. Nun konnte sie ihn fragen, was geschehen war.
„Ich verstehe das alles nicht“, brach es aus ihr hervor. Ohne zu überlegen, redete sie weiter. „Wenn die geplatzte Verlobung etwas mit mir zu tun hat, würde ich es gern wissen.“
„Mit Ihnen?“ Er klang so verblüfft, dass sie sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte. „Mit Ihnen hat es gar nichts zu tun. Zahara hat mir heute Nachmittag eine Szene gemacht, weil sie es nicht zu einer Verlobung kommen lassen wollte. Deshalb tat sie so, als wäre sie eifersüchtig. Das Ganze war an den Haaren herbeigezogen. Natürlich ist sie nicht auf Sie eifersüchtig.“
Claudia befürchtete, gleich in Tränen auszubrechen. Sie war todmüde und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sams Worte hatten sie wie ein Schlag ins Gesicht getroffen.
Bevor sie etwas erwidern konnte, war Sams Vater auf sie zugeeilt. „Was hat das alles zu bedeuten?“ Er packte Sam am Ärmel. „Wie konntest du mich auf so grausame Art enttäuschen?“
„Es tut mir leid, Vater. Ich wollte es dir schon früher sagen. Aber ich habe dich nie allein angetroffen. Und ich habe Zahara versprochen, dass sonst niemand von unserer Ankündigung erfährt.“
„Ich
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